Oberhausen. Der Schlagerstar steht am 1. Februar auf der Bühne in der Oberhausener Turbinenhalle. Ein Karriere-Meilenstein fehlt ihm aber noch.

„Ich bin nicht mehr dein Clown“, „Herzdame“ oder „Blinder Passagier“ – in den letzten Zügen des alten Jahrtausends reihte Olaf Henning Hit an Hit. Der damals neu und frisch klingende Pop-Schlager-Sound erfreute sich größter Beliebtheit, der gebürtige Mülheimer, mittlerweile wohnhaft im Münsterland, ist seitdem regelmäßig auf den Bühnen präsent. Über seinen Werdegang, seinen größten Hit „Cowboy und Indianer“ und einen bislang unerfüllten Wunschtraum spricht der 56-Jährige im Interview.

Was hätte Olaf Henning 2000 gesagt, wenn man ihm für 2025 ein großes Konzert in Aussicht gestellt hätte?

„Wenn man viel Glück hat, könnte das klappen. Aber ich glaube eher nicht.“ Ziemlich genau das hätte ich gesagt. Es ist schon verrückt und klasse zugleich, dass das geklappt hat.

Ihre Songs scheinen zeitlos zu funktionieren. 2020 wurde Ihnen ein Spotify Award verliehen …

Ja, zehn Millionen Streams für „Cowboy und Indianer“. Wenn das Verkäufe wären … alter Schwede.

Wobei sich gerade da die Verkäufe auch auf dem Konto bemerkbar gemacht haben dürften.

Ja, in drei Ländern gab es dafür Gold. Österreich, Schweiz, Deutschland. Und der funktioniert heute noch. Ich danke dem lieben Gott für diesen Hit.

Wo hängen die Goldenen Schallplatten?

Im Büro des Managements. Ich muss es bei mir zuhause nicht so zupflastern. Andere packen die Dinger an ihre Treppenläufe, ich bin da nicht so der Typ für.

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Wie wurde um die Jahrtausendwende aus dem Versicherungskaufmann ein Schlagerstar?

Ich war neben meinem Job in vielen Top-40-Bands als Schlagzeuger aktiv. Anfang, Mitte der 90er spielten wir immer die gleichen deutschen Schlager, die die Leute bewegte. Du verlierst dadurch die jüngere Generation. Da war nicht housig, nichts bassig. Irgendwann dachte ich mir: Du musst jetzt mal selbst einen Schlager schreiben. In 20 Minuten komponierte ich für mich „Die Manege ist leer“. Dann haben wir das Stück housig und basslastig getrimmt, keine Chöre, Bildertext und ein „Uh, uh“ dazwischen.

Das „Uh, uh“ muss aber auch wirklich immer rein, richtig?

(lacht) Ich mache es eigentlich schon länger nicht mehr, aber die Fans machen es von selbst. Und irgendwie auch bei jedem Lied. Aber ist ja auch toll, wenn es so ein Erkennungsmerkmal gibt. Naja, irgendwie wurde es ein Riesenhit. Und ich dachte: Machen wir direkt weiter so. Ich habe mir einen guten Produzenten und Songschreiber gesucht, irgendwie seither keinen Song mehr geschrieben, weil ich es einfach nicht mehr kann. Das war eine Sternstunde und die lässt sich schwer wiederholen. Es sei denn, du bist Autor oder Songwriter und machst sonst nichts anderes. Ich bin aber eben Sänger und Schlagzeuger.

Olaf Henning spielt während der Session regelmäßig bei Karnevalsvereinen, teilweise bis zu elf Auftritte pro Tag.
Olaf Henning spielt während der Session regelmäßig bei Karnevalsvereinen, teilweise bis zu elf Auftritte pro Tag. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Wann merkten Sie, dass der Durchbruch so richtig kommt?

Mit Vollgas geht es erst seit „Cowboy und Indianer“ los, in den deutschsprachigen Ländern, aber auch in Holland, Dänemark oder Schweden. Das war 2006. Inklusive eines TV-Auftritts bei dem großen schwedischen Sender TV4, quasi das, was hier RTL ist. Da wurden echt Grenzen gesprengt. Und: Es ist kein Cover, sondern ein eigener Song. Das macht mich noch stolzer.

