Witten. . Die koreanische Pianistin Hye-Jin Kim gab beim Klavier-Festival Ruhr imausverkauften Haus Witten ein leidenschaftliches, technisch perfektes Debüt.
Mit vor Spannung zerreißenden Klangwänden und sanften Melodien präsentiert die hochgelobte Pianistin Hye-Jin Kim die nächste Runde des „Klavier-Festivals Ruhr“ am Samstagabend. Die Hörer des im Vorfeld bereits ausverkauften Haus Witten hörten farbenprächtige Interpretationen von Stücken von Beethoven, Franz Schubert und Camille Saint-Saëns.
Die von Kritikern hochgelobte Hye-Jin Kim verfügt unbestreitbar über eine meisterhafte Technik. In ihrem Spiel kokettiert die Koreanerin stets mit dissonanten Akkorden, die sie aber immer wieder in Wohlgefallen und Harmonie auflöst. Die Pianistin pendelt zwischen unterschiedlichsten musikalischen Stimmungen und Motiven mühelos hin und her, so dass ihre Stücke für den Hörer äußerst spannungsreich klingen.
Die Studentin der Berliner „Hochschule für Musik Hanns Eichler“ spielt aber nicht nur mit virtuosem Fingerspitzengefühl, sondern zugleich auch mit sehr viel Leidenschaft. In einigen Momenten mutetet ihr Spiel fragil und voller Sehnsucht an, in anderen aufbrausend und geradezu polternd. Hye-Jin Kim scheint mit ihren Händen Pirouetten auf den Tasten zu drehen, sie springt über mehrere Oktaven, um dann in anderen Passagen wieder verträumt entlang fließender Harmonien zu mäandern. In einer Sonate in A-Dur K24 von Domenico Scarlatti fliegen die hohen Töne den tiefen zunächst regelrecht davon, bis dann später die linke Hand die Dominanz übernimmt und schließlich die tiefen die hohen Tone vor sich hertreiben. Der Nachwuchsmusikerin gelingt in ihrer Interpretation der Sonate ein herrlich sprühender Tonfluss, der die Hörer sichtbar mitreißt.
In Schuberts Drei Klavierstücken op. posth. D.946 durchbricht Hye-Jin Kim immer wieder die von ihr aufgebauten düsteren Klangwände und entblättert ein zartes und äußerst eingängiges Motiv, dessen Wiederkehr die Hörer mit Vergnügen erwarten. Harmonisch und romantisch anmutend, bildet es einen spannungsreichen Gegenpol zu den anderen, stürmischeren Passagen des Stückes. Die junge Pianistin gefällt sich sehr in solch einem kontrastreichen Spiel, da sie in jeder einzelnen Facette ihr Können genüsslich widerspiegeln kann.
Weitere Pianokonzerte
Mit Bravo-Rufen und tosendem Applaus zollten die Hörer der jungen Musikerin nach dem Konzert ihren Respekt und entließen sie erst nach einer Zugabe. Noch bis Mitte Juli werden im gesamten Bundesland im Rahmen des Klavier-Festivals weitere Pianokonzerte stattfinden.