Düsseldorf. . Bereits bevor der erste Vampirfilm über die Leinwand flimmerte, ging eine Faszination von den „Fürsten der Finsternis“ aus. Das Filmmuseum Düsseldorf widmet sich den Untoten vom Graf im Cape bis zum erotisch angehauchten Vampirkuss.

Ohne Vampire können wir offensichtlich nicht mehr existieren. Ohne Zombies vielleicht schon. Aber Vampire, zumindest die der klassischen Art, besitzen so etwas Aristrokratisches, Abenteuerliches, das uns die graue Realität ein wenig rosa-roter erscheinen lässt, vor allem Letzteres. Kaum ist in der „Twilight“-Saga das Licht ausgegangen, bastelt man in den USA bereits an mindestens zehn Projekten, um die Lust des Publikums auf Untote zu befriedigen. Da kommt eine Ausstellung wie „Fürsten der Finsternis“ im Filmmuseum Düsseldorf gerade recht. Denn in dieser Schau, fesselnd wie ein Blick aus Draculas Augen, liegt der Schlüssel zur Leidenschaft für die Beisser der Nacht.

Wie eigentlich immer bei den Unternehmungen des Filmmuseums hat man viel Sorgfalt bei der Entfaltung des Themas walten lassen. Dies will keine Jahrmarktsschau sein, auch wenn einem plötzlich Nosferatu oder Dracula in lebensgroßen Projektionen entgegentreten. Hier will man dem Mythos nachspüren und setzt in der Entwicklungsgeschichte des Vampirs sehr früh an. Noch vor der Kinematographie hatten bereits die Malerei und die Literatur den Vampir entdeckt. Der Brite John Polidori war es, der 1816 mit „Der Vampyr“ die erste Vampirerzählung der Weltliteratur schrieb und den modernen Blutsaugertyp formte. 1883 malte Edvard Munch das Bild „Der Vampyr“ mit einer eindeutigen Liebesszene in Halshöhe, vier Jahre später erschien mit Bram Stokers „Dracula“ die tragende Säule für alles Untote im Kino.

Der Biss in den Hals und seine Deutung

Hier war man nicht untätig. Schon Georges Meliès zeigt in seinen frühen Stummfilmen eine Art Teufel, der sich in eine Fledermaus verwandeln kann. Louis Feuillades Kinoserie „Les Vampires“ meint zwar eine Verbrechergruppe, der Frauenname Irma Vep allerdings ist leicht als Anagram von „Vampira“ zu erkennen. Und dass Vamp vom V-Wort abstammt, das beweisen mehrere männerverschlingende Damen auf der Leinwand. Man wollte schon, man traute sich nur noch nicht so richtig. Man verharrte beim Vorspiel, weil in prüder Zeit der echte Biss in den Hals sehr wohl als Penetration der anderen Art verstanden wurde.

Mit all dem ist man in der Ausstellung bereits gefüttert, bevor es mit Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu“ dann richtig ernst wird. Dass dieser Film weit mehr als ein Horrorspektakel sein will, das macht der Kurator Matthias Knop durch eigens abfotografierte „Stills“ des Films überdeutlich. Hier sieht man plötzlich, wie sehr Murnau vor allem bei Aufnahmen des Außenraumes von der romantischen Malerei eines Caspar David Friedrich oder Ludwig Richter inspiriert war. Hier spürt man auch erstmals, welche Rolle die Natur im Vampirfilm einnimmt: Stets fühlt man in einsamer Landschaft latente Gefahr, eine bedrohliche Atmosphäre liegt über allem.

Die Schau spitzt Dinge zu, die man immer schon vor Augen hatte. Etwa die Architektur: Vampirische Behausungen vor allem in den 30er-Jahren werden dominiert von gewaltigen Steinmauern und endlosen Treppen, Anklänge an den deutschen expressionistischen Stummfilm sind spürbar. „Da werden die Besucher verschlungen, bevor sie den Hausherrn treffen“, kommentiert das Matthias Knop. Und liebevoll wird der äußere Wandel der Nachtwesen aufgezeigt – vom anfänglichen Monster über den adligen Grafen mit Cape und den Dandy bis hin zum fast normal wirkenden Teenager, dem das Saugen mehr Fluch ist.

Auch ein ungemachtes Bett schmiegt sich in eine Ecke des Ausstellungsraums, auf deren Wand Filmszenen projiziert werden, die den explizit sexuellen Faktor des Vampirismus widerspiegeln. Filme wie „Blut an den Lippen“ oder „...und vor Lust zu sterben“ künden davon bereits in ihrem Titel. Eine Schulklasse, die gerade hereinstürmt, weiß schon genau, wo sie den Rundgang beginnen muss.

Schau und Filmreihe

Fürsten der Finsternis – Vampirkult im Film. Bis 13. Oktober im Filmmuseum Düsseldorf, Schulstraße 4. Geöffnet Di, Do - So: 11-17 Uhr; Mi 11 - 21 Uhr. Das Buch zur Ausstellung: 236 Seiten, 18 Euro. Mehr Informationen: www.duesseldorf.de/filmmuseum

Zur Ausstellung läuft im hauseigenen Black Box-Kino bis 5. Oktober eine umfangreiche Re-trospektive mit rund 50 Filmen zum Thema Vampirismus. Darunter rare Stücke wie Carl Theodor Dreyers „Vampyr“ (1932) und Mario Bavas „Planet der Vampire“ (1965). Auch feinste Exemplare der Gattung Trash aus den 70er-Jahren sind vorhanden, wie „Sexual-Terror der entfesselten Vampire“ oder „Vampyros Lesbos – die Erbin des Dracula“. Mehr Informationen: 0211 / 89-92232

Eine Etage über den Räumen der Ausstellung kann man parallel die Fotoschau „Universal Horror“ besichtigen. Das Filmstudio Universal war in den 30-er-Jahren führend in der Produktion von Horrorfilmen. Hier entstanden etwa „Dracula“ mit Bela Lugosi, aber auch „Frankenstein“ und „Die Mumie“, beide mit Boris Karloff.