Berlin. Kein Filmfestival ist so politisch ambitioniert wie die Berlinale. Dies zeigte sich einmal mehr bei der Auftaktgala. Aber auch der Promi-Faktor wird in den kommenden Tagen enorm emporschnellen: Es werden Stars wie Angelina Jolie und Keanu Reeves erwartet.

Berlin ist wieder Hauptstadt des Films: Zur Eröffnung der 62. Berlinale kamen am Donnerstagabend zahlreiche Schauspieler und Filmemacher. Rund 1.800 Gäste strömten zu der Gala in den Berlinale Palast am Potsdamer Platz. Über den roten Teppich schritten unter anderen Diane Kruger, die im Eröffnungsfilm "Leb' wohl, meine Königin" zu sehen ist, sowie die Mitglieder der Internationalen Jury, darunter Regisseur Mike Leigh und die Schauspielerinnen Barbara Sukowa und Charlotte Gainsbourg.

Mehrere hundert Fans warteten bei winterlichen Temperaturen am roten Teppich auf die Schauspieler. Kruger sagte, "Leb' wohl, meine Königin" als allerersten Film des diesjährigen Festivals zu zeigen, sei für sie "schon ein bisschen aufregend". Sie verkörpert in dem Film des französischen Regisseurs Benoit Jacquot über die Anfänge der Französischen Revolution im Juli 1789 Königin Marie Antoinette. Es sei eine sehr schwere Rolle gewesen, sagte Kruger. Der Film liege ihr sehr am Herzen.

Politische Berlinale: harsche Kritik an China

Vor allem nationale Filmprominenz, darunter Nina Hoss und Mario Adorf, war zum Start der Internationalen Filmfestspiele Berlin gekommen. Den offiziellen Startschuss für das Festival gaben Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Berlinale-Direktor Dieter Kosslick und Leigh.

Neumann nutzte das Forum vor den rund 1.800 Gästen, harsche Kritik an China zu üben. Trotz aller Diplomatie und wirtschaftlichen Interessen dürfe man nicht dazu schweigen, dass in China "die Freiheit von Kunst und Kultur mit Füßen getreten wird", sagte er unter dem Beifall des Publikums. Es müsse immer wieder gesagt werden, dass Ai Weiwei unterdrückt werde - "auch wenn wir im Moment nicht direkt helfen können".

Die Berlinale habe in den vergangenen Jahren mit anspruchsvoller Filmkunst und großem Kino wichtige Einblicke in die Welt ermöglicht. "Nirgendwo sind Kino, Politik und Weltoffenheit derart beispielhaft vereint“, betonte Neumann. Die Berlinale, die politischer denn je sei, stehe "ganz im Zeichen des Umbruchs und des Aufbruchs".

Routinierte Berlinale: Anke Engelke und Festival-Direktor gelangweilt

Politisch war dann auch der Eröffnungsfilm, das Historiendrama "Leb' wohl, meine Königin", das sich mit den Anfängen der Französischen Revolution im Juli 1789 beschäftigt. Auch in vielen anderen Produktionen steht die Politik im Fokus: Thematisiert werden das Ende des chinesischen Kaiserreichs ("Bai Lu Yuan"), eine Entführung von Touristen auf den Philippinen ("Captive"), Gewalt gegen Minderheiten ("Just the wind"), das Leben von Kindersoldaten ("War Witch").

In der Reihe Berlinale Special wird nicht nur ein Dokumentarfilm über Ai Weiwei präsentiert. In dieser Sektion zeigt Angelina Jolie auch ihr Regiedebüt. "In the land of blood and honey" beschäftigt sich mit dem Bürgerkrieg in Jugoslawien. Und in der Sektion Panorama setzen sich gleich vier Produktionen mit dem arabischen Frühling und seinen Auswirkungen auseinander.

Seltsam gelangweilt wirkten bei der Eröffnung Festival-Direktor Dieter Kosslick und Moderatorin Anke Engelke. Zum sechsten Mal eröffneten sie nun gemeinsam die Berlinale, erklärte Kosslick. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit konterte: Ihm mache die Berlinale immer Spaß. Um zum elften Mal in dieser Funktion dabei zu sein, habe er im vergangenen Jahr hart gekämpft, sagte er und spielte auf seine Wiederwahl 2011 an.

Auf dem Festival werden in diesem Jahr insgesamt fast 400 Filme gezeigt. 18 Produktionen konkurrieren um die Bären, die im Laufe des vorletzten Festivaltags am 18. Februar verliehen werden. Darunter sind auch die neuen Produktionen der deutschen Regisseure Christian Petzold, Hans-Christian Schmid und Matthias Glasner.

Ehrende Berlinale: Meryl Streep erhält goldenen Bären für Lebenswerk

In der diesjährigen Jury, die über die Bären entscheidet, sitzen neben Leigh, Gainsbourg und Sukowa der Fotograf und Filmemacher Anton Corbijn, der Regisseur und Drehbuchautor Asghar Farhadi, der Schauspieler Jake Gyllenhaal, der Regisseur François Ozon sowie der Schriftsteller Boualem Sansal.

Erwartet wird in diesem Jahr beim Festival Hollywood-Prominenz wie Angelina Jolie und Keanu Reeves. Ein Höhepunkt ist die Verleihung des Goldenen Ehrenbärs an die Oscar-Preisträgerin Meryl Streep für ihr Lebenswerk. Zu den prominenten Gästen sollen auch "Twilight"-Frauenschwarm Robert Pattinson und Bollywood-Star Shah Rukh Khan zählen.