Nach der aufkeimenden Debatte um kulturelle Aneignung geriet der Song ins Visier verschiedener Aktivisten. Beschäftigen Sie sich noch damit?

Ach, das Thema kommt jedes Jahr auf. Jetzt war es glaube ich die Humboldt-Stiftung aus Frankfurt, die sich ein bisschen aufgeregt hatte. Ich habe mich nie davon abbringen lassen. Ich singe das, was ich meine, singen zu müssen. Ich lasse mir das auch nicht verbieten.

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Am Ballermann sind Sie selten live zu sehen, obwohl Ihre Songs dort sehr populär sind. Woran liegt’s?

Das war mal anders. Ich bin in den späten 90ern in der schönsten Diskothek dort mehrmals aufgetreten, im Riu Palace in der Royal Suite, das war richtig toll dort. Von dort aus schwappte die Popschlager-Welle dann nach Deutschland. Ich habe mich aber nie als typischen Ballermann-Sänger gesehen, nie sowas wie „Wir saufen uns zu Tode und poppen in der Runde“ gesungen. Meine Musik hat dort genauso viel Anklang gefunden wie heutzutage der ganze Partyschlager. Irgendwann stellte ich aber fest, dass ich mich sozusagen „entballermannisiert“ habe.

Bedeutet konkret?

Ich merkte, dass ich dort nicht mehr so oft auftreten muss, auch nicht im Megapark. Das tat mir medial ganz gut. Und auch, was andere Angebote angeht. Ein Image als Ballermann-Sänger ist nicht immer ganz positiv behaftet. Ich kann auch so ganz gut leben. Wenn mich eine gute Freundin wie die Krümel von Krümels Stadl fragt, dann trete ich gern mal da auf, vereinzelt singe ich am Ballermann. Aber die permanente Hin- und Herfliegerei brauche ich nicht mehr. Die Mallorca-Partys hier in Deutschland buchen mich ja.

Viele größere Mallorca-Partys gibt es im Ruhrgebiet, wo auch andere Popschlager-Größen wie Jörg Bausch herkommen. Haben Sie eine Ahnung, warum die Musik gerade dort so populär ist?

Schlager wurde im Ruhrgebiet immer großgeschrieben. Tegtmeiers Lieder, „Ich bau‘ mich mein Häusken nur anne Ruhr“, „Der Mond von Wanne-Eickel“ – das waren Super-Hits. Später Andrea Jürgens, Jürgen Marcus, die Songs von Wolfgang Petry. Das ist alles Schlager und hat sich stets weiterentwickelt. Im Ruhrgebiet, in Westfalen gibt es fast schon zu viele Schlager-Veranstaltungen. Ich bin schon froh, dass ich deutschlandweit gebucht werde, auch mal rauskomme.

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Im Januar sind Sie laut Ihrem Tourplan eine Woche in Kenia, was hat es damit auf sich?

Ich bin sehr sozial eingestellt und trete da für „Fly and Help“ auf. Eine Stiftung, die Reisen veranstaltet, bei denen Geld gesammelt wird, um Schulen für Kinder zu bauen. Da unterstütze ich gern, durch die Organisation sind auch schon rund 800 Schulen gebaut worden. Im Rahmen der Reise gibt es eine Schlagernacht, bei der ich singe, vor deutschem Publikum, die Reise ist ausgebucht. Später folgt noch Teneriffa, ebenfalls ausgebucht. So kann ich die Auftritte mit Urlaub verbinden, was sehr schön ist.

Teilweise absolvieren Sie vier Auftritte an einem Tag – wie stressig ist das?

Ich werde in diesem Jahr bei etwa 170 Auftritten liegen, das ist viel. Das meiste am Wochenende, da ist Erntezeit, wie ich es immer ausdrücke.  Manchmal zwei, drei oder auch mal sechs Auftritte. Besonders ist es an Tagen wie Altweiber, da springe ich von Saal zu Saal, spiele elf Auftritte von jeweils 25 Minuten. Aber vier an einem Tag in verschiedenen Städten sind schon heftig. Die Bühne schafft mich nicht. Aber die Gurkerei, das Autofahren, schafft mich total. Danach bin ich ziemlich im Eimer.

