Essen. Die Handelsketten Aldi und Lidl beherrschen den deutschen Lebensmittelmarkt. Ihr Jahresumsatz ist höher als der Verteidigungsetat der Bundesrepublik. Ein ambitionierter Dokufilm wollte nun wissen: “Welcher ist der bessere Discounter?“ Eine interessante Frage - doch die Sendung brachte kaum Neues.
Die öffentlich-rechtlichen Sender bemühen sich seit einiger Zeit besonders redlich, dem Gebührenzahler für sein Geld wertvolle Verbrauchertipps zu geben. Also testen WDR, Das Erste und Co. in schöner Regelmäßigkeit, was hinter den Erfolgen großer deutscher Marken steckt.
Dienstagabend widmete sich nun auch das ZDF einem klassischen Konsumthema. "Aldi und Lidl – das Duell" hieß der 45-Minüter von Matthias Schmidt und Philipp Müller, der die Frage beantworten wollte: "Welcher ist der bessere Discounter?"
Der Test-Ort liegt im Bergischen Land
Die Filmemacher fuhren zunächst nach Wermelskirchen im Bergischen. Der optimale Test-Ort: In dem 35 000-Einwohner-Städtchen gebe es genau einen Aldi und einen Lidl. Zwei Wermelskirchener Familien sollten zunächst zwei Wochen nur bei der einen, dann 14 Tage bei der anderen Kette einkaufen.
Was die Doku nach dem jeweils ersten Bummel durch die Regalreihen als aufwändig recherchierte Erkenntnis präsentierte, brachte für den Zuschauer allerdings wenig Neues: Der Großeinkauf kostete bei Lidl 157,76 Euro, bei Aldi 129,57 Euro. Der Preisunterschied kommt allerdings deshalb zustande, weil Lidl neben Billigprodukten auch Markenlebensmittel anbietet. Wer die lieber kauft, zahlt eben mehr.
Der überschaubare Erkenntnisgewinn erwies sich an einigen weiteren Stellen als Manko. Beispiel Gebäck: Eine recht vage als "Markendetektivin" vorgestellte Expertin namens Martina Schneider erklärte, dass Hersteller DeBeukelaer die Schoko-gefüllten Doppelkekse nicht nur als "Prinzenrolle" (1,69 Euro), sondern bei Aldi und Lidl auch unter anderem Namen vertreibt. Dort kosten die Günstigvarianten 99 Cent.
Schneider: "Lidl hat oftmals wirklich nebeneinander im Regal ein Markenprodukt und vom gleichen Hersteller dann auch das entsprechende No-Name-Produkt." Interessant, aber auch nicht wirklich neu.
Vieles wurde schon oft gesagt
Den Filmemachern scheint ihr Problem bewusst gewesen zu sein: Weil in den letzten Jahren im Zuge diverser Skandale immer wieder kritisch über Lebensmittel und ihre Herkunft berichtet wurde, blieb die Sendung überraschungsarm.
Einige Themen streifte die Dokumentation nur. Etwa, dass beide Firmen ihre Mitarbeiter per Kamera überwachen ließen. Zu diesem brisanten, aber ebenfalls nicht neuen Thema äußerte Andreas Hamann, Autor des "Schwarzbuch Lidl", die Einschätzung, es habe sich nicht um Einzelfälle gehandelt.
Ein wenig halbgar wirkte auch der Bohrmaschinentest. Warum musste das Fernsehteam nach Texas reisen, um Konny Reimann, "Deutschlands bekanntesten Auswanderer", sagen zu lassen, dass man mit den Geräten vom Discounter zwar kein Haus bauen könne, sie für den Hausgebrauch aber ausreichten? Ein bisschen mehr Konzentration aufs Wesentliche hätte dem Film gut getan.
Der Schluss des Films führte die Zuschauer wieder nach Wermelskirchen. Ein Sternekoch bereitete den beiden Testfamilien aus lauter Aldi- und Lidl-Nahrung ein Menü. Fazit der Familien: Geschmacklich gibt’s oft nur wenige Unterschiede. Dem Film ging’s ähnlich. Er war nicht schlechter gemacht als viele andere Markentests. Aber eben auch nicht informativer.