Essen. . Der italienische Popbarde und seine heimliche Liebe zur Latinmusik findet jetzt auch musikalische seinen Niederschlag. Auf „La Sesion Cubana“ versammelt er etliche kubanische Musiker, um alte Nummern im neuen Gewand zu präsentieren. Gar nicht mal so schlecht...
Normalerweise müsste ja jeder ernstzunehmende Musiker von der Geschmackspolizei sofort aus dem Verkehr gezogen werden, der sich erdreistet, „Guantanamera“ neu aufzunehmen. Abgenudelter geht’s jedenfalls nimmer.
Wenn man es jedoch so macht wie Zucchero auf seinem Ende dieser Woche erscheinenden Spaßalbum „La Sesion Cubana“ (Universal Music), dann hat das seinen Charme. Die eigens engagierte Percussions- und Bläserarmee, die den rauchig-sonoren italienischen Bariton begleitet, klingelt und klappert und trötet im Hintergrund ebenso beschwingt wie entspannt. Dieser fröhliche Band-Sound hat ein bisschen was von Willy DeVilles großartiger „Hey Joe“-Version. Und deshalb kann man über diese Version einfach nur sagen: nett – wie das Meiste dieser in Havanna entstandenen Produktion.
Schmeichelnde Mandolinen
Der singende Zuckerwürfel lässt diesmal seiner heimlichen Zuneigung zu Latinomusik freien Lauf und hat sich dazu mit einem guten Dutzend kubanischer Musiker und der Produzenten-Ikone Don Was zusammengesetzt, um insbesondere seine eigenen Lieder neu zu arrangieren. Von Salsa über Rumba bis Merengue ist alles dabei, was Strandflair vermittelt. Nicht jede Neufassung gelingt vollkommen. Und auch „Ave Maria no morro“ dümpelt eher unspektakulär vor sich hin, obschon sich mit Djavan einer der führenden brasilianischen Musiker zu Zucchero hinters Mikrofon gesellte.
Doch „Baila“ im karibischen Gewand – hat seinen Reiz und bietet ein grandioses Trompetensolo; „Everybody’s Got To Learn Sometime“, das mit einem impulsiven Santanasoundorgel-Solo und Gospelfeeling versehen ist – kommt ebenfalls richtig knackig rüber; und „Cuba Libre“ im Merengue-Feeling – ist sicherlich gut tanzbar.
Richtig schmalzig wird’s, wenn das kubanische Feeling mit italienischem Pop-Belcanto garniert wird. „Cosi Celeste“ birgt mit seinen schmeichelnden Mandolinenchören zwar eine Überdosis Zuckerguss. Aber zum Schmachten ist’s halt bestens geeignet.