Lang lang ist‘s her: Mit diesem Porträt wurde ein Konzert von Olaf Henning in Gelsenkirchen anno 2005 beworben.
Lang lang ist‘s her: Mit diesem Porträt wurde ein Konzert von Olaf Henning in Gelsenkirchen anno 2005 beworben. © Privat | Privat

Singen Sie dann jedes Mal die gleichen Songs?

Wenn ich vier normale Shows à 45 Minuten habe, sind die Hits drin. Cowboy, Manege, Herzdame, Blinder Passagier, Game Over, Alarmstufe Rot. Dann bleibt noch Platz für zwei, drei andere. Da variiere ich gerne, singe hier und da mal einen englischen Song. Das kommt aus dem Gefühl heraus, ich brauche keine Setlist auf der Bühne. Wichtig ist, dass ich die Leute kitzeln kann. Ich fange an, die Leute finden es gut, ich bin fertig, die Leute vermissen mich. Das ist für mich wichtig. Sollte das nicht so sein, bekomme ich schlechte Laune.

Geht Ihnen manch ein Song nicht irgendwann auf die Nerven?

Das werde ich gerade zu „Cowboy und Indianer“ oft gefragt. Ich bin es nie leid, einen Hit zu singen. Vor allem muss ich ihn oft gar nicht mehr selbst singen. Ich brauche nur einsteigen und die Leute singen allein. Da könnte ich eigentlich ein Bier trinken gehen.

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Was können Sie uns denn zum großen Konzert in der Turbinenhalle verraten?

Es gibt zwei Bühnen. Ich darf noch nicht verraten, warum. Es wird keine Special Guests, keinen Support geben, ich bin dort allein. Ich bekam viele Anfragen dafür, sagte aber allen, dass das nichts bringt, weil die als Beipackzettel enden würden. Da gehen die Leute Bier holen oder was weiß ich. Und dafür wären mir meine Kollegen zu schade. Was Licht, Effekte und Sound angeht, wird das eine Mischung aus Pet Shop Boys, Depeche Mode und Schlager. Es wird erstmal das letzte große Konzert mit Band, danach spiele ich Unplugged-Konzerte, was mir sehr viel Freude bereitet. Wir lassen es krachen, geben richtig Vollgas.

Welche Pläne haben Sie für 2025?

Gerade sind wir beim Projekt „Olaf Henning 2.0“. Wir nehmen die großen Hits nochmal neu auf, um die junge Generation abzuholen. Mit „Herzdame“ und „Blinder Passagier“ hat das schon sehr gut geklappt. „Die Manege ist leer“ wird in Oberhausen Premiere feiern, das klingt ganz fett. Danach kommen noch weitere Singles im neuen Gewand. Der wichtigste Plan darüber hinaus lautet: Gesund bleiben!

Letzte Frage: Vor zwei Jahren sprachen Sie davon, unbedingt mal in eine TV-Show von und mit Florian Silbereisen kommen zu wollen. Ist das noch aktuell?

Ja, aber es ruft keiner an (lacht) … Irgendwann haben wir die Bewerbungen eingestellt. Entweder rufen die jetzt an oder ich bleibe weiterhin traurig.

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Die Termine von Olaf Henning, live mit Band:

1.2. Oberhausen (Turbinenhalle 2), Karten ca. 36 Euro. 30.8. Haltern (Vamos Vivas Grosses Schlagerfestival, Silbersee II, Headliner-Auftritt), Karten ca. 57 Euro. Weitere Auftritte ohne Live-Band spielt Olaf Henning in den kommenden Wochen bei Karnevals- und Schlagerpartys, u.a. 8.2. Recklinghausen (Suberg‘s, ca. 15 Euro), 1.3. Kamp-Lintfort (Radio KW Karnevalszelt, Friedrich-Heinrich-Allee, mit Ina Colada und Oli.P, ca.. 28 Euro). Weitere Termine werden regelmäßig auf olaf-henning.com angekündigt.