Helsinki. . Tove Jansson, die Illustratorin und Autorin der Mumins-Abenteuer, kam vor 100 Jahren am 9. August 1914 zur Welt. Damals hatte der Erste Weltkrieg gerade begonnen. Mit den Mumins schuf sich die finnlandschwedische Künstlerin später eine friedliche Gedankenwelt. Erinnerungen an ein bewegtes Leben.

Die erste Mumin-ähnliche Gestalt malte Tove Jansson als Mädchen an die Wand eines Toilettenhäuschens. Daneben schrieb sie: „Freiheit ist das Beste von allem.“ Dieser erste Mumin sollte Immanuel Kant darstellen. Dabei hat das Wesen mit der Nilpferd-Schnauze auf den ersten Blick so wenig mit dem Philosophen gemein wie mit der Gattung, zu der der gemütliche Mini zählt: Trolle.

Für die finnlandschwedische Künstlerin bedeuteten die Abenteuer im Mumintal später gedankliche Freiheit in einer Zeit, als Europa in den 40er-Jahren vom Krieg gefangen war. Bei ihrer Geburt, am 9. August 1914, war der Erste Weltkrieg gerade ausgebrochen.

Vater war Bildhauer, die Mutter Zeichnerin

Tove war keine gute Schülerin, sie fühlte sich in der Schule eingesperrt. Sie wuchs zwischen Bildern und Skulpturen in Helsinki auf. Der Vater war Bildhauer, die Mutter Zeichnerin. Die Kunst wurde auch ihre Ausdrucksform. Als Hitler in Deutschland an die Macht kam, zeichnete die linksorientierte junge Frau mutig Karikaturen vom Diktator, etwa als quengelndes Kind, das immer mehr vom Kuchen will.

Wie friedlich war dagegen das Mumintal mit seinen vielen Figuren, darunter das Snorkfräulein oder die Mumin-Mutter, die in ihrer Fürsorge Tove Janssons eigener Mutter glich. Die Bücher wurden in 33 Sprachen übersetzt. Kinder auf der ganzen Welt liebten sie. Tove Janssons Wunsch nach einem eigenen Kind war dagegen gering, auch als sie kurz davor war, den Journalisten Atos Wirtanen zu heiraten. Zum ei­nen wollte sie für die Kriegsmaschinerie nicht „gebären“, zum anderen befürchtete sie, dass ein Kind ihre Freiheit einschränken könnte.

Sie fing an, Comics von den Mumins zu zeichnen, erst für eine schwedische Zeitung, später für ei­ne englische. Die Augsburger Puppenkiste zeigte die Mumins das erste Mal 1959 im Fernsehen.

Jansson starb 2001

So sehr die Trolle Tove anfangs glücklich machten, wurde sie nach Jahren der Zeichnerei der Mumins überdrüssig. Wie bei einer „verschlissenen Ehe“ wünschte sie sich einen Neuanfang. Zusammen mit ihrer langjährigen Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä, ebenfalls Künstlerin, zog sie in den Sommermonaten aus ih­rem Atelier in Helsinki in ein Holzhäuschen auf einer kleinen Schäreninsel. Sie kehrte zurück zur Malerei, fing an, für Erwachsene zu schreiben. Im „Sommerbuch“ erzählt sie auf heitere Weise vom Älterwerden.

Tove Jansson, die ihr Leben lang geraucht hatte, bekam Krebs. Sie starb am 27. Juni 2001. Religiös war sie nie gewesen. Auf die Frage nach ihren Gedanken zum Leben nach dem Tod hatte sie einst geantwortet: „Ich warte gespannt, auf das, was kommt – und hoffe, dass es eine fröhliche Überraschung wird.“

Weiterlesen:

Die lesenswerte Biografie von Tove Jansson, geschrieben von der Finnin Tuula Karjalainen, ist nun bei Urachhaus auf Deutsch erschienen (350 S., 36 €); „Das Sommerbuch“ bei Bastei Lübbe (204 S., 12 €)

Die Mumin-Comcis wurden teils neu aufgelegt und koloriert: Reprodukt, ab 10 €. Ein Doppelband vereint die ersten Mumin-Geschichten: Willkommen im Mumintal (Arena, 255 S., 10 €)