Berlin. Die Band Kings of Leon bringt ein neues Album raus. Mit ihrem sechsten Studio-Album kehrt die Band an ihre Wurzeln zurück. “Mechanical Bull“ klingt rockig, mit einem Hauch Südstaaten-Flair. Mit “Sex On Fire“ und “Use Somebody“ hatte die Südstaaten-Band 2008 ihren internationalen Durchbruch erlebt.
Im noblen Berliner Hotel Ritz Carlton sitzen Caleb und Nathan Followill von der US-Band Kings of Leon. Es ist der Morgen nach ihrem Konzert. Sie tragen dunkle Sonnenbrillen, um sich bei den Interviews vor den grellen Scheinwerfern der Kameras zu schützen. Die Jungs von Kings of Leon sind - nach langer Pause und Gerüchten über zu viel Alkohol sowie andere Probleme - wieder zurück im Geschäft. An diesem Freitag (20. September) erscheint nun mit "Mechanical Bull" ihr sechstes Studio-Album.
"Wir haben unsere Köpfe freigemacht und Zeit mit unseren Familien verbracht", sagt Frontmann Caleb (31). "Das hat uns inspiriert, zurückzukommen und die Musik zu machen, die wir am Anfang gemacht haben, als dieser ganze Druck noch nicht auf uns lastete." Caleb spricht leise, beinahe zurückhaltend. Immer wieder nippt er an seinem Bier, während sein Bruder Nathan (34) in einer Tee-Tasse rührt.
Kings of Leon sind nur zufällig Rockstars geworden
Mit "Sex On Fire" und "Use Somebody" hatte die Südstaaten-Band 2008 ihren internationalen Durchbruch erlebt. Seit dem letzten Album sind drei Jahre vergangen.
Auch interessant
"Es war an der Zeit für uns, Abstand zu gewinnen", sagt Caleb. "Das Beste an der Pause war, dass wir endlich Ehemänner und Väter sein konnten", erinnert sich Drummer Nathan. Das habe auch ihre Sicht auf verflossene Liebschaften verändert: "Du denkst plötzlich zurück und sagst dir: "Verdammt, die Mädels, mit denen du all die Jahre abgehangen, getrunken und Spaß gehabt hast, das waren alles Töchter von irgendjemandem"." Ihre Zeit der Affären und Drogen sei vorbei, sagt Caleb. Tochter Dixie Pearl gebe ihm jeden Tag einen neuen Grund "aufzustehen, hart zu arbeiten und sie stolz zu machen".
Das Gerede vom Rockstar-Dasein finde er "albern", sagt Caleb. Er, seine beiden Brüder Nathan und Jared sowie Cousin Matthew seien "zufällig" Rockstars geworden. "Wir haben einfach Spaß", erläutert der 31-Jährige. "Wir waren ein Haufen Kids, der arm aufgewachsen ist, nichts hatte und nach dem Motto lebte: "Work hard, play hard"."
"Wir haben uns in die alte Version von uns selbst verliebt"
Eine richtige Schule haben die Followill-Jungs wohl nur selten besucht. "Die meiste Zeit wurden wir Zuhause unterrichtet", erzählen die beiden Brüder. Ihr Vater, ein Wanderprediger, sei jahrelang mit seiner Familie durch den Süden der USA gezogen. Geschlafen hätten die Kinder im Auto, auf Campingplätzen, bei Freunden. "Wir trafen in jeder Stadt neue Leute, hatten Freundinnen. Aber wir haben sehr früh begriffen, dass wir sie wohl nie wieder sehen würden, sobald wir die Stadt verließen", sagt Caleb.
Auch interessant
Von der Jugend an der Seite eines Predigers in die Musikszene - Außenstehende unterstellen den Bandmitgliedern gern, sie hätten sich "von Heiligen zu Sündern" entwickelt. "Das sehen wir anders", sagen sie. Ihr früheres Leben habe sie auf ihren heutigen Alltag vorbereitet. "Ich wusste schon mit etwa zehn Jahren, dass ich singen möchte. Es war bloß kein Rock", sagt Caleb. Er habe damals lieber Hits von Whitney Houston und Mariah Carey nachgesungen. Irgendwann, vor über zehn Jahren, schlossen sich die vier Jungs zu Kings of Leon zusammen, lernten Instrumente und spielten. Was dann herauskam, war Südstaaten-Rock.
Genau dieses Gefühl hätten sie nun mit "Mechanical Bull" wiederentdeckt. Mit ihrem sechsten Studio-Album kehrt die Band an ihre Wurzeln zurück. Es erinnere an ihre ersten Songs, sagen sie. "Wir haben uns in die alte Version von uns selbst verliebt, nicht nur persönlich, vor allem musikalisch." Ihr neuer Sound sei "jugendlich". "Mechanical Bull" bietet neben Rock auch Country-Balladen und heitere Ohrwurm-Melodien, wie schon die erste Auskopplung "Super Soaker" gezeigt hat. Ob es wieder so ein Erfolg wie vor einigen Jahren wird? "Only time will tell", sagen die Musiker, die Zeit wird es zeigen. (dpa)