Bochum. . Beim Detroit-Projekt begegnen internationale Künstler dem Strukturwandel: Das Programm reicht vom Gärtnern auf dem Theatervorplatz bis zum Recyceln von alten Materialien aus dem Opelwerk. Gastgeber sind das Schauspielhaus und der Ruhr.2010-Nachfolger Urbane Künste Ruhr.

Als in Detroit die Automobilproduktion wegbrach, war das der Anfang vom Ende der einst prosperierenden „Motorcity“. Wenn die Opelwerke in Bochum Ende des Jahres für immer schließen werden, ist das für die Stadt und das Ruhrgebiet zwar ein herber Schlag, aber Verwerfungen wie in Michigan/USA sind wohl eher nicht zu erwarten.

Bochum lässt sich nicht unterkriegen. Rathaus und Wirtschaft stricken an einem konzertierten Konzept namens „Perspektive Bochum 2022“, und auch die Künstler stehen dem strukturellen Umbruch nicht achselzuckend gegenüber. Vielmehr rufen sie trotzig: „This is not Detroit“ (Bochum ist nicht Detroit)! Um mit dem Kunstfestival „Detroit-Projekt“ die Bürger ausdrücklich einzuladen, die Zukunft ihrer Stadt kreativ mitzugestalten.

Gärtnern auf dem Theatervorplatz

Dieser Tage wurde das vom Schauspielhaus und dem Ruhr.2010-Nachfolger Urbane Künste Ruhr aufgezogene Kunst- und Stadtfest eröffnet – mit dem Anknipsen der Lichtinstallation „How Love Could Be“ von Tim Etchell, die nun in 70 Metern Höhe am Fördergerüst des Bergbau-Museums Strahlkraft entwickelt. Strahlkraft will das Festival auch entwickeln, dessen Programm vom Gärtnern auf dem Theatervorplatz bis zum Recyceln von alten Materialien aus dem Opelwerk reicht; angereichert von den verschiedensten künstlerischen Interventionen, die sich übers ganze Stadtgebiet erstrecken. Die Fotoausstellung mit Bochumer Motiven, hoch über der Einkaufsmeile der Kortumstraße, ist dafür nur ein Beispiel.

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„Wir fragen nach der Zukunft der Menschen in Bochum und suchen neue Wege für das Zusammenleben. Denn wenn eine Stadt sich so ändert wie Bochum im Moment, braucht man eine große, gemeinsame Bewegung, die sich den Herausforderungen stellt“, sagt Sabine Reich, geschäftsführende Dramaturgin am Schauspielhaus.

Für die Theatermacher von der Königsallee ist naturgemäß die ganze Welt Bühne; warum also auch nicht der Stadtraum, der sich in den nächsten neun Wochen dank des Engagements lokaler und internationaler Künstler in eine Freiluft-Kunstwerkstatt verwandeln soll. Das Detroit-Projekt, das u.a. von Land und Bund mit 1,1 Mio. Euro gefördert wird, will in Kooperation mit Künstlern aus drei weiteren Opel-Städten in Polen, Spanien und Großbritannien selbstbewusst den industriellen Wandel annehmen. „Das Projekt hat das Potenzial, internationale Aufmerksamkeit zu erregen und zugleich lokal neue Perspektiven zu eröffnen im Wechselspiel zwischen Kunst und Urbanität“, steht für Katja Aßmann, künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr, fest.