München. . Der anhaltende Nieselregen kann die Fans nicht bremsen: Depeche Mode füllt und rockt zum Tourauftakt am Samstagabend ganz locker das Münchner Olympiastadion - und beweist, dass sie noch genauso energiegeladen ist wie in den achtziger Jahren.

Es ist kalt, es ist nass, und vor allem sind die Finger klamm. "Lasst mich eure Hände sehen", ruft Depeche-Mode-Frontmann Dave Gahan (51) den Fans zu. Im selben Moment verwandelt sich das ausverkaufte Münchner Olympiastadion in ein mitklatschendes Meer aus Regenjacken und Wintermänteln. Voller Energie spielt die britische Synthie-Pop-Band am Samstagabend vor 63.000 Menschen ein zweistündiges Konzert - ein gelungener Start in die Deutschland-Tour.

Während zugleich das DFB-Pokalfinale läuft und das Wetter nicht an Juni sondern November denken lässt, füllt sich die Arena zunächst nur zögerlich. Pünktlich zum Konzertbeginn macht der Dauerregen eine Pause - und die dreiköpfige Band eröffnet zusammen mit zwei weiteren Musikern ihre Show mit den wummernden Klängen von "Welcome To My World" aus dem aktuellen Album "Delta Machine".

Bessere Musik dank Entzug

Schon beim dritten Song zieht Gahan sein schwarzes, glänzendes Jackett aus, um in gewohnter Manier seine Tattoos unter einer ärmellosen Weste zur Geltung zu bringen. Die Band begeistert das Publikum mit Klassikern wie "Personal Jesus" und "Just Can't Get Enough" sowie mit aktuellen Songs wie "Heaven". Ihren ersten Hit in Deutschland, "People Are People", spielt Depeche Mode jedoch nicht.

Im Vorfeld hatte Keyboarder Andrew Fletcher (51) bessere Konzerte versprochen: Da er mittlerweile das einzige Bandmitglied sei, das noch trinke, bekommt das Publikum jeden Abend "99,9 oder 100 Prozent". Von den Drogengeschichten der Vergangenheit und den gesundheitlichen Problemen, mit denen Sänger Gahan auf der letzten Tour vor vier Jahren zu kämpfen hatte, ist in München nichts zu spüren. Die Fans genießen unterschiedlichste Stimmungen, von Pathos bis Party.

Kaum mehr als ein "Thank you"

Bei zwei der ruhigeren Songs und einer der fünf Zugaben übernimmt Martin Gore (51) unter Jubelrufen aus dem Publikum den Gesang. Von den Videoleinwänden mal in schwarz-weißer 80er-Jahre-Optik, mal mit Naturbildern und Lichtblitzen unterstützt, tänzelt Dave Gahan lasziv über die Bühne. Dabei hält sich der Sänger ohne große Unterbrechungen an den Songtext einer der größten Erfolge der Gruppe; mehr als "Thank you very much" ist von Gahan den ganzen Abend kaum zu hören.

Die Depeche-Mode-Musiker stehen seit rund drei Jahrzehnten gemeinsam auf der Bühne und gelten mit mehr als 100 Millionen verkauften Tonträgern als eine der erfolgreichsten Bands der Welt. Das 13. Studioalbum "Delta Machine" schaffte es im April aus dem Stand auf Platz eins der deutschen Charts. Viele ihrer treuesten Fans hat die Band in Ostdeutschland. In der ehemaligen DDR wurde sie für junge Leute zum Symbol für die große, weite Welt - so auch für die rund 30 Depeche-Mode-Fans um Fanclub-Gründer André Liebert (40), die zum Münchner Konzert extra aus Chemnitz anreisten.

Die aktuelle Tour führt die Gruppe - neben den drei Bandmitgliedern Gahan, Gore und Fletcher zwei für Liveauftritte engagierte Musiker - auf 34 Konzerte in 25 Ländern. Nach dem Auftakt in München ist die aus dem englischen Basildon nordöstlich von London stammende Band in Stuttgart, Frankfurt/Main, Berlin, Leipzig, Hamburg und Düsseldorf zu sehen. (dpa)