Essen. . Samstag hat im Essener Aalto-Theater die Ballettkomödie „Max und Moritz“ nach Wilhlem Busch Premiere. Ballettmeister und Choreograf Michael Kropf bringt dabei sogar eine echte Tortenschlacht auf die Bühne. Mit den Profis aus der Bühne: insgesamt 44 Essener Kinder.

Essen. Als Kind mögen ihre Streiche mit dem düsteren Ende noch schrecken. Doch Michael Kropf konnte Wilhelm Buschs Kinderbuch-Klassiker „Max und Moritz“ noch von zwei weiteren Seiten entdecken. Als junger Mann tanzte er den Schneider Böck in Edmund Gleedes Münchner Uraufführung des gleichnamigen Balletts. Später brachte seine eigene Choreografie der übermütigen Lausbubengeschichte einen jahrelangen Erfolg in Wien. Nun soll sie das Essener Publikum begeistern. „Es wird ein großer Spaß für die ganze Familie“, verspricht der Ballettmeister, der die Neufassung dem Aalto-Ballett hinterlässt. Nach zwei Spielzeiten und einigen Differenzen mit Direktor Ben Van Cauwenbergh geht er wieder zurück in seine österreichische Heimat.

Er hat ungarische, tschechische, deutsche Wurzeln, wurde aber in Wien geboren. „Ich kam etwas zu früh auf die Welt“, erzählt Michael Kropf. Atemwegsprobleme waren die Folge, die von Kindesbeinen an mit viel Bewegung bekämpft werden sollten. Und so ergab er sich brav („Das ist meine Natur“) der Aufnahme an der Ballettschule der Wiener Staatsoper. „Ein Zufall“, meint Michael Kropf, der nach einer klassischen Tanz-Ausbildung in Budapest zunächst Karriere als Solist in München, Györ, Budapest und Calgary machte.

„Ich bekam keine Prinzenrollen, keine ersten Rollen - was an meiner Größe (1,94 Meter) und meinen Bewegungen lag“, sagt er. Mit Charakterrollen wie der Titelfigur in „Don Quixote“ oder dem Hortensio in „Der Widerspenstigen Zähmung“ fühlte er sich absolut wohl. Um so schmerzlicher, als ihn mit 28 ein Achillessehnenriss zum Aufhören zwang: „Es war nicht leicht, weil ich erfolgreich war.“ Das war er auch als Händler von Autoersatzteilen in Ungarn. „Ich verdiente viel, aber es machte keinen Spaß“, erkannte er und kehrte als Ballettmeister zum Tanz zurück.

Er arbeitete am Musicaltheater in Budapest, choreografierte für ungarische Fernseh-Shows und baute eine 14-köpfige Kompanie auf, die auch eigene Ballettabende erarbeitete. Das „aus eigener Kraft geschafft“ zu haben, betrachtet er mit Stolz. Die Anerkennung blieb nicht aus: Als Gyula Harangozó Direktor des Balletts der beiden Wiener Opernhäuser wurde, nahm er ihn als Ballettmeister und Koordinator mit. Dort schuf er auch mit Ferenc Barbay die neue Version des Publikumshits „Max und Moritz“.

100 Prozent Auslastung - und das über sechs Jahre in Wien - kann auch das Aalto-Ballett nicht verachten. So holte Ben Van Cauwenbergh nicht nur Kropf als Ballettmeister für das Tänzer-Training ans Aalto-Theater, sondern auch seine Choreografie der beliebten Ballettkomödie. Michael Kropf hat sie nun in Essen - basierend auf Edmund Gleedes Libretto - ganz zu seiner Kreation gemacht.

„Ein wirkliches Buch auf die Bühne zu stellen, aus dem die Figuren kommen“, war ihm schon in Wien wichtig, ebenso wie die live gespielte Rossini-Musik zu vertanzen. Und das in einem Raum, in dem fast alles schwebt. „Was zum Stück gehört, baumelt von der Decke: Schulbänke, Maikäfer, Schwäne, Brezel und Säcke. Darunter ist Wilhelm Buschs Bibliothek mit der Küche der Witwe Bolte, dem Ofen des Bäckers und der Orgel des Lehrers Lämpel angesiedelt. Es ist eine Dekorationsschlacht“, erklärt Kropf das Bühnenbild von Manfred Waba, das mit Friederike Singers farbenfrohen Kostümen eine Einheit bildet und „50 Prozent des Erfolgs ausmacht“.

Aber auch auf der Bühne müsse richtig was los sein. Die Choreografie, die es für Familien und eigens für Grundschüler in zwei verschiedenen Längen gibt, strotzt vor Einfällen, energiegeladenen Sprüngen und Charakterschritten. Selbst eine Tortenschlacht darf nicht fehlen. Den Prolog, die Variationen und manch andere Szene hat er für die Kurzversion gestrichen. „Wenn Kinder sich langweilen, verlieren sie die Konzentration“, weiß der Ballettmeister vom Training mit den 44 kleinen Mitwirkenden, die vom Werdener Gymnasium, dem Aalto-Kinderchor und vom Turnverein Schwarz-Weiß Essen kommen: „Nach einer halben Stunde wechsel ich die Gruppe“, lautet seine Strategie. 22 von ihnen werden bei jeder Aufführung für Verzückung sorgen: „Die Kleinen sind schon sehr süß.“

Michael Kropf war neun, als er mit dem Ballettunterricht begann. Erster Einsatz: „Don Quixote“ in der Wiener Staatsoper. Dort lernte er auch Tanzlegende Rudolf Nurejew kennen. „Das war super. Ich wollte werden wie er“, sagt Kropf. Der Traum ging nicht ganz in Erfüllung. „Ich bin trotzdem glücklich.“ Demnächst als Ballettchef im kleinen aber feinen Theater Baden bei Wien.

„Max und Moritz“ zählt zum Frühwerk von Wilhelm Busch und wurde 1865 veröffentlicht. Später gab es immer wieder Versuche, den Kinderbuch-Klassiker auf die Bühne zu bringen. Edmund Gleedes Libretto für eine klassische Ballettkomödie von 1984 hat sich durchgesetzt und ist auch Basis für Michael Kropfs Choreografie am Aalto-Theater. Am Samstag ist Premiere. Die Titelrollen tanzen Breno Bittencourt (Max) und Denis Untila (Moritz). Die Vormittags-Vorstellungen sind großenteils ausgebucht. Bitte nachfragen. Bis Juli sind zwölf Abendvorstellungen angesetzt. Info unter Tel.: 0201/ 81 22 200 oder www.theater-essen.de