Paris. Nach einem Streik der Louvre-Mitarbeiter wegen aggressiven Taschendieben hat das weltberühmte Pariser Museum am Donnerstag wieder seine Pforten geöffnet. Rund 20 Polizisten waren zusätzlich zu dem üblichen Sicherheitspersonal im Einsatz, um Taschendiebe abzuschrecken.

Unter der gläsernen Pyramide des Louvre patrouilliert am Donnerstag die Polizei. Fünf uniformierte Beamte laufen dort Streife, 15 weitere Kollegen sind in und um das weltberühmte Museum in Paris im Einsatz. Ihr Auftrag: Touristen, aber auch Museumsbedienstete sollen vor immer aggressiveren Taschendieben geschützt werden. Die Polizeiverstärkung hatten die Louvre-Angestellten erzwungen, die mit einer spektakulären Aktion am Mittwoch auf das Problem aufmerksam machten: Die Museumsangestellten streikten, und so musste das größte Museum der Welt einen Tag lang dichtmachen.

"Sehr enttäuscht" stand Monika Kreuzig mit ihrer Schulklasse am Mittwoch vor den verschlossenen Türen des Louvre. Die Lehrerin aus Österreich hatte sich "umsonst mehr als eine Stunde lang" vor der Glaspyramide des Museums angestellt. Drastischer drückte sich die russische Reiseführerin Irina aus: "Es ist eine Schande für Frankreich, dass der Louvre einen ganzen Tag wegen Taschendieben geschlossen bleibt", sagte sie der Zeitung "Le Parisien".

Bedienstete "haben die Nase voll"

Taschendiebe gab es im Louvre und vor anderen Touristen-Attraktionen der französischen Hauptstadt schon immer. Doch seit einiger Zeit sieht sich Paris mit einem neuen Phänomen konfrontiert, das nicht nur den Louvre betrifft: Organisierte Diebesbanden rauben Urlauber reihenweise aus, teils schrecken sie dabei auch nicht vor Gewalttätigkeiten zurück. Zuletzt hatten Überfälle auf chinesische Touristen für Schlagzeilen gesorgt; inzwischen sind die Stadt und sogar die Regierung um das weltweite Image von Paris besorgt.

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Im Louvre mit seinen insgesamt rund tausend Museumswärtern, Sicherheitsleuten und Empfangspersonal gehen viele Bedienstete inzwischen "mit einem Gefühl der Angst im Bauch" zur Arbeit, wie Christelle Guyader von der Gewerkschaft SUD berichtete - obwohl schon bisher Polizeibeamte in Zivil in dem Museum in Einsatz waren.

Bedienstete hätten sich über "Anspucken, Beleidigungen, Bedrohungen und Schläge" durch die Diebesbanden beschwert, die vor dem Louvre und in den Sälen die Museumsbesucher ausrauben. Guyader bemerkte trocken: "Die Bediensteten haben die Nase voll."

Anzeige bereits im Dezember

Oft sind es Minderjährige aus Osteuropa, die als organisierte Banden "mit 20 oder 30" Mitgliedern in dem Museum einfallen, wie mehrere Bedienstete berichteten. Für unter 26-Jährige ist der Eintritt in das Museum kostenlos. Und werden die jungen Taschendiebe von der Polizei geschnappt, so kommen sie in der Regel schnell wieder frei. Wenig später sind sie dann erneut auf Beutezug im Louvre.

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"Vor allem im Denon-Flügel, wo die Mona Lisa hängt, gibt es viele Taschendiebe", erzählt Eric vom Empfang. Die Polizeipräfektur von Paris meint, das Problem trete seit Anfang März verstärkt auf. Doch die Museumsleitung hatte bereits im Dezember Anzeige wegen der Diebesserie erstattet.

Diebesbanden mit Millionenumsätzen

Dass diesen Banden keinesfalls einfach beizukommen ist, zeigt ein Prozess, der seit März in Paris läuft. 22 aus Bosnien stammende Angeklagte werden beschuldigt, dutzende Mädchen in der Pariser U-Bahn zum Diebstahl gezwungen zu haben. Die Minderjährigen sollen misshandelt worden sein, wenn sie nach ihren Diebestouren weniger als die geforderten 300 Euro täglich ablieferten. Der 60-jährige Clanchef Féhim Hamidovic, der bereits in Österreich wegen Menschenhandels verurteilt wurde und in Italien ein ausschweifendes Leben führte, beteuerte vor Gericht, er habe mit all dem "nichts zu tun".

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Nach Schätzungen der französischen Ermittler machte allein diese Bande im Jahr 2009 einen Umsatz von 1,3 Millionen Euro. Das Netzwerk war Ende 2010 in Frankreich und Italien aufgeflogen, doch hatte es auch Ableger in Belgien und Spanien. In Paris soll es 75 Prozent aller Taschendiebstähle in der Metro organisiert haben.

Um über die jugendlichen Diebe im Louvre Herr zu werden, wird die Polizei deren Hintermänner schnappen müssen. Die Polizisten in Uniform hätten zwar eine "abschreckende Wirkung", meint Museumsverwalter Hervé Barbaret. "Aber wir wollen die Zerschlagung der Banden." (afp)