Sundern/Recklinghausen. . Maria Milisavljevic aus Sundern-Linnepe im Sauerland will die Bühnen der Welt erobern. Das Deutsche Theater Berlin inszeniert die Uraufführung ihres Theaterstückes bei den Ruhrfestspielen. Die 30-Jährige lebt seit zwei Jahren in Toronto und arbeitet als Autorin beim Tarragon-Theater.

Drehen wir die Zeit zurück. November 1998. Uwe Dag Berlin inszeniert am Bochumer Schauspielhaus das Drama „Einsame Menschen“ von Gerhart Hauptmann. Der Regisseur flucht und schreit, Maler Braun wird ans Kreuz genagelt, die Bühne geht in Flammen auf.

Im Publikum der Vorpremiere sitzt Maria Milisavljevic, Schülerin des Arnsberger Mariengymnasiums, Leistungskurse Deutsch und Englisch: „Ich war fasziniert. Ich wusste, so etwas will ich machen.“ Fast fünfzehn Jahre später schaut sie bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen mit anderen Augen zu. Heute Abend wird ihr Stück „Brandung“ vom Deutschen Theater Berlin uraufgeführt. Regie führt Christopher Rüping.

Arbeitsplatz am Theater in Toronto

Aus ihrer Aufregung macht die heute 30-Jährige kein Geheimnis. Fragen über Fragen stellen sich: Welche Kostüme? Welches Bühnenbild? Wie viel Text bleibt? Die Autorin ist bei den Proben nicht eingebunden, kann keinen Einfluss mehr nehmen. Für sie eine ungewohnte Rolle. Seit 2011 arbeitet die gebürtige Sauerländerin, sie ist in Sundern-Linnepe aufgewachsen, in Toronto am Tarragon-Theater. Ein Haus, das zu Kanadas bekanntesten Autorentheatern zählt.

Maria Milisavljevic gehört zum elfköpfigen Autorenteam. Überraschungen auf der Bühne gibt es nicht. „Wir arbeiten ganz eng mit dem Regisseur zusammen. Ein kreativer Prozess. Das Stück reift im Austausch miteinander. Niemand schreibt alleine im Kämmerlein vor sich hin.“

Ihr achtjähriger Sohn Max liefert ihr ein noch besseres Bild für die Beschreibung der Unterschiede. „In Kanada ziehe ich mein Kind groß, bis es erwachsen ist. In Deutschland gebe ich es früh ab, stelle es auf eigene Beine und schaue, was aus ihm wird.“ Ein Problem sind die Unterschiede der Arbeit am Theater für sie nicht. „Die Spannung ist in Recklinghausen größer. Ich weiß nicht, was mich erwartet. Der Arbeit des Regisseurs gehört mein Respekt.“

Erster Höhepunkt der Karriere

Dass ihre Karriere mit einem ersten Höhepunkt bei den Ruhrfestspielen diesen Lauf genommen hat, macht sie durchaus stolz. „Es ist ja nicht so, dass ich nichts dafür getan hätte.“ Hat sie. Am Londoner Royal Court Theater absolviert sie nach dem Abitur 2001 ein achtmonatiges Praktikum, „von der Garderobe über Toiletten-Putzen bis zum Kartenverkauf war alles dabei“, studiert im Anschluss in Passau Kulturwissenschaften, gründet hier eine studentische Theatergruppe und produziert am Stadttheater Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“.

Vom Elternhaus, Vater Hans-Herbert ist Elektriker, Mutter Karin Altenpflegerin, ist sie für den Theaterbetrieb nicht vorbelastet gewesen. Von ihnen erhält sie Rückendeckung. Stirnrunzeln in der Umgebung ist ihr aber nicht fremd: „Wer im Sauerland sagt, er will zum Theater, der kann genauso gut sagen, ich werde Astronaut. Es gibt leichtere Ausgangspositionen“, sagt die Stückeschreiberin. Zurück in die Gegenwart: Die Kleiderfrage für die Uraufführung hat sie geklärt. Das Angebot, das Kleid der Schützenkönigin aus Linnepe zu tragen, hat sie nicht angenommen.