Essen/Hattingen. . Solistische Sahnehäubchen in Hattingen und Essen beim Klavier-Festival Ruhr: Pablo Held durfte den US-Saxophonisten Dave Liebman einladen und hielt sich beim Zusammenspiel zurück, Jacky Terrasson brachte Duke Ellingtons „Caravan“ in Hattingen mit einem beherzten Griff in den Kasten des Flügels aus dem Tritt.
Gutes bis Fabelhaftes aus der – weiträumig gedachten – Region stand jetzt an zwei Abenden der „JazzLine“ beim Klavier-Festival Ruhr auf dem Programm, beides in Köln angesiedelt, beides mit solistischem Sahnehäubchen. In der Essener „Lichtburg“ traf das weithin gefeierte Pablo Held Trio auf den US-Saxophonisten Dave Liebman, in der Hattinger Henrichshütte präsentierte die WDR Big Band den französisch-amerikanischen Pianisten Jacky Terrasson.
Mit dem aus Herdecke stammenden Pablo Held, der in den letzten Jahren Preise und Auszeichnungen nur so abräumte, konnte das Klavier-Festival mal einer – wenn auch abgewanderten – Jazzkoryphäe aus dem Revier eine große Bühne bieten. Der 27-jährige Pianist hatte sich Dave Liebman als Gast gewünscht, einen seiner ganz großen Helden, dessen Musik, dessen Sound ihn von klein auf begleitete.
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Vielleicht lag’s am Respekt vor dem gestandenen Improvisator und Lehrer, vielleicht am Konzept: kaum proben, lieber vor dem Konzert den Kopf leer bekommen, dann die Musik frei fließen lassen. Held selbst jedenfalls griff nur verhalten in die Tasten. Mit Robert Landfermann (Bass) und Jonas Burgwinkel (Drums) bildet er seit Jahren ein bestens eingespieltes Trio, und als solches begleiteten die drei ihren Gast, der souverän auf sie einging. Sie spielten ihm zu, statt ihn herauszufordern oder mit ihm zu einer „Vierer-Einheit“ zu finden. Das war schön gespielt, aber sehr vorsichtig.
Wah-Wah und Blubbereffekte
Ein Projekt mit der WDR Big Band Köln ist Jahr für Jahr Teil der „JazzLine“. Diesmal gab’s eine Premiere und einen (Fast-) Abschied: Zum ersten Mal arbeitete das Orchester mit Jacky Terrasson; für Bandleader Michael Abene war es das vorletzte Konzert als Chefdirigent (endgültig nimmt er am Freitag in Köln Abschied).
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Da Terrasson eher mit Kleinensembles Erfahrung hat, ließ Abene sich nicht nehmen, das komplette Programm für die Bigband einzurichten, eine eindrucksvolle Kostprobe seiner Arrangeurskunst. Gespielt wurden Stücke aus dem Repertoire des Pianisten, aus 20 Jahren seiner Kariere und diversen Stilrichtungen.
Da kam Terrassons „My Church“ als titelgerecht soulhaltige Gospelballade und „Happiness“ als kleine Jazzsamba. In Thelonious Monks Ballade „Ruby, My Dear“ kommentierte der Pianist die Linien des Flügelhorns mit kleinen Gegenmelodien und „hüpfenden“ Akkorden, die von fein abgestuften Bläsersätzen aufgefangen wurden. Für Charlie Chaplins berühmtes „Smile“ fand Abene ein zartes Holzbläser-Intro und baute die Bigband behutsam um Terrassons ältere Trioversion herum. Der Pianist wechselte vom Klavier zum E-Piano und zurück, brachte Duke Ellingtons „Caravan“ – als unbegleitetes Solo – mit Griff in den Kasten des Flügels aus dem Tritt und spielte am Fender-Rhodes voller Begeisterung mit Wah-Wah- und Blubbereffekten. Die Groove-Nummer „Gouache“ bot passende Gelegenheit fürs obligatorische Drum-Solo gegen Ende des Konzerts, das mit einem entspannten Blues-Shuffle lauter begeisterte Hörer entließ.