Bochum. In Salzburg bleiben die teuren Karten liegen – bei der RuhrTriennale sind eine Woche vor dem Start 80 Prozent der Tickets verkauft. Ein bezahlbares Festival also, aber kein billiges; eines, das Publikum findet, obwohl das Programm mutig ist. Das gilt nicht nur für Schönbergs forderndes Werk.

In Salzburg bleiben die teuren Karten liegen – bei der Ruhr Triennale sind eine Woche vor dem Start 80 Prozent der Tickets verkauft. Das liegt einerseits daran, dass es Teures hier kaum gibt – 100 Euro sind das Äußerste, für die Gala mit Anna Netrebko. In Salzburg liegt die höchste Preisklasse bei 370 Euro; an der Mailänder Scala fangen sie da erst an. Bis 690 Euro kann da zahlen, wer möchte. Aber das nur nebenbei.

Denn im Ruhrgebiet liegen die Preise zwischen 40 und 15 Euro, nur die Schönberg-Oper „Moses und Aron” mit den Bochumer Symphonikern, inszeniert von Willy Decker, ist für bis zu 80 Euro zu buchen. Und auch diese teuren Plätze sind weg; Restkarten gibt es allenfalls an der Abendkasse.

Mutig und anspruchsvoll

Leitet die Ruhr Triennale: Willy Decker.
Leitet die Ruhr Triennale: Willy Decker.

Ein bezahlbares Festival also, aber kein billiges; eines, das sein Publikum findet, obwohl das Programm mutig ist, wie Decker zugibt. Mutig und anspruchsvoll. Nicht elitär.

Das gilt nicht nur für Schönbergs forderndes Werk; für dieses aber in besonderem Maße. Zwei Wochen vor der Premiere gibt Willy Decker einen Einblick in seine Arbeit, von der er gesteht, dass sie ihn „mit Kopf und Seele” fesselt.

Bescheiden, mit still leuchtender Emotion stellt er die Bedeutung der Industriekultur für seine Arbeit heraus, diese „spektakulären Klangräume”, die schon Bernd Alois Zimmermanns Oper „Die Soldaten” zu einem besonderen Erlebnis machten: „Die Dimensionen der Halle eröffnen die Möglichkeit, das Stück ganz neu zu erleben.” Und der Dirigent Michael Boder assistiert: „Wahrscheinlich wird die Oper nie wieder anders aufgeführt als hier.” Da lächeln sie beide, aber ein bisschen ernst meinen sie es schon.

Fundamentale Wirkung

Sie erlauben Einblicke. Kleine. „In Opernhäusern murmelt das Orchester moderne Musik und man kann die Sänger trotzdem nicht verstehen”; in der Jahrhunderthalle sei der volle Klang möglich für alle, sagt Boder. Decker gibt preis, dass es bei ihm kein Bühnenbild gebe und dennoch keinen leeren Raum. Die Inszenierung mache „das Schwierige der Oper noch schwieriger”, erklärt Boder fröhlich; dann fügt er ernst hinzu: „Man muss keine Angst vor dem Stück haben. Der Text ist komplex” (man darf hinzufügen: und die Musik für manche fremdartig), „aber die Wirkung entfaltet sich fundamental und direkt.”

Mit „Moses und Aron” beginnen am 22. August die Aufführungen der Ruhr Triennale 2009. Am kommenden Samstag ist ab 16 Uhr das Eröffnungsfest an der Jahrhunderthalle; Decker und sein Team geben Ausblicke auf die kommenden sechs Wochen, am Abend folgt ein Konzert mit Marianne Faithfull.

Grenzgänge

Die Triennale ist in diesem Jahr stärker an Musik orientiert als zuvor, doch es gibt auch in diesem Jahr „Kreationen” – die besonderen Inszenierungen der Ruhr-Triennale, bei denen Schauspiel, Performance und Musik sich zusammenfügen zu einem neuen Ganzen. Es sind diesmal Grenzgänge mit dem Komponisten Claude Vivier und dem Lyriker Albert Ostermaier, dem Choreografen Wim Vandekeybus und Pier Paolo Pasolini. Eine Kreation bringt Karlheinz Stockhausen mit Johann Sebastian Bach zusammen.

Der Höhepunkt des Schauspiel-Programms wird Andrea Breths Inszenierung „Der zerbrochne Krug” sein. Johan Simons, den schon Gerard Mortier in der ersten Triennale-Spielzeit ins Ruhrgebiet holte, hat Joseph Roths Roman „Hiob” für die Bühne bearbeitet.

Die Ruhr Triennale beginnt am 15. August. Restkarten für Veranstaltungen außer den Premieren. Ticket-Hotline: 0700/20023456

Artikelhauptbild: Moses und Aaron bei der Ruhr Triennale. (c) Paul Leclaire