Kassel/Mannheim. Der umstrittene Künstler Jonathan Meese steht seit Donnerstag wegen des verbotenen Hitlergrußes vor Gericht. Dass Künstler in Kassel den Hitlergruß gezeigt hat, steht außer Frage. Vor dem Amtsgericht rechtfertigte der 43-Jährige die Geste am Donnerstag als Teil einer Kunstaktion.

Wegen des verbotenen Hitlergrußes steht der umstrittene Künstler Jonathan Meese in Kassel vor Gericht. Der 43-Jährige, der 2016 bei den Bayreuther Festspielen Wagners "Parsifal" inszenieren soll, hatte im Juni 2012 in einem Gespräch zum Thema "Größenwahn in der Kunst" die "Diktatur der Kunst" gefordert und den Arm zum Hitlergruß gehoben. Vor dem Amtsgericht Kassel wird ihm das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorgeworfen.

Meese selbst hat vor Gericht den verbotenen Hitlergruß bei einer Veranstaltung zugegeben. Zugleich machte der ganz in schwarz gekleidete Künstler am Donnerstag deutlich, dass es sich dabei um den Teil einer Kunstaktion und nicht um seine private Meinung gehandelt habe. "Ich würde doch nicht in einem Restaurant einen Hitlergruß zeigen, ich bin doch nicht bescheuert", sagte der 43-Jährige.

Meese beruft sich auf Freiheit der Kunst

Das Gericht nahm sich in der Verhandlung am Donnerstag auch einen 90-minütigen Film über das Gespräch vom Juni 2012 vor. Einen Beweisantrag von Meeses Anwälten zu dem Interview lehnte das Gericht ab. Die Verteidiger hatten in einem Gutachten klären lassen wollen, dass es sich bei dem Interview um eine Kunstperformance handele. Die Richter befanden allerdings, dies sei die entscheidende Rechtsfrage, über die allein das Gericht zu entscheiden habe. Daraufhin beantragten die Anwälte eine halbstündige Pause, um sich zu beraten.

In seinen Angaben zur Person erklärte Meese, er habe früher rund 100 Bilder pro Jahr verkauft, das teuerste für rund 60.000 Euro. Er sei nicht so teuer, weil er viel produziere. Heute verkaufe er weniger.

Auch die Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelt

Meese gilt als eine der provokantesten Figuren der gegenwärtigen Kunstszene in Deutschland. Er ist vor allem für seine Installationen und Gemälde bekannt. "Was ich auf der Bühne und im Namen der Kunst mache, ist durch die Kunstfreiheit im Grundgesetz gedeckt", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Sollte das Gericht das anders sehen, droht dem Künstler eine Geld- oder Haftstrafe.

Meese hatte auch ein Foto von dem Vorfall auf seiner Internetseite veröffentlicht. Auch die Homepage sei Kunst, argumentiert sein Anwalt. Der Künstler selbst hatte vor der Verhandlung in Kassel eine Aussage angekündigt und gesagt, er sei unschuldig.

Auch die Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelt wegen des verbotenen Hitlergrußes gegen Meese. Die Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelt gegen ihn wegen möglicher Volksverhetzung, wie ein Sprecher der Behörde sagte. Der Künstler hatte bei einer Theateraufführung während der Mannheimer Schillertage im Juni für Aufregung gesorgt: Er zeigte auf der Bühne mehrmals den Hitlergruß und beschmierte eine Alien-Puppe mit einem Hakenkreuz. Die Staatsanwaltschaft Mannheim mache es nicht vom Verfahrensausgang in Kassel abhängig, ob sie ein Strafverfahren einleite, sagte der Mannheimer Sprecher. (dpa)