Washington. Ein Filmmogul war Israels 007: Arnon Milchan, der Produzent von „Pretty Woman“, beschaffte Material für Nuklearwaffen. „Ich tat es für mein Land“, gestand er jetzt, „und ich bin stolz darauf.“

In „Mr. und Mrs. Smith“ zelebrieren Angela Jolie und Brad Pitt, wie es ist, wenn in einer Ehe der Schein trügt. Er Auftragskiller. Sie Auftragsmörderin. Man liebt sich. Mit Hintergedanken. Bis die Schalldämpfer auf die Pistolenhälse geschraubt werden und erhaben das Blut spritzt.

Arnon Milchan, der milliardenschwere Produzent des Kinofilms, dem auch andere Hollywood-Schlager wie „Pretty Woman“, „J.F.K“ oder „Es war einmal in Amerika“ gelungen sind, muss beim bleihaltigen Schmidteinander besonderen Jux empfunden haben. Weiß er doch am besten, wie man seiner Umwelt ein anderes Leben vortäuscht: Einer der umtriebigsten Mogule der Traumfabrik war im Hauptberuf Geheimagent. Für Israel. Und was für einer.

Der 69-Jährige besorgte über Tarnfirmen der Regierung in Tel Aviv jene kleinen Elektronenröhren, die als Zünder für Nuklearwaffen benutzt werden, führte mit Wissen von Großkalibern wie Shimon Peres und Ariel Scharon Auslandskonten und erwies sich als furchtloser Sachwalter für Erez Israel. „Ich tat es für mein Land“, gestand er jetzt in einem TV-Interview, „und ich bin stolz darauf.“

Angeworben vom späteren Premierminister Shimon Peres

Die späte Beichte schlug nur außerhalb des Filmgeschäfts wie eine Bombe ein. Innen erinnerte man sich an das Buch von Meir Doron und Joseph Gelman. In „Das Leben des Geheimagenten, der zu einem Hollywood-Tycoon wurde“ legten die Autoren vor zwei Jahren in bewundernder Tonlage die Biografie des Kahlkopfs frei: „Er ist ein Superagent in der Wirklichkeit, und er kommt dabei einem echten James Bond so nah wie möglich.“

Auch interessant

Angeworben vom ehemaligen Verteidigungs- und späteren Premierminister Shimon Peres, wurde Milchan in den 70er Jahren eine Schlüsselfigur in „Lakam“, dem zum Aufbau und Schutz des israelischen Nuklearprogramms gegründeten Techno-Geheimdienstes. Milchan besorgte Material für Atomanlagen und Urananreicherung. Ein früherer Chef des Fernsehsenders Fox News wird zitiert: „Erzähle niemals Witze über einen, der leichten Zugang zu Massenvernichtungswaffen hat.“

Ob Milchan heutzutage immer noch aktiv ist, blieb offen

Milchan selbst steuerte eine Anekdote bei, die frösteln oder staunen lässt: Einmal will er einen deutschen Ingenieur, „den man nicht kaufen konnte“, überredet haben, Unterlagen zum Bau eines Atomreaktors auf dem heimischen Küchentisch liegen zu lassen. Als der Wissenschaftler aushäusig war, schickte Milchan nach eigenen Worten Agenten in die Wohnung, die die Papiere abfotografierten. Spionage lange vor der NSA.

Milchan will bei seiner „Arbeit für Israel“ hinter den Kulissen kein Solitär gewesen sein. Auch Sidney Pollack, der vor fünf Jahre verstorbene Hollywood-Regisseur, sei mit an Bord gewesen. Ob Milchan heutzutage immer noch aktiv ist, blieb offen. Derzeit produziert seine Firma „New Regency“ das biblische Drama „Noah“. In gewisser Weise auch eine sehr israelische Angelegenheit.