Halle. . Thomas Gottschalk tritt Ende des Jahres als Moderator von „Wetten, dass...?“ ab. Die Show selbst soll aber weitergehen. Mit wem, ist noch unklar. Hape Kerkeling? Markus Lanz? Jörg Pilawa?

Er ist schnell zur Sache gekommen an diesem Samstag, hat nicht lange herumgeredet um den heißen Brei. „Es gibt Dinge“ , hat Thomas Gottschalk gleich nach dem frenetischen Begüßungsapplaus in der Messe Halle gesagt, „die bespricht man nicht zwischen Tür und Angel.“ Dann hat er sich aufs Sofa gesetzt, wo er nach eigener Aussage „die besten 25 Jahre meines Lebens“ verbracht hat und verkündet, dass er aufhört mit der Moderation von Wetten, dass...?“.

Weil seit dem Unfall von Samuel Koch, der in der Dezembersendung beim Versuch, mit Sprungfedern über fahrende Autos zu springen, schwer verunglückte, „ein Schatten über der Sendung liegt, der es mir schwer machen würde, jemals wieder zu der guten Laune zurückzufinden, die Sie zu Recht von mir erwarten“.

Abschied auf Raten

Die Sommerausgabe in Mallorca am 18. Juni soll die letzte reguläre Show sein, nach drei Spezialsendungen zum 30-jährigen Jubiläum ist dann Ende des Jahres endgültig Schluss.“Ich will nicht mit so einem traurigen Zusammenhang in Ihrem Gedächtnis bleiben und will mich daher auch nicht sofort aus dem Staub machen“, begründet der Showmaster seinen Abschied auf Raten.

Die Sendung selbst soll allerdings weitergehen, wie ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut in der Nacht zu Sonntag erklärte. Allerdings werde man eine Pause von sechs Monaten einlegen, um an einem neuen Konzept zu arbeiten. Und um einen Moderator zu suchen. Einen Nachfolger gibt es nämlich angeblich noch nicht.

Auf der After-Show-Party kursieren die ersten Namen

Auf der After-Show Party im Hotel Maritim wurden in der Nacht bereits Markus Lanz oder Hape Kerkeling genannt. Heißester Anwärter aber soll Jörg Pilawa sein, dem bei seinem Wechsel zum ZDF angeblich auch eine mögliche Wetten, dass-Übernahme in Aussicht gestellt worden sein soll. „Namen kommentiere ich zur Zeit nicht“, sagte Bellut. Dafür bestätigte er aber, dass Gottschalk künftig andere Formate für das ZDF moderieren werde - unter anderem den Jahresrückblick.

Auch Michelle Hunziker wolle man halten, hat aber noch keine genaue Vorstellung, in welcher Form. „Wir werden sie jedenfall nicht so einfach nach Italien ziehen lassen“, kündigte Bellut an.

Gottschalks Chefs wussten seit Ende Dezember Bescheid

ZDF-Intendant Markus Schächter dankte dem Moderator für seine „großartigen Leistungen“: „Ich bedauere die Entscheidung von Thomas Gottschalk sehr. Zugleich respektiere ich sie, ihre Begründung und auch den Zeitpunkt.“

Schächter und Bellut hatten bereits am 20. Dezember von Gottschalks Rückzug erfahren, bis zur Sendung am Samstag aber Stillschweigen gewahrt. „Ein wenig habe ich gehofft, dass er sich die Sache über die Feiertage noch einmal überlegt“, gab der Programmdirektor zu. Nun kann er nur noch auf die Macht des Publikums setzen. Vielleicht könne ihn das ja zum Weitermachen überreden, hofft Bellut

Gottschalk sichtlich erleichtert

Eher unwahrscheinlich, zumal der Rücktrtt des 60-Jährigen nicht so überraschend kommt, wie es den Anschein hat. Schon in der Nacht nach dem Unglück soll er senderintern erklärt haben, man könne nur weitermachen, wie bisher, wenn Koch in der nächsten Ausgabe weitgehend genesen in die Kamera winke. Genau davon ist der junge Mann allerdings derzeit weit entfernt. Noch immer ist er weitgehend gelähmt, sind seine Heilungschancen ungewiss.

Sichtlich erleichtert führte Gottschalk nach seiner Erklärung gewohnt routiniert und immer witziger werdend durch die 193. Ausgabe von „Wetten, dass...“, in der zum ersten Mal seit Jahren auf riskante Wetten komplett verzichtet wurde.

„Familienfreundliche“ Wetten wirkten betulich

Die Wetten waren allesamt familientauglich - um es nett zu formulieren. Foto: Reuters
Die Wetten waren allesamt familientauglich - um es nett zu formulieren. Foto: Reuters © REUTERS

Jan Bäss und Greg Marter bliesen Kerzen mit einer Frisbee-Scheibe aus, Tobias Berger kickte Kronkorken mit seinem Ohr in Bierhumpen, Ralf Rabung fing Salamistückchen mit dem Mund auf, die ihm sein Partner mit dem Golfschläger zuwarf, und Andreas Runkel drehte Glühbirnen mit den Füßen ein, während er einen Handstand auf einer Leiter machte.

Wetten, die man „familienfreundlich“ nennen kann, wenn man es gut meint. Wetten aber auch, die man so ähnlich schon oft gesehen hat in dem Show-Dino des ZDF. Und die in dieser Konzentration leicht betulich wirken, vielleicht sogar langweilig werden.

Konkurrenz zur Suche nach Superstars bei DSDS

Einer wie Gottschalk weiß das natürlich. Und er weiß auch, dass es so auf Dauer schwierig wird, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten, die der Wettshow immer heftiger zusetzt. Vor allem RTLs Suche nach Superstars und Supertalenten kostete das ZDF in den letzten Jahren viele Zuschauer.

Ein Freund von Risikowetten war der Moderator angeblich noch nie. Stets versuchte er mit großen Namen auf dem Wettsofa die Quote oben zu halten. Lange mit Erfolg. Mittlerweile aber wiederholen sich die Gäste ebenso wie die Wetten.

Campbell langweilte das Publikum

Am Samstag war deutsche Fernsehprominenz wie Maria Furtwängler und Jan Joseph Liefers zu Gast. Und wieder einmal das ewige Topmodel Naomi Campbell, bei deren Auftritt sich das Publikum im Saal sichtlich langweilte. Auch die musikalischen Darbietungen – Udo Lindenberg, Roxette und Take That – kamen überwiegend von alten Bekannten. Unwahrscheinlich, dass sich daran in Zukunft etwas ändern wird.

So bleibt am Ende der Eindruck, dass Samuel Kochs Unfall Gottschalks Abschied nur beschleunigt, nicht aber begründet hat.