Bochum. Der Vertrag mit Intendant Franz Xaver Ohnesorg (66) wurde um fünf weitere Jahre verlängert. Zur Eröffnung der Saison kommen Leon Fleisher, Nicolas Angelich und die Neuen Philharmonie Westfalen in die Bochumer Jahrhunderthalle.

Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, und das Gedenken an diese „Urkatastrophe“ ist vielfältig. Erinnert wird nicht zuletzt daran, wie produktiv die Künstler jener Zeit, teils aus eigenem Erleben, auf das Schlachten und Morden reagierten. In der Musik bildete sich sogar ein neues Repertoire heraus, Klavierstücke für die linke Hand. Das war dem traurigen Umstand geschuldet, dass Pianisten wie Paul Wittgenstein im Krieg ihren rechten Arm verloren hatten.

Viele Komponisten schrieben für ihn Konzerte, aber auch Kammermusik. Manches davon gilt es neu zu entdecken. Eine Spurensuche, der sich das Klavier-Festival Ruhr in dieser Saison annimmt. Zur Eröffnung in Bochums Jahrhunderthalle erklingen deshalb die Klavierkonzerte für die linke Hand von Sergej Prokofjew, mit Leon Fleisher als Solisten, und Maurice Ravel, gespielt von Nicolas Angelich.

Düsteres Ravel-Konzert

Fleisher geht das in seiner Struktur klassizistisch anmutende Werk Prokofjews behutsam an, in nuancierter Tongebung. Manches aber wirkt allzu zaghaft, der spöttische Biss fehlt, den diese Musik eben auch bietet. Schön ist dabei, dass die Neue Philharmonie Westfalen (in erweiterter Kammerbesetzung) mit Dirigent Dennis Russell Davies die Klangbalance hält, den Solisten trägt.

Auch interessant

Düsterer, teils monumentaler, herber und fiebriger gibt sich das Ravel-Konzert. Die Jazz-Elemente mögen den Großstadtsound der wilden 20er widerspiegeln, doch die vorangegangene Katastrophe wird nicht ausgeblendet. Solist Nicholas Angelich spielt entsprechend mit packendem Zugriff, zudem elegant, teils rhythmisch pointiert.

Der Abend ist indes auch einer des Orchesters. Wie die Neue Philharmonie Westfalen Ravels „Rhapsodie Espagnole“ interpretiert, beseelt, leidenschaftlich, den Klangfarbenreichtum des Werks auf das Schönste herausstellend, verdient allen Beifall. Und zu Beginn, mit Prokofjews Opernsuite „Die Liebe zu den drei Orangen“, stürzen sich die Musiker mutig, manchmal allerdings allzu plakativ, ins Brachiale, Martialische.