Los Angeles. Fast 20 Jahre ist ihr Debüt in Deutschland her, in dieser Woche erscheint ihr neues Album: Die Backstreet Boys, einst eine der begehrtesten und beliebtesten Boybands auf dem Globus, sind zurück und für viele längst Kult. Ein Interview mit Howie Dorough.

Teeniebands kommen und gehen, doch die Backstreet Boys sind zu einer Institution – manche sagen: zum Kult – geworden. Nick Carter, Kevin Richardson, AJ McLean, Howie Dorough und Brian Littrell sind zwischen 33 und 41 Jahren alt und außer Nick bereits Väter. In der Praxis sieht das dann so aus: Während die Gattin den vierjährigen James zum Kindergarten bringt und er selbst auf den fünf Monate alten Holden aufpasst, hat Howie Dorough Zeit für das Interview.

Howie du wirst am 22. August 40 Jahre alt. Wie verträgt sich das Alter mit der Mitgliedschaft in einer Boyband?

Howie Dorough: Mein Gott, 40. Ja, das ist schon ein Meilenstein für einen Mann, nicht nur für einen Musiker. Ich tröste mich damit, dass das Alter nur eine Zahl ist. Im Herzen fühle ich mich wie mit Anfang 20. Nur, wenn ich mal ausgehe, um 3 Uhr ins Bett falle und um 6 Uhr von meinen beiden Jungs geweckt werde, merke ich, dass ich alt geworden bin.

Und der zweite Teil der Frage?

Dorough: Ich denke nicht, dass man uns noch als Boyband bezeichnen sollte. Vor 15 Jahren, als es los ging mit unserem Erfolg, da waren wir Anfang bis Ende 20, und unsere Fans waren entsprechend jung. Die Fans sind aber mit uns älter geworden, deshalb ist unser eigenes Alter kein Problem.

"Die kleinen Mädchen haben halt immer den meisten Lärm gemacht"

Aber ihr seid schon in erster Linie ein Teenie-Phänomen gewesen?

Dorough: Sicher, aber auch damals schon war unsere Zielgruppe nicht so eingeschränkt wie viele denken. Die kleinen Mädchen haben halt immer den meisten Lärm gemacht (lacht). Von Anfang an haben wir uns eher in der Tradition von Gesangsgruppen wie Boys II Men oder den Temptations gesehen. Wir wollten immer allen gefallen. Unsere Lieder waren nie auf eine Hörerschaft zugeschnitten.

Ist das einer der Gründe dafür, dass es euch nun seit 20 Jahren gibt, während viele andere einstige Teeniebands längst vergessen sind?

Dorough: Absolut. Einige unserer Songs sind zu Klassikern geworden, sie begleiten die Menschen durch ihr Leben. Ich denke, egal, wie du zu Popmusik oder zu den Backstreet Boys stehst – wenn du auf einer Party bist, und der DJ legt „I want it that Way“ auf, gehst du tanzen.

Hach, die deutschen Fräuleins

Ihr habt eure Karriere damals in Deutschland begonnen…

Dorough: Wir haben herrliche Erinnerungen an diese Zeit Mitte der Neunziger. Die meisten von uns hatten ihre erste richtige Freundin in Deutschland. Hach, die Fräuleins…

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Das Internet setzte sich damals gerade durch. Ihr konntet also noch ein Stück weit unbehelligter durchs Leben gehen als heutzutage etwa ein Justin Bieber, oder?

Dorough: Wir konnten trotzdem selten in Ruhe durch die Gegend laufen, vor den Hotels warteten Tag und Nacht sehr leidenschaftliche Fans. Doch online passierte noch gar nichts. Das hatte natürlich auch Nachteile.

Welche?

Dorough: Unser Durchbruch hat bestimmt drei Jahre gedauert, und in Deutschland waren wir schon Stars, während wir in den USA noch total unbekannt waren. So etwas gäbe es im Zeitalter von Social Media nicht mehr. Heute ist alles gleichzeitig, und viel, viel schneller. Einerseits hatten wir also mehr Privatleben, andererseits mussten wir wohl noch mehr reisen und noch härter arbeiten als die Popstars heute.

Das achte Studioalbum als Neuanfang

Aktuell ist Disco der große Trend im Pop. Jedoch nicht auf eurem neuen Album.

Dorough: Disco ist cool, ich liebe diese Musik. Unsere Stärken liegen jedoch woanders. Wir arbeiten sehr stark mit unseren Stimmen, mit Harmoniegesang, mit wirklich starken Melodien. Wir konzentrieren uns auf die eigentlichen Songs und nicht so sehr auf die Produktion.

„In a World like this“ ist das erste Album ohne euer langjähriges Label „Jive Records“. Kann man euer achtes Studiowerk als Neuanfang bezeichnen?

Dorough: Ja, wenn auch nicht stilistisch, so doch von den Umständen her. Kreative Kontrolle ist etwas Wunderschönes für einen Künstler, die meisten der neuen Lieder haben wir mit Vergnügen selbst geschrieben. Wobei es uns natürlich auch gefreut hat, dass Max Martin, der unsere größten Hits komponierte, uns den tollen Titelsong geschrieben hat. Er war einer der Hauptverantwortlichen für unseren Erfolg.

Vermisst ihr vielleicht die ganz wilden Zeiten?

Dorough: Nein. Wir waren ja dabei. Und ich kann dir versichern: Für einen 40-Jährigen sind die jetzigen Zeiten absolut wild genug.