Düsseldorf. . Der Rockstar Bryan Adams hat auch als Fotograf Erfolg. Das NRW Forum in Düsseldorf zeigt seine Porträts von Stars und Sternchen - und von jungen Kriegsversehrten. Mit 150 Fotografien ist es die bislang größte Ausstellung mit Arbeiten des Kanadiers in Europa. „Exposed“ läuft bis 22. Mai.

Ein bisschen ist es wie bei den Pop-Sängerinnen, die mit der Schauspielerei anfangen. Bryan Adams macht seit 35 Jahren sehr erfolgreich Musik; warum er seit mehr als zehn Jahren genauso professionell Fotos macht, muss der Rockstar vielen erstmal noch erklären. Diese Notwendigkeit wird mit der Ausstellung in Düsseldorf – und dem gerade erschienenen üppigen Bildband – geringer werden. „Exposed“ („Belichtet“ - aber auch "Bloßgestellt") sind beide betitelt: Mit rund 150 Fotografien zeigt das NRW Forum die andere Seite des Künstlers.

Und der zeigt andere Stars und Sternchen. Musik-Legende Mick Jagger tanzt für Adams, Victoria Beckham muss in ihren Killer-Stilettos lange still gehalten haben, bis das Outfit perfekt drapiert war – auf dem Fahrrad. Sängerin Lana Del Rey schmachtet ihr Spiegelbild an und Model Yasmin Le Bon räkelt sich kunstvoll im Mieder auf dem Schreibtisch.

Ohne Glamour wird's richtig schön

Fast alle Bilder sind inszeniert: Das ist mal ganz offensichtlich – Udo Kier im Magenta-farbenen Anzug auf dem Sofa, wie hingegossen. Oder Ben Kingsley, Melone auf dem kahlen Kopf und Blume im Knopfloch – und mal hinter Paparazzi-Ästhetik versteckt: bei der brüllenden Eva Herzigova oder der vom Wasserschwall getroffenen Emmanuelle Seigner.

Schön wird’s, wenn der Glamour weicht. Wenn man Tony Bennett sein Alter auch von hinten ansieht und es wirkt, als habe der Sänger gerade „Liebe“ an die Wand geschnörkelt. Wenn sich Schauspieler Sean Penn mit der einen Hand in den Schritt greift und mit der anderen auf den Betrachter zielt, schön grob und grobkörnig. Wenn die Haut von Danny Trejo, dieses auf die ganz fiesen Typen abonnierten Schauspielers, dem Rauputz des Hauses im Hintergrund Konkurrenz machen darf. Oder wenn Königin Elizabeth II. irgendwo im Buckingham Palast auf einem Stuhl sitzt, neben den Gummistiefeln, die an der Heizung trocknen, und ganz offen lächelt.

Wie die Rockmusik hat Bryan Adams auch die Porträt-Fotografie nicht neu erfunden. Aber beides kann er. „Mich ziehen Typen an“, sagt Adams – und sobald er mit denen arbeitet, werden seine Bilder besonders.

Berührende Bilder von versehrten Afghanistan-Veteranen

Besonders waren die britischen Afghanistan-Veteranen auch schon, bevor Adams begann, sie zu porträtieren. Versehrt sind sie alle, haben Gliedmaßen verloren oder ihr früheres Gesicht. Nicht aber ihren Optimismus, meint Adams: „So bin ich jetzt eben, und ich gehe vorwärts“ beschreibt der 53-Jährige die Haltung, die er bei seinen Modellen spürt – „sie lassen ihre Behinderung ihrer Persönlichkeit nicht in die Quere kommen.“

Wie Grenadier Craig Wood: Keinen Tag älter als 17 sieht das jungenhafte Gesicht aus, übersät mit Sommersprossen und durchschnitten von Narben. Die Beine hat der Veteran verloren, eine Hand auch, mit der verbleibenden salutiert er. Unteroffizier Ricky Fergusson zeigt vor der uniformierten Brust, was er im Krieg gelassen hat – Teile von fünf Fingern – und was sein Land ihm dafür gegeben hat: vier Orden.

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Der Hauptgefreite Martyn Compton guckt herausfordernd: „Sieh’ mich an“, scheint sein Blick zu sagen, und nach den Hauttransplantationen ist sein Gesicht so anders, dass man ihn ansehen, aber gleichzeitig seine Privatsphäre nicht verletzen möchte. Dass die Männer Bryan Adams berührt haben, ist deutlich spürbar.