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Schauspieler Robert Duvall, der große Minimalist des Hollywood-Kinos, feiert seinen 80. Geburtstag. „Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen” ist einer der Sätze, die ihn unsterblich machen.

John Travolta sah wie ein Lehrjunge aus, als er mit ihm im Gerichtsthriller „Zivilprozess” in den Ring stieg. Sean Penn erging es in „Colors” als Nachwuchs-Cop an seiner Seite nicht anders, und auch Tom Cruise und Kevin Costner hielt er auf Distanz. Dort die nervösen Jungs mit viel Dampf und hier dieser kühle, alte Bursche mit den schmalen Augen und dem steten Lächeln des Erfahrenen, der alles abwägt und nie den Überblick verliert: Robert Duvall, der große Hollywoodschauspieler mit dem Pokergesicht, wird heute 80 Jahre alt.

Gangster und Polizisten mit dem Hang zum Wahnsinn

„Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen” ist einer der Sätze, die in der Filmgeschichte in Stein gehauen wurden und Robert Duvall ohnehin unsterblich machen. In Coppolas Vietnamspektakel „Apocalypse Now” trumpfte er 1979 in einer kleinen Rolle als durchgeknallter General auf, der zu den Klängen von Wagners Walküre vietnamesische Dörfer bombardiert und im Granatenhagel stehen-bleibt, wenn sich die Kameraden aus Todesangst längst in den Staub geworfen haben.

Zeitweise schien der Sohn eines Offiziers aus San Diego auf solche Außenseiter abonniert, auf Gangster und Polizisten mit dem Hang zum Wahnsinn. Auch Stalin und Adolf Eichmann lieh er sein Gesicht.

Gleichwohl spielte er seine darstellerischen Stärken im­mer in den stillsten Momenten aus. Für manche war er der heimliche Star der ersten beiden Teile von „Der Pate”. Duvall prägte als Hausanwalt der Corleones, Tom Hagen, mit seinem entspannten Minimalismus das Kontrastprogramm zu den extrovertierten Superstars Marlon Brando, Al Pacino und Robert De Niro.

Auch als Jäger eines ausgerasteten Michael Douglas in der Satire „Falling Down” brillierte Duvall mit seiner Ruhe. Ein alter Polizist an seinem letzten Arbeitstag, immer wieder seine Frau am Telefon, die nur noch will, dass er endlich nach Hause kommt. Wer verstehen will, warum die große Kunst im Kleinen liegt, muss sich ansehen, wie Duvall diese Charakterstudie veredelt.

Oscargewinn 1984

Ihm langte es, meist die zweite Geige zu spielen, um mit seinen unangestrengten Auftritten die Akzente zu setzen. Seine Rolle als versoffener Countrysänger in „Tender Mercies” brachte ihm 1984 einen Oscar, sein Meisterstück, ein fanatischer Südstaaten-Prediger in der eigenen Regiearbeit „Apostel!” von 1997 blieb dagegen von der Öffentlichkeit fast unbeachtet. Er wird es unaufgeregt zur Kenntnis genommen haben.

Duvalls vierte Ehefrau hat heute ebenfalls Geburtstag, es ist indes erst der 39. Ziemlich wahrscheinlich, dass unter seinen vielen Gratulanten zwei sind, die mit ihm in den frühen 60er Jahren die berühmteste Männer-WG aller Zeiten teilten. Sie heißen Dustin Hoffman und Gene Hackman.