Erfurt. . Schlager-Königin Andrea Berg hat ihr neues Album „Atlantis“ genannt, nach dem mythischen untergeganenen Ort, den niemand je gefunden hat. Welche Bedeutung haben magische Orte für die 47-Jährige? Was bedeuten ihr Träume? Und wie hat ihre Arbeit als Krankenschwester ihr Leben beeinflusst? Ein Interview.
Sie ist unterwegs im Osten, irgendwo in der Nähe von Erfurt. Andrea Berg wirbt für ihr neues Album „Atlantis“ mit Fleiß, Leidenschaft – und Erfolg. Beim Online-Händler Amazon schoss die Silberscheibe von null auf eins. Die 47-jährige Krefelderin steht mit Party-Musik und zuweilen schriller Optik für die einfachen Freuden des Lebens. Im Gespräch mit Jürgen Overkott jedoch zeigt sich die ehemalige Krankenschwester eher von ihrer nachdenklichen Seite.
Sie sind seit über 20 Jahren im Geschäft. Gibt es da noch so etwas wie Album-Fieber?
Andrea Berg: Ja, klar. Wenn man an einem Album arbeitet, stellt man sich immer die Frage: Wie kommt das bei den Menschen an? Wird es ihnen gefallen? Und jetzt sind wir schon einige Tage mit dem neuen Album unterwegs, und gerade heute war ein schöner Tag, weil es so viele schöne, ja euphorische Reaktionen gab.
„Träume waren für mich immer ein Thema“
Hatten Sie direkt vor der Veröffentlichung eine schlaflose Nacht?
Berg: Klar, man ist aufgeregt. Es gibt eine Spannung. Denn es stecken ja viel Schweiß, Tränen und Herzblut in dem Album.
Sie haben für das Album den Titel „Atlantis“ gewählt. Sie sind ein Fan von Fantasy?
Berg: Auf jeden Fall. Die Fantasie, die Träume waren für mich immer ein Thema. Und Atlantis, ein Ort, den niemand kennt, lässt unserer Fantasie allen Spielraum.
Und für Sie selbst?
Berg: Das ist ein magischer Ort, nach dem wir alle suchen. Ich kann das super umsetzen in der Show, nicht nur beim Bühnenbild.
Über Helene Fischer und frischen Wind
Haben Sie für sich selbst schon einen magischen Ort entdeckt?
Berg: Es geht ja eigentlich gar nicht um einen geografischen Ort, sondern eigentlich geht es um die Suche nach uns selbst. Und ich denke, auf der Suche nach der Mitte bin ich angekommen, das hat mit meiner Heimat, mit meiner Familie zu tun.
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Beim Schlager hat zuletzt eine größere Aufmerksamkeit erfahren. Welchen Anteil hat Helene Fischer daran?
Berg: Sie hat einen großen Anteil daran. Sie hat viel Energie, und sie hat frischen Wind in den Schlager gebracht. Ihre Jugendlichkeit tut dem Schlager gut.
Können Sie sich vorstellen, mit ihr gemeinsam Musik zu machen?
Berg: Selbstverständlich. Sie war ja schon in meiner Show, und ich in ihrer. Also, die Idee ist gut. Denn das Schönste ist ja, mit Freunden gemeinsam Musik zu machen.
Die Vorbereitungen auf den nächsten ESC laufen auf Hochtouren. Wäre es für Sie eine Herausforderung, für Deutschland zu singen?
Berg: Ich weiß nicht. Damit habe ich mich in den letzten Jahren nicht so beschäftigt. Dafür habe ich eigentlich gar keine Zeit, ich musste mein Album vorbereiten, und meine Tour.
20 Jahre Andrea Berg
Warum eine langsam wachsende Karriere ein Segen ist
Sie haben ja bei DSDS als Jurorin dabei. Hätten Sie damals, als junge Künstlerin, an einer derartigen Veranstaltung teilgenommen?
Berg: Als ich damals angefangen habe, gab es so etwas noch nicht. Deshalb ist es schwer zu sagen, was ich damals getan hätte. Ich habe immer Musik gemacht. Bei mir hat sich alles natürlich entwickelt. Es war gut, dass ich Zeit hatte, darein zu wachsen. Ich glaube, von null auf 100 ist gar nicht so erstrebenswert. Man ist gar nicht so darauf vorbereitet. Ich habe in den ersten fünf Jahren, von der Veröffentlichung meines ersten Albums bis zur Geburt von (Tochter) Lena-Maria, in meinem Beruf (als Krankenschwester) gearbeitet. Und das war gut, da kann nichts passieren, da kann man sich ausprobieren.
Sie haben damals auf der Krebsstation gearbeitet und dem Tod ins Auge geblickt. Wie hat diese Erfahrung geprägt?
Berg: Das war für mich das größte Geschenk meines Lebens. Viele Menschen werden ja erst dann mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert, wenn sie selbst schwer erkranken oder jemand in der Familie, wenn sie einen Menschen durch den Tod verlieren. Die Arbeit, die Begegnung mit dem Tod, hat mich reich gemacht, weil ich dadurch zu einer anderen Betrachtungsweise des Lebens gekommen bin.
Heilen kann ihre Musik nicht, aber sie spendet Trost
Gab es Rückmeldungen von Hörern, die Ihrer Musik eine heilende Wirkung bescheinigen?
Berg: Eine heilende Wirkung nicht. Aber viele Hörer sagen, dass Ihnen meine Musik Trost spendet. Das ist schön für mich, wenn man einen Menschen mit der Musik berührt. Viele Menschen sagen, meine Musik tut ihnen gut, und viele wünschen sich Lieder von mir auch für Beerdigungen. Das bewegt mich, wenn man den Schmerz teilen kann, dann ist er leichter zu tragen.
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Was motiviert Sie nach den vielen Erfolgen, wieder ins Studio zu gehen?
Berg: Die Liebe und das Leben. Nur wenn ich lebe, wenn ich neue Erfahrungen mache, kann ich auch wieder Neues zu erzählen, und Sie sehen, dass wir diesmal Songs für ein Doppelalbum zusammengetragen haben.
Sie gehen demnächst wieder auf Tournee. Was reizt Sie?
Berg: Der direkte Austausch mit den Menschen. Wenn Menschen zu mir kommen und sagen: Das war ein großer, schöner Abend, das hat uns berührt. Ich macht mir Freude, Menschen wegzutragen aus eigenen kleinen Dramen und Katastrophen, für zweieinhalb Stunden.
Viele Künstler sind nach einer Show aufgedreht. Was machen Sie, um wieder runterzukommen?
Berg: Ich bin nach jeder Show mindestens anderthalb Stunden draußen bei den Fans. Da höre ich zu oder frage, was ihnen am besten gefallen hat oder was die schönsten Momente waren. Das bringt mich runter, das tut mir wahnsinnig gut.
