Essen. Das „Bourne-Vermächtnis“: Der vierte Film aus der Reihe kommt in die Kinos. Er nimmt die Zuschauer wieder mit auf eine wilde, lange Verfolgungsjagd. Und das obwohl weder Bourne-Star Matt Damon dabei ist noch der Brite Paul Greengrass, der die letzten beiden Bourne-Filme inszenierte.
Es ist schon eine groteske Situation: Da kommt nun ein vierter Film mit dem Namen Bourne im Titel in die Kinos. Aber weder ist Matt Damon dabei, der den herangezüchteten Elite-Killer Jason Bourne bei seiner Flucht rund um die Welt verkörpert hat, noch der Brite Paul Greengrass, der die letzten beiden Bourne-Filme inszenierte und der für die Fluchtbewegung zum Ende hin eine derartige Hochgeschwindigkeit wählte, dass man sich als Zuschauer im Schleudersitz wähnte.
Aber geht nicht gibt’s nicht, sagt sich Regisseur und Drehbuchautor Tony Gilroy und zaubert als neuen staatlichen Auftragsmörder mit Ausfallerscheinungen Aaron Cross aus dem Hut. Der nun wird von Jeremy Renner verkörpert, der im US-Kino als kommender Action-Star gilt, nachdem er im Oscar-Gewinner „Tödliches Kommando“ und in dem Mega-Blockbuster „The Avengers“ zu sehen war. Die Handlung spielt in etwa parallel zum Geschehen in „Das Bourne Ultimatum“, was den Film mit vielen Querverweisen und eingefügten Ausschnitten sehr geschickt ans Bourne-Universum andocken lässt.
Neuer Held – vertrautes Terrain
Regisseur Gilroy weiß um die Schwierigkeit, einen neuen Helden auf altvertrautem Terrain zu installieren. Und deshalb lässt er sich am Anfang fast 45 Minuten Zeit, um das Publikum mit diesem Aaron Cross vertraut zu machen. Man trifft ihn zu Beginn beim Leistungsmarsch durch Alaska, zu dem auch das Baden im Fluss bei Frosttemperaturen und die richtige Abwehr von Wölfen gehören.
Cross ist der Agent Nummer 5 in einem CIA-Programm namens Outcome, eine durch genetische Veränderungen auf geradezu übermenschliche Leistung getrimmte Killermaschine. Als er mitten in Alaska jedoch erleben muss, dass ihn eine Drohne zu eliminieren versucht, setzt auch bei Cross allmählich das Denken ein: Was geschieht da mit ihm?
Alle Agenten des „Sonderprogramms“ sollen liquidiert werden
Nun, Eric Byer (Edward Norton), Direktor einer staatlichen Geheimorganisation, hat die Losung ausgegeben, dass nach dem Bourne-Debakel alle aktiven Agenten des „Sonderprogramms“ liquidiert werden müssen. Das Sterben beginnt unmittelbar, denn überall auf der Welt werden nun gelbe Pillen an die Todeskandidaten verteilt, die zum sofortigen Exitus führen.
Und in einem Labor in Maryland gibt es aus heiterem Himmel einen Amoklauf, dem alle Mitwisser des Projekts zum Opfer fallen – bis auf Marta Shearing (Rachel Weisz). Aus ihr und Cross wird fortan ein Schicksalsgespann: Ihm fehlen auf der Flucht die Tabletten, die seine Körperchemie in der Balance halten, und sie weiß, in welchem Winkel der Welt sie gefertigt werden.
Auf vertrautem Bourne-Territorium zieht das Tempo der Handlung an
Fortan befinden wir uns wieder auf vertrautem Bourne-Territorium, wo auch das Tempo der Handlung anzieht. Hier haben wir den eiskalten Bürokraten Byer, der ohne Skrupel seine Mordbefehle im Namen der nationalen Sicherheit ausgibt und den Edward Norton mit unbewegter Miene zum Prototypen des Schreibtischtäters macht.
Und dort haben wir die Zweckgemeinschaft Cross und Shearing, die in Manila verzweifelt versuchen, am Leben zu bleiben. Die dauernde Verfolgungsjagd auf Motorrädern allerdings, die Gilroy uns hier durch die engen Gassen der Metropole zumutet, lässt auch den geduldigsten Action-Fan irgendwann auf die Uhr blicken.
Eigentlich ist am Ende alles so, wie es auch im ersten Bourne-Film war: Der Held hat eine Gefährtin gefunden und sucht mit ihr, der amerikanischen Geheimdienst-Krake zu entkommen. Damals spielte Franka Potente die Freundin von Bourne. Im zweiten Film jedoch wurde sie gleich zu Beginn von den Häschern liquidiert. Kein guter Ausgangspunkt für Rachel Weisz in einer Fortsetzung, die mit großer Sicherheit kommen wird.