Streik gegen Hitler - Wahre Begebenheit als Drama bei den Ruhrfestspielen
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Recklinghausen. . Die Ruhrfestspiele Recklinghausen zeigen „Ein Dorf im Widerstand“: Ein Stück, das auf einer wahren Begebenheit beruht, die heute weitgehend vergessen ist. Am Rande der Schwäbischen Alb traten 800 Arbeiter am Tag nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler in den Generalstreik – als einzige in ganz Deutschland.
Ein schier unglaublicher Vorfall, der von den Geschichtsbüchern weitestgehend vergessen ist: Am 31. Januar 1933, dem Tag nach der Machtübertragung an Adolf Hitler, trat das Industriedorf Mössingen am Rande der Schwäbischen Alb in den Generalstreik. Aus Protest. Und als einziges in ganz Deutschland.
Die KPD hatte zwar zu einem solchen Streik aufgerufen – aber die Arbeiterschaft war landesweit derart paralysiert, dass die 800 streikenden Mössinger am Ende allein dastanden: Arbeiter, Handwerker, Kleinbauern und Tagelöhner versammelten sich zu einem Protestzug durch die Straßen des Ortes und traten in den Streik. Ob aus historischer Weitsicht oder aus politischer Naivität, darüber streiten die Historiker bis heute.
Inszeniert vom Theater Lindenhof
Es war der Durchblick, es war das Wissen darum, dass Hitler „ein schlechter Mensch“ war, wie es die Menschen in ihrer wahren Direktheit sagten, und Unheil bringen würde über das Land – sagt ein Theaterstück über dieses historische Ausnahme-Ereignis unter dem Titel „Ein Dorf im Widerstand“, geschrieben von Franz-Xaver Ott, der auch die Dramaturgie übernommen hat.
In Szene gesetzt hat es das freie Theater Lindenhof, eine seit 30 Jahren bestehende Bühne mit ungewöhnlichen Spielorten, etwa in der Eisenbahn. „Ein Dorf im Widerstand“ hatte zunächst Premiere in einer Industriehalle von Mössingen (wo es tatsächlich eine bedeutende Textilindustrie gab, die Firma Pausa war berühmt für ihre Vorhänge und lieferte auch den für die Metropolitan Opera in New York).
"Pflicht zu zivilem Ungehorsam"
Und nun kommt die Inszenierung zu den Ruhrfestspielen in Recklinghausen: In der Vestlandhalle, sagt Regisseur Philipp Becker, habe man einen Aufführungsort gefunden, der nicht nur den 150 Beteiligten an der Aufführung genügend Raum lasse, sondern auch eine passende Atmosphäre biete.
Ruhrfestspiele 2012
1/12
Becker, der als freier Regisseur auch an Stadttheatern inszeniert, geht es nicht nur darum, dieses vergessene Ereignis der deutschen Geschichte in Erinnerung zu rufen, sondern auch die gesellschaftliche Rolle von Anpassung und Widerstand zu erkunden: „Theater spielt ja immer im Hier und Jetzt, und es gibt genügend Parallelen zu diesen Ereignissen in der Gegenwart. Es geht um Recht auf und Pflicht zu zivilem Ungehorsam – und was passiert, wenn die moralischen Vorstellungen des Einzelnen kollidieren mit dem, was die Gesellschaft vorgibt.“
Karten zu den ausverkauften Vorstellungen am 7. und 8. Juni gibt es mit Glück noch an der Abendkasse.
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