Essen. Der Hype um K-Pop wächst: Zwei Fans hat die Musik sogar in ihrer Studienwahl beeinflusst. Im Ruhrgebiet ist die Fan-Community besonders groß.

Ihre Faszination für K-Pop bestimmt beinahe Friederike Trosts gesamten Alltag: Die 19-Jährige hat im vergangenen Jahr 25 Konzerte ihrer südkoreanischen Idole besucht. Sie studiert Ostasienwissenschaften mit Schwerpunkt Koreanistik an der Universität Duisburg-Essen, die allermeisten ihrer Freundinnen und Freunde sind Fans.

K-Pop boomt: Laut dem „Korea Culture & Tourism Institute“ knackte der Exportumsatz südkoreanischer Popmusik 2023 erstmals die Eine-Billion-Won-Marke, umgerechnet verdiente man rund 800 Millionen Euro mit verkauften Fanartikeln, Konzerttickets und Abonnements für Streaming-Dienste. Zwei NRW-Fans erzählen im Gespräch vom Reiz und der Faszination.

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Studentin zahlt rund 300 Konzerte je K-Pop-Konzert

Trost entdeckte K-Pop im Alter von 13 Jahren auf Tiktok. Schnell wurde sie zum absoluten Fan: Gleich für ihr erstes K-Pop-Konzert reiste sie aus NRW bis nach Mannheim. Heute gibt sie für jedes Konzert inklusive Reisekosten rund 300 Euro aus – finanziert von ihrem Nebenjob als Kellnerin.

Friederike Trost in Südkorea
Friederike Trost in war schon zweimal in Südkorea. © WAZ | Nell Wiesmüller

Auch in Pullover, T-Shirts, Plüschtiere und Alben ihrer Lieblingsbands investiert sie gern, denn bei K-Pop bekomme man viel geboten: Anstatt einer einfachen Hülle mit CD drin enthalten die Alben häufig Fotobücher mit Bildern der Stars und Kärtchen, die die Fans sammeln und tauschen.

K-Pop-Fan studiert Koreanistik an der Ruhr-Universität Bochum

Jessica, deren Nachname geheim bleiben soll, hat eine ganze Sammlung dieser Alben im Regal stehen. Die 24-Jährige studiert im Master Ostasienwissenschaften mit Schwerpunkt Koreanistik an der Ruhr-Universität Bochum. Auch bei ihr ging mit der Faszination für südkoreanische Musik das Interesse an Land, Kultur und Sprache einher.

Jessica Weingardt Konzert
Jessica bei einem Konzert von Monsta X in Berlin. © WAZ | Jessica Weingardt

Das verschafft ihr im Studium nicht nur Freunde. Einige Kommilitoninnen und Kommilitonen setzen Jessica laut eigener Aussage herab, indem sie sie als „Koreaboo“ bezeichnen. Der Begriff steht für Menschen, die sich selbst als Koreaner sehen, obwohl sie keine sind. Häufig gehe damit eine Obsession mit K-Pop einher, der Rest der südkoreanischen Kultur werde ausgeblendet oder schöngeredet. Dass das auf Jessica nicht zutrifft, zeigt sich schon mit Blick auf ihre zarten Anfänge als Fan.

Die damals 15-jährige Schülerin hörte bereits ein paar Jahre südkoreanische Musik, ohne sich weiter mit den Bands zu beschäftigen, als sie für den Geschichtsunterricht einen Vortrag über den Koreakrieg hielt. Erst als ihr Interesse für Kultur, Sprache und Geschichte des Landes geweckt war, begann sie, sich näher mit den Musikgruppen zu beschäftigen.

„Das fühlt sich manchmal so an, als würde man facetimen“

Heute sind sich die beiden Studentinnen einig: K-Pop-Bands täten mehr für ihre Fans als manch westliche Künstlerinnen und Künstler. Neben umfangreichen Alben haben viele Bands eigene Realityshows, zudem interagieren sie häufig in Live-Streams mit Fans. Jessicas Lieblingsmitglied der Band Ateez setze sich etwa gern abends, „nach der Arbeit“, wie die 24-Jährige ironisch betont, vor die Kamera und baue Legosets auf. Dabei spreche er mit seinen Zuschauerinnen und Zuschauern über Gott und die Welt. „Das fühlt sich manchmal so an, als würde man facetimen“, sagt sie. Obwohl ihr bewusst ist, dass sie ihre Idole nie auf persönlicher Ebene kennenlernen wird, genießt sie solche Momente.

Die Studentin schätzt, seit 2017 etwa 4000 Euro für ihre Idole ausgegeben zu haben. Zwar war sie bisher nur auf sieben K-Pop-Konzerten, aber wenn es um Alben geht, schlage sie gern mehrmals zu, erscheint doch jedes Album in mehrfacher Ausführung und verschiedenen Farben.

Im Ruhrgebiet vernetzen sich viele K-Pop-Fans

Jessica und Trost sind in der Community eng vernetzt: Ihr Fan-Dasein hat beiden viele neue Freundinnen und Freunde beschert. Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen über die Fangemeinde in Deutschland, doch Trost schätzt die Community im Ruhrgebiet als besonders groß und aktiv ein. Sie muss es wissen, hat sie ihre Lieblinge doch in der Vergangenheit neben Köln und Berlin auch in Amsterdam, Madrid und sogar Südkorea live gesehen.

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Dort war sie inzwischen zweimal. „Ich wollte mir das einfach mal ansehen, wenn ich schon Koreanistik studiere“, sagt sie. 2025 folgt ihr Auslandssemester, das sie gern in der Nähe von Seoul verbringen möchte: „Dann kann ich hoffentlich zu vielen Konzerten und Fan-Events gehen.“

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