Lüdenscheid.

Im Film verkörperten Größen wie Max Schreck, Christopher Lee, Klaus Kinsky oder Willem Defoe den Fürst der Finsternis und Urvater aller Vampire, Graf Dracula, der am Samstag im Kulturhaus Angst und Schrecken verbreitete. Im aufwändigen Bühnenstück, das die Zuschauer in Lüdenscheids guter Stube erlebten, schlüpfte Markus Böker in die Rolle des berühmtesten Blutsaugers der Literaturgeschichte.

Ensemble Theaterlust aus München

Vorlage der Bühnenfassung von Konstantin Moreth, die das Ensemble Theaterlust München düster, geheimnisvoll und ideenreich auf die Bühne brachte, war der Dracula-Roman von Bram Stoker aus dem Jahr 1897, als Siebenbürgen – Transylvania – noch Teil der Donaumonarchie Österreich-Ungarn war. Mit der Reise des Londoner Rechtsanwalts Jonathan Harker (David Zimmerschied) nach Siebenbürgen, wo er für „Dracula“ den Kauf eines Hauses in England regeln sollte, begann das Gruselabenteuer, das einer effektvoll und fesselnd inszenierten Mischung aus Lovestory und Schauermär glich. Bald schon merkte Harper, dass der seltsame, fauchende Graf mit den langen, spitzen Zähnen und dem übernatürlich roten Mund ein dunkles Geheimnis verbarg.

Mit Musik, modernster Videotechnik und Schattenwesen, die lautlos und mit akrobatischer Geschmeidigkeit über die Bühne huschten, arbeiteten die Münchner, um eine knisternde, spannungsgeladene Atmosphäre aufzubauen. Dann und wann griffen die beiden Bühnenmusiker Georg Karger und Leonhard Schilde, die dem eindringlichen Spiel der Darsteller eine teils durchdringende, höchste Gefahr signalisierende Geräuschkulisse an die Seite stellten, spielend ins Geschehen ein. Als zeterndes altes Mütterchen und rumänischer Wirt, die Harker vor Dracula warnten, gehörte beiden sogar ein ausnehmend heiterer Moment.

Zunehmend unwohler und bedrohter fühlte sich Harker, auf den daheim in England die schöne Mina (Jacqueline Le Saunier) wartete, in Draculas düsterem Schloss. Zurück in England – nach geglückter Flucht nur noch ein Schatten seiner selbst – musste er feststellten, dass der Fürst der Finsternis schon längst auch hier sein Unwesen trieb. Zunächst nach Lucy alias Anja Klawun, Minas Freundin, dann nach Mina streckte er seine Fühler aus.

Weder die eine noch die andere konnten die verzweifelten, entschlossenen Männer um den Metaphysiker und Vampirologen Van Helsing (Stefan Lehnen), der Dracula den Kampf ansagte, vor dem verhängnisvollen Biss des Blutsaugers bewahren.

Erotische, magische Anziehungskraft ging von Markus Böker als Dracula aus. Mit slawischem Akzent, gebieterisch, am Ende in seiner Liebe zu Mina verletzlich, erweckte er den berüchtigten Grafen zu Leben. Keiner war ihm gewachsen, nur die Frau, die er liebte. Wie ein Gift wirkte Draculas Biss, der zunächst Lucy in ein Kinder mordendes Monster, dann die sittsame, fürsorgliche Mina in eine leidenschaftliche, fordernde Frau verwandelte. Als Draculas Schatten führte Johannes Albrecht – geschmeidig und durchtrainiert – ein Eigenleben.