Duisburg. . „Wir leben in einer Art Kaltem Frieden“, sagt Gerd Herholz, Leiter der Literaturbüros Ruhrgebiet. Die Reihe „Kriegsbefangen. Literatur und die Gegenwart des Krieges“ lotet aus, wie die Gegenwartsliteratur den Krieg in Worte(n) fasst und Denker aktuelle Proteste beleuchten. Von September bis November sind zwölf Veranstaltungen im Ruhrgebiet geplant.
Der Krieg ist wieder da – vielleicht war er auch nie weg, spürbar als lautes Schweigen der Nachgeborenen. Heute gibt es in Deutschland nicht nur wieder Soldaten, die traumatisiert heimkehren. Sondern auch einen härter werdenden Verteilungskampf, um Mittel für Kultur und Bildung zum Beispiel – der gerade das Ruhrgebiet hart trifft. Und von Ferne hören wir das Getümmel von Arabellion und Occupy . . .
„Wir leben in einer Art Kaltem Frieden“, sagt Gerd Herholz, Leiter der Literaturbüros Ruhrgebiet. Die Reihe „Kriegsbefangen. Literatur und die Gegenwart des Krieges“ lotet aus, wie die Gegenwartsliteratur den Krieg in Worte(n) fasst und Denker aktuelle Proteste beleuchten. Von September bis November sind zwölf Veranstaltungen im Ruhrgebiet geplant. Hier eine Auswahl:
Den Mythos der Schlacht um Troia in Homers Epos „Ilias“ hat Raoul Schrott in frische Worte gekleidet und liest in Ruhrort, wo ja immerhin die Ahnung von weitem Wasser weht (6.9., 20 Uhr). Von hier aus geht es in die jüngere Vergangenheit: Soziologe Harald Welzer stellt die Protokolle deutscher Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg vor, die vom „Kämpfen, Töten und Sterben“ erzählen – und letztlich von der eigenen Verführbarkeit (19.9., 19.30 Uhr, in Mülheim).
Auch der deutsch-irakische Schriftsteller Sherko Fatah erzählt von einem Sündenfall: Im Roman „Das dunkle Schiff“ porträtiert er einen Gotteskrieger (26.9., 20 Uhr, in Bochum). Und Friedenspreisträger Boualem Sansal erzählt in „Das Dorf des Deutschen“ von Nazi-Verstrickungen seiner Heimat Algerien (17.10., 20 Uhr, Gladbeck).
Während sich Michael Kleeberg in „Das amerikanische Hospital“ einem Soldaten nähert (27.9., 20 Uhr, Herne), macht Dirk Kurbjuweit in „Kriegsbraut“ eine Soldatin in Afghanistan zur Heldin (25.10., 20 Uhr, Duisburg) – zeitgemäß.
Einen Angriff gegen die „marktkonforme Demokratie“ wagt Ingo Schulze (13.9., 20 Uhr, Herne). Schließlich macht kein Geringerer als Sozialwissenschaftler Oskar Negt Hoffnung: auf „realistische Utopien“ (8.11., 19.30 Uhr, Mülheim).
Mehr Infos gibt es auf www.kriegsbefangen.de