Bedburg-Hau. Die Düsseldorfer Fotokünstlerin Katharina Sieverding hat mit Hilfe der NASA eine wunderschöne Installation geschaffen. In einer digitalen Projektion aus etwa 100.000 Satellitendaten lässt sie die Sonne als blauen Planeten erscheinen. Das Werk steht im Zentrum einer Retrospektive der besonderen Art.
Aus Wissenschaftsdaten entsteht ein spektakuläres Kunstwerk: Die Düsseldorfer Fotokünstlerin Katharina Sieverding hat aus rund 100.000 NASA-Satellitendaten über die Sonnenaktivität die digitale Projektion einer strahlend blauen Sonne geschaffen. Die Installation ist der Höhepunkt der ungewöhnlichen retrospektiven Schau "Weltlinie 1968-2013" im niederrheinischen Museum Schloss Moyland. Die blaue Sonne wird eingerahmt von Projektionen Hunderter Fotos aus verschiedenen Schaffensphasen Sieverdings seit 1968. Die Ausstellung ist von diesem Sonntag an bis zum 24. November zu sehen.
Die äußere Klammer der von Sieverding selbst als Gesamtinstallation angelegten Schau ist ein fotografischer Blick in ihr umfangreiches privates Archiv. Für einen Bilderfries hat Sieverding Titelbilder des Wochenmagazins "Der Spiegel" von 1977 bis 1982 abfotografiert. Die Zeitschriften lagert sie seit Jahren in Kartons. Den wie gemalt wirkenden Fotos mit politischen Schlagzeilen von Brokdorf über RAF bis Gorbatschow stellte sie fotografierte Kollagen aus Einladungskarten für Ausstellungen, Künstler-Fotos und -Signaturen gegenüber. Auch diese Erinnerungen sammelt Sieverding Jahr für Jahr in Kisten.
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Die 1944 in Prag geborene Sieverding, die Ende der 60er Jahre Meisterschülerin von Joseph Beuys wurde, wird mit ihren experimentellen Foto- und Videoarbeiten weltweit ausgestellt. Die mit hohen Preisen ausgezeichnete Documenta-Teilnehmerin lehrte 15 Jahre an der Hochschule der Künste in Berlin.
Sievering erschafft eine "Biografie der Sonne"
Für ihre Projektion mit dem Titel "Die Sonne um Mitternacht schauen" lud Sieverding drei Jahre lang von 2010 bis 2013 jeden Tag Informationsdateien der NASA über die Sonnenaktivität herunter. Daraus erstellte sie einen 134 Minuten langen Film, in dem die Sonne wie ein schwereloser blauer Kristall erscheint, der ständig in Bewegung ist. Entstanden sei so eine "Biografie der Sonne von 2010 bis 2013", sagte Sieverding am Donnerstag bei der Vorstellung ihrer Installation. Das Phänomen der Sonne beschäftige sie seit den 70er Jahren. Ihr künstlerisches Werk folge dabei einem zivilisatorischen, politischen und kulturellen Anspruch.
Ausgangspunkt für die monumentalen Arbeiten der in Düsseldorf lebenden Sieverding sind oft ihr eigenes Gesicht sowie Bilder aus Zeitungen, Fernsehen und dem Internet. Häufig stellt sie eine Verbindung zwischen politischem Ereignis, Zeitgeschichte und Kunst her und steht damit auch in der Tradition ihres Lehrers Beuys. (dpa)