Essen. Der Postmann klingelt mitunter zweimal. Doch gottlob nicht immer. Diese Tatsache wird besonders Kevin Costner freuen.

Denn: Noch einen Western-Flop wie "The Postman" (1997) hätte sich selbst der vielleicht Strahlkräftigste unter den Hollywood-Stars kaum erlauben können. Noch ein Film, den die Fachpresse genüsslich seziert und der Kinogänger geflissentlich ignoriert hätte, und dem guten Herrn Costner wäre wohl nur der Rückzug ins Private geblieben. Kevin allein zu Haus, oder so.

Doch es sollte anders kommen. Mit dem melancholischen Spätwestern "Open Range" (Sa., 20.15 Uhr, Sat1) feierte der Mann, der einst mit Wölfen tanzte und dafür mit sieben Oscars belohnt wurde, 2003 seine künstlerische Wiederauferstehung. Mehr noch: Costner hat - als Hauptdarsteller, Regisseur und Produzent in Personalunion - einem lahmenden Genre neue Hufe verpasst. Denn selten ist eine Pferdeoper mit knisterndem Lagerfeuer, Stunk im Saloon und dem obligatorischen Showdown bildgewaltiger in Szene gesetzt worden. Allein die Landschaftsaufnahmen sind von derart berückender Schönheit, dass man das regennasse Weideland zu riechen glaubt.

Die Handlung ist dabei ungefähr so schnell erzählt wie Costner seinen Revolver zieht: Die hart arbeitenden Viehtreiber Boss (Robert Duvall) und Charley geraten mit einem fiesen Rinderbaron und einem korrupten Marshal aneinander. Den Weg aus der verfahrenen Misere müssen sich die beiden freischießen, allein schon der hehren Cowboy-Ehre wegen. Oder um es mit den altersweisen Worten des klugen Boss zu sagen: "Es gibt Dinge für einen Mann, die sind schlimmer als der Tod."