Die schwarze Melone sitzt leicht schief auf dem Kopf von Sir Ben Kingsley. Der Schauspieler trägt ein tief ausgeschnittenes Hemd, ein Großteil seiner weiß behaarten Brust ist zu sehen. Kingsley schaut grimmig in Richtung des Fotografen, der ihn in diesem Aufzug ablichtet. Der Mann hinter der Kamera ist Bryan Adams.
Düsseldorf (dapd-nrw). Die schwarze Melone sitzt leicht schief auf dem Kopf von Sir Ben Kingsley. Der Schauspieler trägt ein tief ausgeschnittenes Hemd, ein Großteil seiner weiß behaarten Brust ist zu sehen. Kingsley schaut grimmig in Richtung des Fotografen, der ihn in diesem Aufzug ablichtet. Der Mann hinter der Kamera ist Bryan Adams. Der kanadische Sänger ist nicht mehr nur für seine Hits wie "Summer of 69" bekannt, sondern auch für Porträtfotografien. Im NRW-Forum in Düsseldorf zeigt er ab Samstag (2. Februar) 150 Fotos von Prominenten sowie Darstellungen von britischen Kriegsheimkehrern.
"Es ist meine bisher größte Ausstellung und die umfassendste", erzählt Adams am Freitag gut gelaunt. Er hat die dunkelblonden Haare mit Gel streng gescheitelt und nach hinten gekämmt und trägt einen blauen Pullover und Jeans. Zu sehen sei eine Retrospektive seiner Arbeit der vergangenen zehn bis zwölf Jahre. "Es ist das erste Mal, dass ich meine Arbeit auf diese Weise in Deutschland zeige", verkündet der 53-Jährige. Bis 22. Mai ist die Schau "Bryan Adams - Exposed" zu sehen.
Zahlreiche Prominente ließen sich von Adams in ungewöhnlichen Situationen ablichten: Schauspieler Dustin Hoffmann, wie er im Anzug in einem Klappstuhl am Strand sitzt. Oder Sean Penn, der in Jogginghose und Kapuzenpullover auf der Veranda eines Holzhauses steht, die eine Hand in der Hose genau am Schritt, die andere geformt zur Pistole in Richtung des Betrachters. Viele Prominente ließen für Adams die Hüllen fallen. Sängerin Pink zeigt sich oben ohne mit Brustwarzenpiercing und blickt Zigarette rauchend überheblich in die Kamera. Kate Moss trägt für das Foto nur eine Strumpfhose.
Adams porträtiert Kriegsheimkehrer
Adams fotografiert seit seinen Kindertagen. Er erzählt: "Es ist leicht, Songs zu schreiben, es ist aber schwierig, gute Songs zu schreiben. So ist es auch mit der Fotografie." Die meisten Fotos mit den Prominenten sind inszeniert, viele hat Adams mehrmals abgelichtet. Die 2011 gestorbene Sängerin Amy Winehouse war oft sein Modell. "Ich habe Amy sechs Mal fotografiert", erzählt Adams. Sie habe ihm vertraut, deshalb hätten sie so oft zusammengearbeitet. Auf den Fotos wirkt Winehouse nicht abgemagert oder von Drogen gezeichnet, sondern stolz und kindlich zugleich. Sie schaut mit erhobenem Blick seitlich aus dem Bild hinaus ins Licht, ihre Tattoos auf dem Arm - der Schriftzug "Daddy's Girl" und ein Hufeisen sind zur Hälfte im Schatten.
Neben den exzentrischen Promi-Porträts zeigt Adams in Düsseldorf auch seine jüngsten Arbeiten fernab der Glitzerwelt. Er fotografierte in den vergangenen zwei Jahren britische Soldaten, die im Krieg in Afghanistan oder im Irak verstümmelt wurden. "Ich wollte etwas Bleibendes zu Ehren dieser Menschen machen", begründet er die Porträtreihe. Ein Loblied auf den Krieg ist es aber nicht: "Ich glaube nicht, dass Krieg jemals richtig ist", betont Adams. Es sind drastische schwarz-weiße Bilder von schlimmen Verstümmelungen. Viele der porträtierten Soldaten haben Prothesen statt Beine oder schwere Verbrennungen im Gesicht. "Sie lassen sich von ihrer Behinderung nicht davon abhalten, Menschen zu sein", sagt Adams über die Begegnung mit den Veteranen.
Bald steht der Sänger wieder auf den großen Bühnen dieser Welt statt hinter der Kamera. Ab März plant er eine große Tour durch Europa, Australien und die USA. Was er denn nun lieber mache, singen oder porträtieren, kann er nicht sagen. "Ich bin Musiker und Fotograf", betont Adams.
(Internetseite des Museums: http://www.nrw-forum.de )
dapd