Düsseldorf. Der Neuromantiker Igor Levit eröffnete in der Düsseldorfer Tonhalle den Reigen, der bis zu Hilary Hahn und Hauschka reichen wird. In Schloss Benrath wird es beim Schumann-Festival um Waldeseinsamkeit gehen – auch für Kinder. Der Pianist Levit wird auch beim Klavierfestival Ruhr auftreten.
Er gilt wahrlich als Neuromantiker, Igor Levit, der mit 13 erste Konzerte weltweit gab und heute, mit gerade 27, von manchen bereits zu den Pianisten des Jahrhunderts gezählt wird. Der Deutsch-Russe, dessen Beethoven-Einspielungen Kult und am 30. Juni beim Klavierfestival Ruhr in Mülheim zu erleben sind, saß jetzt zur Eröffnung des Düsseldorfer Schumannfests auf dem Pult in der Düsseldorfer Tonhalle.
Der Pianist, der das leiseste Pianissimo spielen kann, gab sich bescheiden, zurückhaltend, wie immer. Und zwar mit Schumanns Klavierkonzert. Ein ungewöhnliches Hör-Erlebnis, denn so ausgefallen leise, langsam und sezierend, dabei aber rhythmisch belebend hört man dieses Werk in a-moll selten.
Zu Düsseldorf pflegt das in Gorki geborene Klaviergenie eine besondere Beziehung, spielte er doch kürzlich mit den Symphonikern bei ihren Gastspielen (zum 150-jährigen Orchester-Bestehen) in Moskau und Wien. Schade, dass die Symphoniker mit ihm nicht nun auch das Schumann-Fest eröffneten. Stattdessen reiste das Tschaikowsky-Symphonieorchester aus Moskau an, das einige Schwierigkeiten hatte.
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Das Zusammenspiel der Instrumentengruppen gelang selten, Holzbläser patzten bei manchen Einsätzen. Ganz zu schweigen von dem überwiegend dumpfen Sound. Bei dem, was Levit an Brillanz und Farbenreichtum dem Steinway entlockte, konnten die Moskauer leider nicht mithalten. Schon bei dem ersten Stück, Glinkas Ouvertüre zu „Ein Leben für den Zar“, wollte das Orchester kaum in Schwung kommen. Ur-Alt-Meister Vladimir Fedoseyev, vor 40 Jahren mal ein hoch gerühmter Maestro, kam nur mit Mühen in Gang.
Romantisiere Dich!
Levits Schumann aber ließ aufhorchen, war festivalwürdig. Seine hauchzarten Triller, sein betont verlangsamtes Tempo, in dem er jeden Akkord zelebriert und wie ein Juwel präsentiert – all das ist sehr elegant, wenn auch manchmal am Rande des Manierierten. Doch wirkt er dabei keine Sekunde eitel, sondern lehnt sich wie ein Diamantenschleifer über die Tasten und erarbeitet sich jeden Ton in lyrisch verträumtem Klang.
Romantisiere Dich! Das Motto des Schumannfests passt also gut zu Igor Levit. Ebenso zu den warmen und dunklen Farben von Mezzosopran Vesselina Kasarova, die am zweiten Abend mit Liedern von Schumann, Brahms, Rachmaninow und Tschaikowsky in eine Epoche entführte, in der Menschen noch mehr Zeit hatten, ihr Gefühlsleben zu pflegen.
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Bis 2. Juni stehen noch ungewöhnliche Musik-Events auf dem Programm, wie ein musikalischer Trip von Stargeigerin Hilary Hahn und dem Düsseldorfer Multitalent und Pianisten Hauschka: Am 25. Mai kreieren er mit seinem präparierten Klavier und Hahn mit ihrer Nobelvioline romantische Sehnsuchtsgefühle. Um Waldszenen, auch für Kinder, und um Waldeinsamkeit geht es außerdem bei Konzerten im Schloss Benrath.
Tickets/Infos: Tel. 0211/ 3902 0193, www.schumannfest.de.
Igor Levit beim Klavierfestival Ruhr am 30. Juni mit den Beethovensonaten op. 109, 110 und 11, Stadthalle Mülheim.