London. Mit William Boyds Roman “Solo“ ist der britische Superagent James Bond als Romanfigur zurückgekehrt. In dem Roman soll der Doppel-Null-Agent helfen, einen Bürgerkrieg in einem westafrikanischen Land einzudämmen. Auf Deutsch erscheint das in den 1960er Jahren spielende Buch am 1. Oktober.

Die stilisierten Einschusslöcher im Einband des Buches sind Programm: "Solo", William Boyds neuer und erster Roman über den britischen Superagenten James Bond, ist gewürzt mit den Zutaten, die "007" über die Jahrzehnte in Wort und Bild zum Kult gemacht haben. Viel Blut, raffinierte Waffen-Spielereien, schöne Frauen und ein bisschen Wortwitz. Dennoch geht Boyds Bond weit über die teils simplen Drehbücher jüngerer Bond-Filme hinaus. Oder wie Lucy Fleming, die Nichte von Bond-Erfinder Ian Fleming es beschreibt: "Mein Onkel hat gesagt, Bücher müssen es schaffen, dass der Leser umblättert. Dieses Buch hat das erfüllt."

Der Schotte Boyd, in seinen ersten Lebensjahren in Ghana aufgewachsen, lässt den Geheimagenten im Dienste Ihrer Majestät ins Afrika des Jahres 1969 reisen. Zanzarim nennt Boyd das Land, in dem ein fürchterlicher Bürgerkrieg um Macht und Bodenschätze tobt. Die britische Regierung als ehemalige Kolonialmacht unterstützt die Zentralregierung mit Waffen, um den Krieg zu beenden - und um den Zugang zum Öl für westliche Konzerne zu öffnen. Bond, getarnt als Reporter einer französischen Nachrichtenagentur, soll nachsehen, warum es die Rebellen entgegen aller militärischen Vernunft schaffen, weiterhin Widerstand zu leisten.

Boyd hält sich an die Vorgaben in Flemings Büchern

Boyd gibt sich in seiner bis zum Tag des Verkaufsstarts streng geheim gehaltenen Geschichte wenig Mühe, die Parallelen zum blutigen Biafra-Krieg zu kaschieren, der Ende der 1960er Jahre in Nigeria tobte. Ein Thema, das der Autor schon 2002 in seinem Buch "Any Human Heart" behandelte und das ihn seit seiner Jugend umtreibt. Hunderttausende Kriegsopfer, hungernde Kinder, Flüchtlingskarawanen - das ist der Boden, auf dem der Thriller fruchtet. Und aus dem eine mit vielen Windungen atemberaubend inszenierte Agenten-Story wird, deren Handlung natürlich nicht auf den kleinen Staat in Afrika beschränkt bleibt, sondern weltpolitische Dimensionen erreicht.

In dem Roman über den britischsten aller Agenten rechnet Boyd ein bisschen auch mit der Kolonialpolitik seines Heimatlandes ab. "Sie haben sich für uns entschieden", sagt der Chef des britischen Secret Service "M" an einer Stelle des Besuches über den Willen des Volkes im Fantasiestaat Zanzarim, unter britisches Patronat gestellt zu werden. "Erstaunlich" antwortet Bond, so trocken wie sein Wodka Martini, den er auch in diesem Buch geschüttelt - nicht gerührt - genießt. Folgerichtig widersetzt sich der Agent dann auch den Anordnungen aus London - der Buchtitel "Solo" ist kein Zufall.

Echte Bond-Fans dürften sich vor allem über die klassische Linie des Romans freuen. Boyd, von der Familie des 1964 gestorbenen "007"-Erfinders Ian Fleming als Autor für die Fortsetzung der Romanserie ausgesucht, hält sich an die Vorgaben in Flemings Büchern. "Bond ist ein sehr komplexer Charakter", sagte Boyd bei der vom Verlag werbewirksam inszenierten Buchvorstellung im Londoner Dorchester Hotel, einem der Schauplätze des Romans. "Was ihn für den Leser faszinierend macht, ist das dreidimensionale Porträt von ihm, er hat Probleme, er macht Fehler", sagte der 61 Jahre alte Erfolgsautor.

