Oberhausen. Die Anforderungen sind hoch, die Lebensumstände eher bescheiden: Wer sein Geld beim Geheimdienst verdient, hat es nicht leicht. Deshalb tut sich der Bundesnachrichtendienst mit der Nachwuchswerbung auch recht schwer. Helfen sollen Vorträge im Spionagemuseum in Oberhausen.

„Einzigartig. Vielseitig. Geheim“. Ziemlich locker lockt dieser Konzern Nachwuchs an. Sein Umsatz liegt bei einer halben Milliarde Euro. Die Belegschaft zählt 6500 Köpfe. Es ist ein Staatsunternehmen: der Bundesnachrichtendienst BND.

Zunehmend offensiv wirbt der deutsche Auslandsgeheimdienst, der sich noch vor wenigen Jahren ganz verleugnete oder als unscheinbare „Bundesbehörde“ tarnte, um Bewerber. Jetzt hat er dafür auch wohl einen sehr passenden Platz gefunden: Das Spionagemuseum „Top Secret“ in Oberhausen nahe der A 42.

"Wir brauchen keinen James Bond"

„Wir brauchen immer Leute“, sagt Ralph Schlitt, der über Jahre selbst im Auslandseinsatz war. Aber: „wir brauchen keinen James Bond“.

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So sieht er – Verzeihung – auch nicht aus. Eher normal mit leicht angegrautem Haar, Anzug, Hornbrille. Ein Familienvater. Aber er erzählt einer Runde Oberhausener Bürger, wie das so ist: Spion zu sein.

Rund dreißig Zuhörer sitzen im Saal. Einige Herren mittleren Alters mit leichtem Akzent stellen Fragen zwischendurch. Man ahnt, welche Frage dem höflich antwortenden BND-Mann auf der Zunge liegen könnte: Kollege?

Die Gehaltsabrechnung kommt von irgendwo, nicht vom BND

Man hat es schwer, als Schlapphut sein Geld zu verdienen. Ständig Sicherheitsüberprüfungen. Perfekt in Englisch und gerne auch in Urdu oder Farsi. Vor allem ist da aber der Umgang mit der eigenen Familie. Schweigen können ist alles in diesem Job und durchaus Verpflichtung.

„Wann erzählen Sie Ihren Kindern, welchen Beruf Sie wirklich haben?“, fragt Schlitt. Wenn die sechs seien und am nächsten Tag auf dem Schulhof erzählen: Ätsch, mein Papa ist Spion? Besser, so seine Erfahrung, sei die Offenlegung im Teenageralter. Auch der Frau habe er morgens nie gesagt, auf welchen Weg er sich konkret mache. Und die Gehaltsabrechnung kriegt der heutige BND-Pressesprecher immer noch von einer Behörde, die sich wer weiß wie nennt, nur nicht BND.

2015 zieht der BND von Pullach nach Berlin

Doch der Dienst, der 2015 vom schönen bayerischen Pullach in die Berliner City umsiedelt, hat längst andere Aufgaben als im vergangenen Kalten Krieg. Er muss Rauschgiftrouten enttarnen, die illegale Lieferung von Plutonium verhindern oder rechtzeitig auf die Arabellion hinweisen.

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„Im fünfstelligen Bereich gehen bei uns die Informationen ein. Täglich“, erzählt Schlitt, und macht seine Zuhörer neugierig: Ob der BND nicht auch gegen den Betrug mit Pferdefleisch vorgehen könnten, fragt jemand, das komme doch aus dem Ausland. Schlitt murmelt verblüfft so etwas wie „Bis jetzt nicht“.

Ralph Schlitt hat den Oberhausenern übrigens versichert, sein Name sei wirklich Ralph Schlitt. Den echten Namen zu tragen ist dem Pressesprecher erlaubt. Für andere BND-Mitarbeiter ist es ungewöhnlich. Die überwiegende Mehrheit der Geheimdienstler trägt drei oder vier in der Karriere.