Essen. . Zeche Zollverein sorgt weiterhin für Wirbel. Jetzt gibt es Ärger um angebliche Mängel beim Brandschutz in der Kohlenwäsche, die das Ruhrmuseum beherbergt. Die Schließung droht.

Bauexperten kritisieren Mängel im Sicherheitskonzept des Weltkulturerbes Zollverein. Ab Mittwoch könnte sogar die Schließung der Kohlenwäsche drohen. Die Stiftung Zollverein bestreitet die Vorwürfe weitgehend.

Für Kopfschmerzen sorgen auf Zollverein derzeit neben Finanzschwierigkeiten auch bauliche Probleme. Nach Informationen der WAZ-Medien-Gruppe hatte das städtische Bauamt in Essen bereits im Jahr 2009 erhebliche Mängel festgestellt, die bis heute nicht ausreichend beseitigt wurden.

Dabei geht es um wesentliche Punkte: Insider berichten etwa von Schwierigkeiten beim Brandschutz im zentralen Gebäude der Anlage, der Kohlenwäsche. Dort ist auch das Ruhrmuseum untergebracht. Das Bauamt teilte nach einer erneuten Brandschau vor Ort am 8. März mit, wenn Zollverein nicht bis zum 30. März einen konkreten Plan vorlege, um die Mängel zu beseitigen, müssten „ordnungsbehördliche Maßnahmen bis hin zur Nutzungsuntersagung des gesamten Gebäudes erwogen werden.“

Mängel werden beseitigt

Zollverein schreibt auf Anfrage, die Mängelliste werde „unverzüglich von unserem Dienstleister Hochtief Facility Management abgearbeitet“. Das Problem: Mit Hochtief liegt die Stiftung Zollverein derzeit im Clinch. Seit Monaten sollen die Rechnungen des Konzerns nicht bezahlt worden sein.

Der Brandschutz ist auf Zollverein schon länger ein heißes Thema. Nach Informationen der WAZ-Mediengruppe wurde schon früher um die Entrauchung der Kohlenwäsche hart gekämpft, also um die Be- und Entlüftung des Gebäudes im Falle eines Brandes. Sinn der Entrauchung ist es, die Fluchtwege rauchfrei zu halten, damit zum Beispiel die Besucher des Ruhrmuseums bei einem Feuer fliehen können.

Ein Gutachter der technischen Überwachungsfirma Dekra hat den Informationen zufolge bereits Mitte Dezember 2009 festgestellt, dass die Entrauchung in der Kohlenwäsche nicht tauglich sei und das Gebäude deshalb nur nach Beseitigung der gröbsten Mängel für Publikum freigegeben werden dürfe. Das Bauamt wurde über das Dekra-Gutachten noch im Dezember 2009 informiert.

„Das ist solange kein Problem, wie kein Kind zu Tode kommt“

Nur kurze Zeit später, zwei Tage vor der Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres am 10. Januar 2010, schrieb dann ein neuer Sachverständiger, diesmal vom Institut für angewandte Sicherheitstechnik aus Mülheim, dass noch immer wesentliche Brandschutzmängel bestünden und der Betrieb nur unter Auflagen zulässig sei. Das Bauamt genehmigte schließlich die Eröffnung im Liveprogramm des ZDF. Mehrere Beteiligte sagten dieser Zeitung, es sei politischer Druck aufgebaut worden, um die Anlage einzuweihen.

Damit nicht genug. Experten machen auch auf dem Zollverein-Gelände Sicherheitsmängel aus. So sei Zollverein als Industriegelände ausgewiesen. Eigentlich dürften deshalb etliche Bereiche nur unter Aufsicht – etwa bei Gruppenführungen mit geschultem Personal – zugänglich gemacht werden. Beispielsweise die kaum gesicherten Hochwege, von Zollverein „Mannschaftsbrücken“ genannt. Zollverein sagt: „Es gibt auf Zollverein durchaus Bereiche, die nicht ‚verkehrssicher’ sind.“ Diese seien aber nicht frei begehbar.

Das ist jedoch nicht immer der Fall. Kinder können auf Zollverein frei herumlaufen. Auch auf den kaum gesicherten „Mannschaftsbrücken“. Doch gerade für Kinder sind die Brücken Todesfallen. Die Geländer sind nicht ausreichend gesichert, Kinder könnten hier durchaus herunterstürzen. „Das ist solange kein Problem, wie kein Kind zu Tode kommt“, sagt ein Insider, „danach beginnt die Suche nach dem Schuldigen, der das alles genehmigt hat.“