Essen. . Mit „I Walk“ legt Herbert Grönemeyer ein etwas anderes Best Of-Album vor: Es enthält in weiten Teilen Neubearbeitungen alter Songs - und zwar alle auf Englisch. Ein Projekt, das zumindest phasenweise überzeugt.

Letztlich geht Herbert Grönemeyer seinen Weg nur konsequent weiter. Seit mehr als zehn Jahren lebt er in London, er ist eingetaucht in die pulsierende Metropole, lernt Musiker, Texter kennen. Es ist ja so, dass die jüngeren Veröffentlichungen des Bochumers zunächst englische Zeilen hatten und dann ins Deutsche zurück übersetzt wurden. Das führte zu mancher Sprachverwirrung, man denke nur an das irrlichternde „Schiffsverkehr“, bei dem Grönemeyer sein privates Lost in Translation erlebte.

Das Versprechen

Nun gibt’s neuen Herbert-Stoff – ein Album auf Englisch, aber größtenteils mit altbekannten Songs. „I Walk“ (Grönland Records/Rough Trade) verlässt dann aber doch die Trampelpfade eines konventionellen Best Of-Albums. Es hält, zumindest teilweise, was Grönemeyer in einem Interview versprach: „Wenn ich auf Englisch singe, blühen die Stücke ganz neu auf. Die Musik rückt in den Vordergrund, die Stimmung, die Farbe des Gesangs.“

Wobei die neuerliche Kooperation mit Antony Hegarty bei „Will I Ever Learn“ danebengeht. Diese beiden Stimmen wollen einfach nicht zusammenpassen. James Dean Bradfield von den „Manic Street Preachers“ spielt hingegen eine hübsch-dezente Gitarre auf „To The Sea“. Was zudem auffällt: Im Gegensatz zu den oft geknödelten deutschen Produktionen benötigt man kein Textheft mehr, um Grönemeyers wunderbare, vor allem in Balladen zu Herzen gehende Lyrik zu verstehen. Der 56-Jährige singt zwar ein nur annehmbares, aber immerhin klar verständliches Englisch.

„Mensch“ bleibt „Mensch“

So wird aus „Glück“ der Titel „All That I Need“, „Deine Zeit“ heißt jetzt „Before The Morning“, die Flugzeuge im Bauch heben nun nach oben ab: „Airplanes In My Head“ (garniert mit einem merkwürdigen Solo). Nur „Mensch“ bleibt „Mensch“, dafür allerdings in zwei Versionen – gen Ende steigt dazu der kongeniale Bono zu Herbert in den Ring; das haben sie vor fünf Jahren beim Protestkonzert gegen den Heiligendamm-Gipfel schon mal live gebracht, nun gibt es eine Neuauflage in der Studioversion. Schön zu hören.