Herne. . Caritas und die Grundschule Schulstraße wollen Ehrenamtliche gewinnen, die ihre Begeisterung für Bücher weitergeben. Denn in vielen Familien kommt das Lesen zu kurz.

Wie spannend kann Lesen sein! Abtauchen in eine andere Welt und die Zeit vergessen. Aber: Für viele Kinder gehören heute Bücher nicht mehr selbstverständlich zum Alltag, stellen nicht nur Lehrer fest. „Fernsehen und Computer spielen in vielen Familien die Hauptrolle“, bedauert Angelika Mahlke. Die Schulleiterin der Grundschule an der Schulstraße weiß aber auch: „Ohne Lesen funktioniert auch die Arbeit am Computer nicht.“ Die Freude am Lesen zu fördern, sei deshalb ein wichtiges Anliegen der Schule. „Lese-Eltern“ kommen schon ins Haus, jetzt startet die Schule in Herne-Mitte ein zusätzliches Projekt, zusammen mit der Caritas: Es werden „Lesepaten“ gesucht.

„Familie schaffen wir nur gemeinsam“: So heißt die aktuelle Kampagne der Caritas, und in diesen Rahmen passe das Projekt gut hinein, sagt Mechthild Greifenberg, Koordinatorin beim Caritasverband. Wer Kinder in ihrer Lesefähigkeit fördere, stärke sie für die schulische und berufliche Zukunft, sagt Greifenberg, und ermögliche damit ihre Chancengleichheit.

Karl Lohn ist bei der Caritas in Herne Sozialarbeiter im Fachdienst Integration und Migration. Auch er sagt: „Es gibt immer mehr Kinder, die zu Beginn des zweiten Schuljahrs nicht lesen können.“ Weil in den Familien keine Bücher gelesen würden, und zwar unabhängig von der Herkunftskultur. Er kennt Haushalte, „in denen es kein Buch gibt“.

Durch die ohnehin bestehende Kooperation im Offenen Ganztag haben jetzt Schule und Caritas in Sachen „Lesepaten“ zu einander gefunden. Gesucht werden Menschen mit Begeisterung für das Lesen, die ehrenamtlich ein bis zwei Stunden in der Woche ihre Leidenschaft mit Grundschulkindern teilen möchten, wahrscheinlich in den Nachmittagsstunden. Zwei bis drei Kinder, mehr nicht, könnten sich mit einem Paten oder einer Patin zusammentun, und über das Zuhören - so hoffen es die Initiatoren - Spaß am Selberlesen entwickeln.

Dass die Ehrenamtler über ihre eigene Lesefreude hinaus Geduld mitbringen sollten und eine gute Aussprache, dass sie Kinder mögen und sie für Fortschritte loben sollten, versteht sich fast von selbst. „Sie sollen auch von ihrer eigenen Leseentwicklung erzählen“, stellt sich Mechthild Greifenberg vor. „Was sie als Kinder gelesen haben, vielleicht auch ihr Lieblingsbuch vorstellen.“ Auf jeden Fall will die Caritas den Ehrenamtlichen das Rüstzeug vermitteln für das Vorlesen und ihnen einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch ermöglichen.