Autor hält Daniel Craig nicht für den perfekten Leinwand-Bond

Vor Boyd hatten sich mit Sebastian Faulks und Jeffrey Deaver bereits zwei Autoren mit offizieller Unterstützung der Familie in die Fußstapfen des Bond-Urvaters begeben. Wie seine Vorgänger lässt Boyd Überraschungen bei der Romanfigur aus. Ein bisschen mehr politisch korrekt als früher vielleicht, ein bisschen reifer geworden, im Alter von 45 Jahren ein bisschen sentimentaler und nachdenklicher - im großen und ganzen aber natürlich der Draufgänger durch und durch. "Bond liest man nicht wegen der Überraschungen. Bond liest man wegen des Vertrauten", schrieb der "Guardian" schon bevor der Inhalt bekanntwurde.

50 Jahre James Bond-Plakate

"James Bond 007 jagt Dr. No" kam im Jahr 1963 mit Sean Connery als James Bond in die Kinos. Boris Grinsson gestaltete das Plakat dazu. © © 1962 Danjaq LLC and United Artists Corporation.
Das Plakat zu
Das Plakat zu "Goldfinger" wurde von Robert Brownjohn designt. Der Film mit Sean Connery in der Hauptrolle kam 1964 ins Kino. © © 1964 Danjaq LLC and United Artists Corporation
"Diamonds are forever" kam 1971 unter dem Titel "Diamantenfieber" in die deutschen Kinos. Robert McGinnis gestaltete das Plakat. © © 1971 Danjaq LLC und United Artists Corporation
1979 spielt Roger Moore in
1979 spielt Roger Moore in "Moonraker" den Agenten 007. Daniel J. Goozeé entwarf das Plakat zu dem Film. © © 1979 Danjaq LLC and United Artists Corporation
Bob Peak zeichnete diesen Entwurf für das Plakat, zum 1989 erschienenen Film
Bob Peak zeichnete diesen Entwurf für das Plakat, zum 1989 erschienenen Film "Lizenz zum Töten", mit Timothy Dalton. © © 1989 Danjaq LLC and United Artists Corporation
Es ist lebensgefährlich, sein Feind zu sein. Denn er hat die
Es ist lebensgefährlich, sein Feind zu sein. Denn er hat die "Lizenz zum Töten". 1989 kam er Film mit Timothy Dalton in die Kinos, Keith Hamshere nahm das charismatische Porträt von ihm auf. © © 1989 Danjaq LLC and United Artists Corporation
"Der Morgen stirbt nie" erschien 1997 mit Pierce Brosnan als James Bond. © © 1997 Danjaq LLC and United Artists Corporation
1999 kam der James Bond Film
1999 kam der James Bond Film "Die Welt ist nicht genug" ins Kino. © © 1999 Danjaq LLC and United Artists Corporation
Der Fotograf Greg Williams porträtierte James Bond-Darsteller Daniel Craig für das Filmplakat von
Der Fotograf Greg Williams porträtierte James Bond-Darsteller Daniel Craig für das Filmplakat von "Ein Quantum Trost" aus dem Jahr 2008. © © 2008 Danjaq LLC and United Artists Corporation
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Boyd, auch als Drehbuchautor bereits erfolgreich, hatte sich während der Arbeit für das neue Buch mit dem derzeitigen Bond-Darsteller Daniel Craig getroffen - und hält ihn nicht für die beste Wahl. "Ich glaube, dass Daniel Day-Lewis am ehesten dem Bond entspricht, den Fleming beschreibt", sagte er. In diesem Jahr jährt sich zum 60. Mal der Erscheinungstag des ersten Bond-Romans aus der Feder Ian Flemings, "Casino Royal". Dieses und 13 weitere wurden mehr als 100 Millionen Mal in aller Welt verkauft. Kritiker bemängeln, die neueren Bücher über den Agenten mit der Lizenz zum Töten seien nur noch "eine Lizenz zum Gelddrucken" - meist zeitlich zwischen der Veröffentlichung zweier Bond-Kinofilme platziert. Der jüngste Film "Skyfall" war im vergangenen Herbst angelaufen, der nächste soll bereits in Arbeit sein. (dpa)