Essen. . Der Autor von Ritter Rost, Jörg Hilbert, ist stolz, dass seine kleine Blechbüchse jetzt auf der großen Leinwand zu sehen ist. Sehenswert findet der Essener den Film. Seine Bücher gefallen ihm dennoch besser - warum, hat er uns erzählt.
Man muss loslassen können, wenn die Kinder groß werden. Auch wenn’s schwerfällt. Und leicht fällt es Jörg Hilbert, dem Vater vom „Ritter Rost“ ganz offensichtlich nicht, dass seine kleine Blechbüchse jetzt die große Karriere auf der Kinoleinwand startet. Gerade ist „Eisenhart und voll verbeult“ in Spielfilmlänge in die Kinos gekommen, hochprofessionell animiert und in 3D – wie es sich heutzutage für eine internationale Produktion gehört. „Sehr sehenswert, es macht Spaß, sich das anzugucken“, findet Hilbert, der den Kinderbuch-Bestseller einst erfand. Doch leise fügt er hinzu: „Meine Bücher gefallen mir trotzdem besser.“
Das ist keine Großspurigkeit, es ist das Dilemma eines Autors, der seine Figur auf der Kinoleinwand sieht. „Da hat man automatisch andere Vorstellungen.“ Der Charme eines Kinderbuchs mit seinem Wortwitz und schrägen Zeichnungen geht da fast zwangsläufig verloren: Auf der Leinwand gelten eigene Gesetze, da muss die Frisur auch von hinten sitzen, da dürfen Kleider keine fiesen Falten werfen. Deshalb hat das Kleid von Burgfräulein Bö plötzlich eine schicke Borte bekommen. Sei’s drum – Äußerlichkeiten.
Auch interessant
Pferd Feuerstuhl darf auch im Film nur ein Auge haben
Die Ritter-Rost-Welt ist dafür ausgesprochen original. „Dafür habe ich sehr gekämpft“, erzählt Hilbert. Durchsetzen konnte er zum Beispiel, dass Pferd Feuerstuhl weiterhin nur ein Auge hat. Und das mittig, wie es sich für ein Pferd aus Schrottland gehört.
Überhaupt werden die eingefleischte Fans der Ritter-Rost-Geschichten auf ihre Kosten kommen. Der Film bleibt nah am Original, die Handlung folgt in etwa dem Band „Ritter Rost und Prinz Protz“, in dem der Ritter des Diebstahls bezichtigt wird und um seine Ehre und die Freundschaft zu Bö kämpfen muss. Auch die Musik orientiert sich an den bekannten Hits der Hörspiel-Fassungen von Komponist Felix Janosa. Wer jedoch, wie gewohnt, ein Musical erwartet, wird enttäuscht sein: Die Lieder spielen keine große Rolle im Film. Hilbert sagt: „Ich hätte mir mehr Musik gewünscht.“
Das Drehbuch funktioniert
Aber er will nicht meckern: Mit vielem ist der 47-Jährige Essener auch zufrieden. Das Drehbuch funktioniere, an die neuen Stimmen der Figuren gewöhne man sich. „Und Christoph Maria Herbst als Prinz Protz ist einfach großartig.“
Überhaupt ist er natürlich „absolut stolz“, dass sein „Kleiner“ jetzt große Karriere macht. „Es ist selten, dass ein deutsches Kinderbuch verfilmt wird“, sagt Hilbert. Und dann gleich als internationale Produktion noch viel seltener. „Ich kenne keinen Kollegen, dem das gelungen ist.“
Dabei ist es ja nicht das erste Mal, dass Ritter Rost ins Ausland geht. Die Bücher wurden ins Spanische übersetzt, ins Ungarische, sogar ins Chinesische – was wegen des frechen Wortwitzes und der vielen Musik gar nicht einfach war. Hilbert hat aber Hoffnung, dass der Film dafür sorgt, dass Ritter Rosts Reise nun noch weiter geht.
52 Fernsehfolgen für ZDF und Kika geplant
In Deutschland geht sie auf jeden Fall weiter: Für ZDF und Kinderkanal dreht die „Caligari“, die auch den Film gemacht hat, 52 Fernsehfolgen von „Ritter Rost“. „In denen gibt es dann wieder mehr Musik“, freut sich Hilbert. Und zum 20. Geburtstag des kleinen Ritters im nächsten Jahr ist auch eine Menge geplant. Das nächste Abenteuer, so viel verrät Hilbert schon, wird „Ritter Rost und das Haustier“ heißen – und ist schon jetzt eine seiner Lieblingsgeschichten. „Das wird wieder ein Ritter Rost im alten Sinne sein, ausgesprochen schräg und voller Wortwitz.“
Apropos Wortwitz: Warum kann der Hut von Burgfräulein Bö im Film eigentlich nicht sprechen? Hilbert hat sich seinen eigenen Reim darauf gemacht: „Der hat bei den Dreharbeiten wohl soviel Quatsch gelabert, da haben sie ihn lieber den Schrank verbannt.“