Gelsenkirchen. . Holzköpfe und Pappkameraden, Plüschträger und Schattenwesen beim poetischen Stelldichein: Die Figurentheaterwoche in Gelsenkirchen misst die ganze Bandbreite des aktuellen Puppenspiels aus – mit Michel aus Lönneberga, den „Berliner Stadtmusikanten“ und dem australischen Puppen-Star Neville Tranter.

Eine Woche lang geben sich auf den Bühnen von Gelsenkirchen Holzköpfe und Pappkameraden, Plüschträger und Schattenwesen ein poetisches Stelldichein. Die 3. Figurentheaterwoche misst bis zum 1. Februar mit 15 Inszenierungen für Kinder und Erwachsene die ganze Bandbreite des Puppenspiels aus.

So unterschiedlich die Figuren, so facettenreich die Themen: Im Kinderprogramm treten vor allem die Klassiker hervor, „Michel aus Lönneberga“ zum Beispiel, dem das „Blaues Haus“ aus Krefeld im Consol Theater pulsierendes Leben in den hölzernen Kopf einhauchte. Ein magisches, nostalgisches Gesamtkunstwerke aus einer Hand: Volker Schrills erzählt mit seinen selbstgeschnitzten, an altertümliche Kasperle erinnernden Figuren von den Streichen des blonden Bengels, schauspielert und bewegt zugleich Handpuppen und Requisiten, zarte Akkordeonmusik unterstreicht den märchenhaften Charme der Bühne.

Stadtmusikanten türmen aus dem Altenheim

Die Verpuppung eines finnischen Bestsellers für Erwachsene zeigte, dass es auch ganz anders geht: schräg, schrill und überbordend skurril. Titel: „Der wunderbare Massenselbstmord“. Das brillant abgedrehte Duo Anne Swoboda und Stella Jabben (vom Koproduktionstheater „7Schuh“) nutzt für die Umsetzung dieses Romans von Arto Paasilinna unterschiedlichste Darstellungsformen: Sie erzählen, spielen, tanzen, singen und bedienen sämtliche Figuren. Wie Zinnsoldaten winzig kleine, die sie mit der Videokamera auf Lebensgröße an die Leinwand werfen, und markante Handpuppenpersönlichkeiten.

Auch interessant

In faszinierendem Wechselspiel von Schauspiel und Puppentheater erzählen sie von gescheiterten, einsamen Existenzen, die eines eint: Todessehnsucht. Die morbide Bande rauft sich zusammen für den großen gemeinsamen Abgang und entdeckt bei der Reise zum Abgrund die Lust am Leben wieder. Schwarzer Humor mit Tiefgang.

Tragikomische Züge trägt auch die zweite Erfolgsproduktion für Erwachsene. Das Berliner „Theaterauf der Zitadelle“ setzte sich ebenfalls mit Themen wie Alter und Würde, Einsamkeit und Freundschaft auseinander. In der Inszenierung „Die Berliner Stadtmusikanten“ wollen vier tierische Senioren etwas Besseres finden als den Tod und nehmen Reißaus aus dem Altenheim. Gemeinsam sind Kuh, Wolf, Katz und Spatz stark. Eine rührende Komödie voller Witz und vier herrlichen Handpuppen, die von Regina Wagner und Daniel Wagner spiel- und stimmstark zum Leben erweckt werden.

Janoschs „Tiger“ auf Türkisch

Figurentheater hat in Gelsenkirchen eine lange, erfolgreiche Tradition. Bereits 1976 entstanden im Revierpark Nienhausendie ersten „Tage des deutschen Puppenspiels“. Daraus erwuchs im Kulturhauptstadtjahr 2010 die Figurentheaterwoche, die die Stadt als Veranstalter nun im Zweijahresrhythmus auf unterschiedlichen Bühnen präsentiert, in diesem Jahr sind es das Consol Theater, das Schloss Horst und drei Jugendzentren. Ob Janoschs „Tiger“ für Kinder in deutscher und türkischer Sprache, Grimmiges für Große oder die aktuelle Inszenierung des australischen Großmeisters des Figurentheaters Neville Tranter – fast alle Vorstellungen sind längst restlos ausverkauft.

Karten gibt es noch für:

  • „Peter Pan“ (Schwabacher Marionettenbühne), 29.1., 15 Uhr
  • „Ein Schaf fürs Leben“ (Figurentheater Gingganz), 31.1., 15 Uhr
  • „Schneewittchen“ (Lille Kartofler Figurentheater), 1.2., 15 Uhr
  • Alle im Consol Theater Gelsenkirchen, Bismarckstraße 240. Tel. 0209/9 88 22 82