Berlin. Die ARD will mit einer Fusion der Digitalkanäle mit entsprechenden ZDF-Ablegern auf angespannte Finanzen und neue Sehgewohnheiten reagieren. Das ZDF lehnt jedoch ab und fordert im Gegenzug stärkere Einsparungen bei der ARD. Der nordrhein-westfälische Medienstaatssekretär Eumann (SPD) hingegen nannte die ARD-Initiative mutig und richtig.

Das Tauziehen um die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Digitalkanäle zwischen ARD und ZDF geht weiter: Das ZDF lehnte am Montag einen Vorschlag der ARD-Intendanten zur Fusion der insgesamt sechs Kanäle beider Sendersysteme ab und forderte im Gegenzug stärkere Einsparungen bei der ARD. Es sei zwar nachvollziehbar, dass sich die ARD am Erfolg der Digitalkanäle ZDFneo und ZDFinfo beteiligen wolle, die beide mit einem Marktanteil von 0,9 und 0,6 Prozent mehr Zuschauer als die ARD-Digitalableger erreichten. Eine Fusion biete aber keine Sparpotenziale, sondern lediglich komplizierte Strukturen, erklärte das ZDF am Montag.

ZDF offen für Arbeitsteilung

Zuvor hatte der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Lutz Marmor dem ZDF-Intendanten Thomas Bellut die Grundzüge des Konzepts telefonisch erläutert und ihm weitere Gespräche angeboten. Aus den bisher insgesamt sechs Kanälen könnten mittelfristig drei werden, erklärte die ARD nach einer Sitzung der Intendanten in Berlin.

Das ZDF regte im Gegenzug Überlegungen über eine Arbeitsteilung unter den Öffentlich-Rechtlichen an. Die Zielgruppe der Jugendlichen könnte mit einem ARD-Kanal versorgt werden, das ZDF würde sich mit den Informations- und Unterhaltungsangeboten in ZDFneo und ZDFinfo stärker an die 30- bis 50-Jährigen wenden. Das ZDF habe mit dem Verzicht auf ZDFkultur gezeigt, dass es zu Einsparungen fähig sei. Der Sender erwarte das Gleiche von der ARD.

Nach dem ARD-Konzept könnte ein gemeinsames Programm für junge Menschen auf Grundlage der bisherigen Kanäle EinsPlus und ZDFkultur entstehen. Ein gemeinsames Programm für jüngere Erwachsene wäre aus ARD-Sicht aus den Digitalsendern EinsFestival und ZDFneo zu schmieden. Aus tagesschau24 und ZDFinfo könne ein gemeinsamer Nachrichtenkanal entstehen.

ARD-Vorschlag aus finanziellen Gründen

Als Hintergrund für den Vorschlag nannte die ARD finanzielle Gründe sowie eine veränderte Mediennutzung. Im Zuge der Reform könnten auch die schon bestehenden Gemeinschaftsprogramme Phoenix und 3sat weiter profiliert werden. Insgesamt erhalten ARD und ZDF jedes Jahr rund sieben Milliarden Euro an Rundfunkbeiträgen.

Der nordrhein-westfälische Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann (SPD) nannte die ARD-Initiative mutig und richtig. "Der Beitragszahler hat ein großes Interesse an einem schlüssigen Gesamtprogramm von ARD und ZDF, ein gemeinsamer Jugendkanal, ein gemeinsamer Nachrichtenkanal und ein gemeinsames Angebot für die Zielgruppe der bis 50-Jährigen ist eine konsequente Antwort."

ZDF-Intendant Bellut zuletzt skeptisch

Das ZDF betonte, seine Digitalkanäle würden ausschließlich durch Synergien und den Verzicht von Finanzmitteln des Hauptprogramms realisiert. Über die Digitalkanäle würden neue Formate sowie neue Moderatoren erprobt und das Programmarchiv ausgewertet. Solche Funktionen erfüllten bei der ARD seit Jahren die Dritten Programme und BR Alpha.

Anfang März hatte sich ZDF-Intendant Bellut skeptisch über einen gemeinsamen Jugendkanal mit der ARD geäußert. Er rechne mit mindestens 50 bis 60 Millionen Euro Kosten und verwies auf die Sparauflagen seines Senders. Außerdem müsse ein Auftrag von den Bundesländern kommen. (dpa)