Frankfurt/Main. Die deutsche Buchbranche mobilisiert auf europäischer Ebene gegen den Onlinehändler Amazon. Der Dachverband spricht beim E-Book von monopolistischen Strukturen durch den US-Konzern. Im Interview erklärt der Hauptgeschäftsführer, Alexander Skipis, wieso er eine europäische Buchpolitik fordert.
Auf Amazons Kindle - dem E-Book-Lesegerät - können nur elektronische Bücher von Amazon gelesen werden. Das missfällt der Buchbranche. Im Kampf gegen die US-Konzerne will sie sich mit Frankreich verbünden, wie der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, im ankündigt.
Was missfällt Ihnen, wenn Kunden beim Onlinehändler und E-Book-Riesen Amazon günstig einkaufen können?
Alexander Skipis: Kunden können dort Bücher nicht günstiger kaufen als auf jeder E-Book-Plattform der Buchbranche. Außerdem kann das geschlossene System des E-Book-Readers Kindle nicht im Interesse des Kunden sein. Das technische Gerät verhindert den Wechsel. Sie müssen faktisch alle E-Books bei diesem einen Anbieter bestellen und können sie auch nur auf diesem Reader lesen. Hat man sich einmal dem System verschrieben, sitzt man dort in der E-Book-Falle. Das alles behindert den freien Austausch auf dem Buchmarkt.
Ja und? Ist dies nicht ein legitimes Geschäftsmodell?
Skipis: Sicher. Aber das muss ja nicht staatlich unterstützt werden. Für die Großkonzerne sind Bücher Mittel zum Zweck, Inhalt und kultureller Wert sind nebensächlich. Die EU kann nicht zulassen, dass diese Unternehmen in Deutschland oder Frankreich keine Steuern zahlen, dafür aber noch von dem in Luxemburg extrem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von drei Prozent profitieren.
Die EU will mit den USA jetzt ein Freihandelsabkommen aushandeln. Steht der Buchmarkt dann nicht auch vor der endgültigen Liberalisierung?
Skipis: Den großen Konzerne wie Amazon oder Google ist die Buchpreisbindung schon lange ein Dorn im Auge. Daher betreiben sie in Brüssel massive Lobbyarbeit. Wir fordern eine europäische Buchpolitik mit klaren Zuständigkeiten in der Kommission. Die Franzosen sehen das genauso.
Aber ist die Buchpreisbindung angesichts der Digitalisierung nicht ohnehin ein Auslaufmodell?
Skipis: Keineswegs. Allein die Preisbindung - auch für elektronische Bücher - garantiert die große Vielfalt und Qualität in unserem Buchmarkt. Ohne festgelegten Preis würden Bestseller in Baumärkten, Tankstellen oder von Amazon extrem billig angeboten. Andere Titel aber nicht. Die würden teurer werden. Dann verschwindet letztlich nicht nur der Buchhändler vor Ort, sondern mittelfristig auch die kleinen und mittleren Verlage und ihr kulturelles Angebot. (dpa)