Essen. . Das temporeiche Ballett „Max und Moritz“ feierte Premiere am Essener Aalto-Theater mit einer originellen Musik-Collage aus Rossinis Opern-Ouvertüren. Ein abendfüllendes Programm für Enkelkinder bis Großeltern.

Man denkt an Witwe Bolte, wie sie mit dem Kochlöffel droht oder an Lehrer Lämpel mit seinem erhobenen Zeigefinger. Andere sehen die drei Hennen vor sich – „jedes legt noch schnell ein Ei, und dann kommt der Tod herbei“. Schön kann’s sein, in Kindheitserinnerungen zu schwelgen und zu stöbern in alten Bilderbüchern von Wilhelm Busch. Mehrere Generationen schon sind mit „Max und Moritz“ aufgewachsen, da kommt eine alters- und zeitlose Ballett-Version gerade recht, die jetzt im Essener Aalto-Theater umjubelte Premiere feierte.

Die sieben Lausbuben-Streiche und Bildergeschichten, mit denen Busch 1865 Pionierarbeit in Sachen Comic leistete, erweckt Michael Kropf zum Leben. Der gebürtige Wiener, derzeit noch Ballettmeister im Aalto, bereitet damit Großeltern und Enkeln ein abendfüllendes Vergnügen.

Frei von psychoanalytischem Deutungsdruck, dafür frisch, frech, manchmal grausam und tänzerisch auf hohem Niveau – so strickt Kropf ein Meisterstück, mit dem er bereits an der Wiener Volksoper reüssierte.

Das Erstaunliche: Obwohl Kropf, Manfred Waba (Bühne) und Friederike Singer (Kostüme) die Streiche fast originalgetreu auf die Aalto-Bühne bringen, ist die Produktion frei von Staub und Plunder.

Die Kraft der Bilder

Schneider Böck, Onkel Fritze (der mit den Maikäfern) und der Bäcker, umgarnt von Putzfrauen auf roten Spitzenschuhen – die Personnage gibt dem Affen Zucker. Entscheidend sind die Kraft der knallbunten Bilder und die erste Garde der Aalto-Solisten, die als quicklebendige Komiker ebenso gute Figur machen wie als stilechte Pirouetten-Prinzen und Akrobaten, die mit fliegenden, zwei- und dreifachen Dreh- und Spreizsprüngen nicht geizen.

Breno Bittencourt als Max im Original-Blau-Rot und Denis Untila als Moritz in Grün-Orange überzeugen durch Ballett-Brillanz wie auch als Comicfiguren, die am Ende durch die Mühle des aufgeplusterten Müllers gedreht und als Körner watschelnden Enten zum Fraß vorgeworfen werden. Damit’s nicht ganz so grausam endet, schlüpfen im Showdown-Finale aus dem riesigen Märchenbuch gleich die Nachfolger: Mini-Max und Mini-Moritz.

Tempo dominiert – dank einer originellen Collage aus Rossinis Opern-Ouvertüren, von der „Diebischen Elster“ bis zu „Wilhelm Tell“ und dem „Barbier von Sevilla“. Süffig und spritzig, manchmal auch zackig und schmissig musizieren die Bochumer Symphoniker unter Volker Perplies. Am Ende: Jubel und Ovationen.

  • Termine: 3., 9., 11., 14., 26 und, 28. April; 4., 6. und 9. Mai. Karten: 0201/ 8122 200