Essen. Die neue Bücher-Saison hat viele Seiten: Gesellschaftsdramen und Krimis, Beziehungsstudien und Horrorschocker. Wir stellen die spannendsten Werke vor. Von Martin Walser bis Elfriede Jelinek, von José Saramago bis John Grisham und von Dan Brown bist Stephen King.
Doch, bald es wird es Frühling — und dann sprießen die Blätter: Seite für Seite große Literatur und kleine Realitätsfluchten, Gegenwartsdiagnosen und Rückblicke. Wir stellen die spannendsten Neuerscheinungen vor.
Internationale Größen
US-Autor Tom Wolfe, der 1987 allzu menschliche Eitelkeiten ins Fegefeuer schickte, legt nun im hohen Alter von 81 Jahre nach. „Back to Blood“ (28.1.) erzählt vom schön-schrillen Miami – eine Gesellschaft, die nicht mehr von den Medien, sondern von Blutsbanden geprägt wird.
Der israelische Autor David Grossman verarbeitet in „Aus der Zeit fallen“ (28.1.) den Tod seines im Krieg getöteten Sohnes. Und US-Schriftsteller Jonathan Franzen („Freiheit“) wünscht sich in seinen neuen Essays „Weiter weg“ (18.1.).
Im Februar erscheint der neue Roman des chinesischen Literaturnobelpreisträger Mo Yan auf Deutsch: „Frösche“ erzählt von einer Hebamme in Zeiten der Ein-Kind-Politik, von Abtreibungen und Zwangssterilisierungen. Ein unverhoffter Fund aus dem Nachlass des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers José Saramago ist der Roman „Claraboia“ von 1953, der im April erscheint: Saramago erzählt von den Bewohnern eines Mietshauses in Lissabon.
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Wolf, Walser und Jelinek
Im Nachlass von Christa Wolf fand sich eine Fortsetzung ihres Prosa-Projektes „Ein Tag im Jahr“: Auch von 2001 bis 2011 schilderte sie „ihren“ 27. September, persönliche Chronik und zeitgeschichtliches Dokument (erscheint im März).
Martin Walser setzt ebenfalls ein Projekt fort: Auf „Meßmers Reisen“ und „Meßmers Gedanken“ folgt die Notate-Sammlung „Meßmers Momente“ (8.3.) voller schöner Sätze, etwa: „Ich bin die Asche einer Glut, die ich nicht war.“
Die österreichische Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek beschäftigt sich im Bühnen-Essay „ReinGold“ (8.3.) püntklich zum Wagner-Jahr mit Gold und Geld und der „Geburt des Kapitalismus“.
Deutsche Gegenwart
„Die Fabeln von der Begegnung“ schenkt uns Botho Strauß: Erzählungen um jenen Augenblick, in dem die Liebe sich auflöst (25.2.). Reinhard Jirgl schaut in „Nichts von euch auf Erden“ (25.2.) überraschend in die Zukunft. Eugen Ruge reist gedanklich ins spanische Fischerdorf: „Cabo de Gata“ heißt der neue Roman des Buchpreisträgers (6.6.). Linus Reichlin, bisher als Krimi-Autor bekannt, wagt sich im Roman „Das Leuchten in der Ferne“ nach Afghanistan – zu den Taliban (14.2.).
Und Ulla Unseld-Berkéwicz, zuletzt als streitbare Suhrkamp-Verlegerin im Gespräch, (und vor Gericht) veröffentlicht im Mai einen neuen Roman mit dem schönen Titel „Reine Erfindung“ – im (noch) eigenen Verlag..
Spannende Realitätsfluchten
Mit „Das Washington-Dekret“ verlässt Jussi Adler-Olsen seine Heimat Dänemark: Im Thriller geht es um den Mord an der First Lady der USA (erscheint im Februar). Und US-Autor John Grisham verlässt im März den Gerichtssaal – mit dem Baseball-Roman „Home Run“. Ebenfalls auf Abwege begeben sich zwei Deutsche: Dora Heldt schreibt einen Krimi („Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen“, im April) – und Tatort-Ermittlerin Andrea Sawatzki auch: „Ein allzu braves Mädchen“ (12.3.).
Von US-Bestsellerstar Dan Brown hingegen sind altbewährte Verschwörungen zu erwarten: Sein neues Werk, „Inferno“, kommt weltweit am 14. Mai in den Handel. Auch Stephen King aber bleibt sich als Schocker der Nation treu: Wenn im Juni sein Roman „Joyland“ erscheint, dann wird es ihn, O Horror, nur in gedruckter Form geben – und nicht als Ebook.
Drei persönliche Tipps
Naturgewalt und Herzensmacht sind die Motoren in Jón Kalman Stefánssons Romanen. Mit „Das Herz des Menschen“ (26.2.) endet die Trilogie um einen namenlosen Jungen, der im historischen Island sein Glück sucht.
US-Autor David Vann schreibt schrecklich-schöne Romane, die niemals glücklich enden, aber ob ihrer Könnerschaft doch glücklich machen: Vanns neues Werk „Dreck“ erscheint im Februar.
Eine alte Geliebte taucht auf, verführerisch und doch irgendwie unbekannt: Dies gilt für Haruki Murakamis Roman „Südlich der Grenze, westlich der Sonne“ (21. Mai) – eine Neu-Übersetzung des Werks „Gefährlich Geliebte“, jetzt erstmals direkt aus dem Japanischen und nicht über den Umweg des Englischen. Ob die Sex-Szenen, über die sich einst das Literarische Quartett zerstritt, nun weniger klischeehaft wirken?