Brad Pitt kommt als Jesse James in die Kinos, die vielfach ausgezeichnete Westernserie "Deadwood"liegt jetzt komplett auf DVD vor. Und auch John Wayne reitet im Heimkino weiter

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© WAZ

Revolverhelden starben jung, der Western stirbt nie. Brad Pitt hinterfragte kürzlich beim Filmfest in Venedig den Jesse-James-Mythos und wurde dafür als bester Schauspieler geehrt. In Deutschland startet der Film am 25. Oktober.

Was aber wäre ein Western ohne eine Poker-Partie? Full House oder Straße - kennt man. Aber wie nennen Insider ein Poker-Blatt aus einer Dame, zwei Assen und zwei Achten? "Dead Man's Hand" - die Hand (besser: das Blatt) des toten Mannes. Der Grund dafür liegt tief im Westen: Als der Revolverheld Wild Bill Hickok 1876 rücklings beim Pokern erschossen wurde, starb er mit diesem Blatt in der Hand. Die Legende besagt, dass es der einzige Tag war, an dem der misstrauische Wild Bill beim Pokern mal nicht mit dem Rücken zur Wand, sondern zur Tür gesessen hat.

Faszinierenden Typen wie Wild Bill, der in historischen Fotos Buffalo Bill nicht nur verblüffend ähnelte, sondern auch mit dessen berühmter Wild-West-Show 1873 durch Amerika zog, setzt die US-Fernsehserie "Deadwood" ein Denkmal. Die mit sechs Emmys und einem Golden Globe hoch dekorierte Serie liegt jetzt auch in drei edlen DVD-Boxen komplett vor (bei Paramount Home Entertainment; im deutschen Fernsehen ist sie bisher leider nur für "Premiere"-Zuschauer zu sehen). Wohl kein Western zeigte bisher die damalige Zeit so wenig romantisierend und unpatriotisch wie "Deadwood". Hier geht es extrem rau zu, weil jeder ums Überleben kämpft, hier gehen Geschäfte über Einzelschicksale, haben selbst legendäre Westmänner jede Menge Schwächen. Das mag desillusionierend klingen, dürfte aber nah an der Wirklichkeit gewesen sein.

Schließlich existierte Deadwood tatsächlich. Der kleine Ort in South Dakota lockte damals unzählige Glückssucher und zwielichtige Gestalten an, als die Nachricht aufkam, dass es in seiner Nähe große Goldadern gäbe. Wild Bill Hickok (gespielt von Keith Carradine), Calamity Jane (Robin Weigert) und der Saloon- und Bordell-Besitzer Al Swearrengen (Ian McShane) sind historisch verbürgte Deadwood-Gestalten, Serien-Produzent David Milch bindet sie ein in riskante Geschäfte rund ums Gold, in Schießereien, Siedler- und Indianer-Mord sowie Pocken-Epedemien. Zusammengehalten werden die vielen Handlungsstränge durch die Person des Seth Bullock (Timothy Olyphant), einen jungen Ex-Sheriff, der sich in Deadwood eine neue Existenz aufbauen will.

"Deadwood" gehört zweifellos zum spannendsten, was die aktuelle Sicht auf den Wilden Westen zu bieten hat. Wer eher auf Western von gestern steht, kommt natürlich nicht an John Wayne vorbei. Schließlich wäre der "Duke" in diesem Jahr hundert geworden. Mehrere DVD-Kollektionen sind zu diesem Anlass auf den Markt gekommen. So finden sich in zwei DVD-Boxen von Paramount nicht nur Jahrundert-Klassiker wie "Der Marshall", "Die vier Söhne der Katie Elder", "Man nennt mich Hondo" oder "El Dorado", sondern auch Nachdrucke der Original-Filmposter oder Büchlein mit Fotos und Studio-Dokumenten der damaligen Zeit. Aber auch die Wayne-Filme bieten immer wieder Entdeckungen. So stellt man verblüfft fest, dass in "Der Marshall" - für den der "Duke" übrigens seinen einzigen Oscar erhielt - als Banditen die damals blutjungen Schauspieler Dennis Hopper und Robert Duvall mitspielen, die inzwischen zum Hollywood-Establishment gehören.

In keiner John-Wayne-Sammlung fehlen sollte aber die bereits 2001 erschienene DVD-Kollektion aus dem Hause Warner. Unter anderem mit "Rio Bravo" und "Der schwarze Falke" beinhaltet sie nicht nur zwei der besten Wayne-Filme, sondern auch zwei der eindrucksvollsten Western, die je gedreht wurden.