München. Michael Krüger sprach noch skeptisch vom “Netz“, wenn er das Internet meinte, sein Nachfolger an der Spitze des Hanser-Verlages will dieses Netz nun stärker einbinden. Und das ist nicht die einzige Neuerung, die Jo Lendle für das Traditionshaus plant.
Der neue Chef des Münchner Hanser Verlages, Jo Lendle (45), will das Traditionshaus jünger machen. "Hanser versammelt enorm viele hervorragende Autoren, das ist außergewöhnlich und beglückend. Allerdings macht es weniger hungrig auf neue Stimmen", sagte er im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ/Donnerstag). "Andere Häuser waren zuletzt bei der Suche aktiver." Lendle ist seit dem 1. Januar verlegerischer Geschäftsführer bei Hanse
Er trat die Nachfolge von Michael Krüger (70) an, der jahrzehntelang an der Hanser-Spitze stand. "Michael Krüger kann man nicht ersetzen", sagte Lendle der Zeitung. "Auf die ihm eigene Art ist er vollkommen unersetzlich. Darauf hat er ja selbst hingewiesen - und damit absolut recht."
Während Krüger dem Internet noch sehr kritisch gegenüberstand und es etwas abschätzig "dieses Netz" nannte, will Lendle "dieses Netz" stärker in das Hanser-Geschäftsmodell einbauen. "Manches von dem, was im Netz entsteht, gehört längst zu unserer Literatur", sagte er der "FAZ". "Wolfgang Herrndorfs Blog "Arbeit und Struktur" war für mich schon große Literatur, als er nur im Netz zu lesen war." Literaturblogs und Leserbewertung im Netz würden immer wichtiger. "Verlage sollten sich nicht zu fein sein, Bloggern Rezensionsexemplare zu schicken."
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Rezensionsexemplare für Blogger
Der Hanser Verlag müsse auf den Umbruch des Buchmarktes reagieren. "Wie spiele ich beim neuen Geschäft mit, obwohl es mein altes Geschäft angreift?" - das sei die entscheidende Frage. "Niemand will enden wie Kodak nach dem Aufkommen der Digitalfotos."
Künftig soll es bei Hanser außerdem mehr Autorinnen geben. "Im aktuellen Frühjahrsprogramm sind von 29 Autoren 27 Männer. Da sollte sich ein Hauch Balance hineinbringen lassen." Sparen will Lendle, der in der Schule die Leistungskurse Mathematik und Physik hatte, dagegen im Münchner Verlag und seinen Zweigstellen an Kriminalliteratur. "Über alle Verlage hinweg werden wir weniger Krimis machen." (dpa)