Bottrop. Mona Asuka Ott spielte beim Klavier-Festival Ruhr jetzt erstmals im alten Lokschuppen an der Gabelsberger Straße. Der langestreckte, malerische Raum aus rauem Backstein erwies sich als durchaus klassiktauglich.
Nach zwei Jahren gab es beim diesjährigen - noch jungen - Klavier-Festival Ruhr für das Bottroper Publikum ein Wiederhören mit Mona Asuka Ott. Mit ihrem Auftritt im Lokschuppen erschloss die 23-jährige deutsch-japanische Pianistin zugleich einen historischen Industrieort für das Festival, das seit vielen Jahren neben den bewährten Sälen immer wieder auch neue Spielorte einbezieht, die für die Geschichte der Region oder der jeweiligen Stadt stehen.
Zwar ist der lang gestreckte malerische Backsteinbau nicht absolut schalldicht - aber das ist ja selbst die Bochumer Jahrhunderthalle nicht, die lange schon Spielort für zwei renommierte Festivals wie das Klavier-Festival und die Ruhrtriennale ist. Dennoch war die Akustik überraschend klar, direkt, was gleich zu Beginn die eher akademisch-sezierende Annäherung der jungen Solistin an Bachs bekannte zweistimmige Inventionen noch betonte.
Während Otts Spannungsaufbau im einleitenden Variationen-Satz der berühmten As-Dur-Sonate Beethovens (Nr. 12, op. 26) gemächlich daherkam, dem Trauermarsch die fahle Trostlosigkeit eher maskenhaft-mechanisch aufgelegt schien, so bewegte sie sich später bei Schuberts drittem und viertem Impromptu aus op. 90 in einer dramatischen Klangwelt, die sie sich eroberte. Ott durcheilte nicht, sie gestaltete, mit stupender Beweglichkeit - vor allem auch der rechten Hand.
Flink und durchtrainiert griff Mona Asuka Ott zu auf Chopins Nocturne Nr. 1 b-Moll und leuchtete vor allem deren Schwester e-Moll op. post.72 in ihrer theatralischen Dur-Moll-Dramaturgie spannungsvoll aus.
Ihr volles technisches Rüstzeug fuhr die Solistin allerdings in Franz Liszts abschließender „Tarantella“ aus „Venezia e Napoli“ auf. Hier entwarf sie ein großartig changierendes Stimmungsbild, in dem sich halsbrecherische Läufe mit chromatischen Figuren und fast dissonantem Nebel abwechselten. Ott fügte diese theatralischen Figuren zu einer salonhaften Schauerromantik zusammen und lässt dabei die zahlreichen virtuosen Ornamente kokett glitzern. Belcanto am Flügel.
Dem Publikum diesem von der Familie Müller von MC Bauchemie ausgerichteten Abend am durchaus romantischen Industrie-Ort spendierte sie den berühmten virtuosen „Hummelflug“ und eine weitere Nocturne Chopins.