Salzburg. Ohne Ben Becker, Peter Simonischek und Sophie von Kessel, allesamt Hauptdarsteller im "Jedermann" bei den Festspielen, zu nahe treten zu wollen, aber 2009 spielt auch die Kulisse in Salzburg eine Hauptrolle.

Ben Becker als Tod und Peter Simonischek als Jedermann. (c) AP
Ben Becker als Tod und Peter Simonischek als Jedermann. (c) AP © AP

Christian Stückls jüngste Version des Salzburger „Jedermann", in der Ben Becker den Tod markig über den Domplatz röhrt und Peter Jordans Teufel eine verrückte Balance zwischen Horrorfilm und Kaspertheater hält, ist die beste, die man seit langem sah. Das liegt vor allem daran, dass das Spiel weit in die Nacht hinein reichte. Die dröhnenden Glocken, die gewaltige Domfassade, die schaurigen Jedermann-Rufe unter schwarzblau dunkelndem Himmel – das ist großartig. Reine Magie. Der Regie-Fuchs Christian Stückl würde diese Stimmung zu gern auch dem Oberammergauer Passionsspiel verpassen, mit einer Auferstehung gegen Mitternacht; die Gastwirte fürchten aber um ihre Abendessen. Salzburg beweist, welch unschlagbaren Emotionsverstärker die Nachtkulisse abgibt.

Großartig, pardon, Herr Becker, war auch Peter Jordan, ein grünschillernder Teufel mit aasigem Lächeln und dünnem Rattenschwanz. Er hat dem Text seinen persönlichen Huf aufgedrückt und hinzugereimt: „Das ist mir jetzt zu dumm, ich schreib das Stück mal eben um" – und das passt. Dieser Jedermann hat sein Leben lang so hemmungslos für sein eigenes Wohlergehen gesorgt, dass eine liebe alte Dame mit stark angelsächsischem Akzent flüsterte: „Ein böser Mann."

Gott tritt gegen den Teufel an

Großartig ist drittens, dass Stückl den zum Schluss doch sehr triefäugigen „Jedermann" so umgeschrieben hat, dass nicht zähe Viertelstunden lang Glaube und Gute Werke als barmende Personen die Zuschauer martern. Jetzt tritt am Schluss der liebe Gott mit seinen jüdischen Schläfenlocken direkt gegen den Teufel an; ja, das ist gut, es nimmt dem Stück nichts und macht es spannender.

Ist übrigens Regietheater, so was.