Essen. K-Pop, K-Drama, K-Beauty: Südkoreanische Popkultur hält Einzug im Ruhrgebiet. Besonders beliebt sind sogenannte Idol Groups wie Ateez.
Kaum hatte der Ticketverkauf für das Ateez-Konzert in der Kölner Lanxess Arena begonnen, da waren die Tickets auch schon wieder ausverkauft. Die südkoreanische Boyband spielt am 11. Februar 2025 in NRW, Eintrittspreise rangierten von 77 bis 390 Euro. Auch für den Auftritt von „P1 Harmony“, die am 5. Januar in der Turbinenhalle Oberhausen spielen, waren die Karten binnen kurzer Zeit weg. Mit ihrem Erfolg reiht sich die Gruppe ein in den globalen Hype um K-Pop.
Südkoreanische Popmusik hält immer häufiger Einzug in die Charts, 2023 sprengte der K-Pop-Exportumsatz laut „Korea Culture & Tourism“ erstmals eine Billion Won. Wir haben Koreanistik-Dozentin Jaewon Nielbock-Yoon der Ruhr-Universität Bochum gefragt, was K-Pop so besonders macht.
K-Pop-Stars sind häufig Multitalente: Sie singen, tanzen, schauspielern und modeln
Die südkoreanische Sprachlektorin weiß: Unter „K-Pop“ versteht man in Deutschland und Europa etwas anderes als in Südkorea. Während vor Ort jede Popmusik unter K-Pop fällt, bezeichnen deutsche Fans vor allem „Idol Groups“ als K-Pop-Bands. Dabei handle es sich um Boy- oder Girlbands, deren Mitglieder über Jahre hinweg trainiert werden.
„Häufig sind sie neben der Musik auch im Schauspiel tätig oder modeln“, sagt Nielbock-Yoon. Lang bevor Fans die Namen ihrer Idole in ausverkauften Hallen kreischen, halte man in großen Agenturen wie JYP oder SM Castings ab, bilde die Ausgewählten in zugehörigen Zentren im Tanzen, Singen, Schauspielen und im Umgang mit Journalistinnen und Journalisten aus.
K-Pop: „Alles muss perfekt sein“
„Alles muss perfekt sein“, sagt die Dozentin. Mit einer Karriere als Idol ginge daher viel Druck einher. In der Vergangenheit haben K-Pop-Stars wie Eric Nam oder BM in Interviews über die negativen Auswirkungen auf ihre Gesundheit gesprochen. Doch was für die Idole Stress bedeutet, ist für Fans Teil der Faszination: „Die Choreographien auf der Bühne sind extrem synchronisiert“, beschreibt die Dozentin. „Das Maß an Präzision beeindruckt viele.“
Auch interessant
Auch die enge parasoziale Beziehung zwischen Stars und Fans sei ein Alleinstellungsmerkmal von K-Pop-Bands: Durch sogenannte Fancams können Hörerinnen und Hörer ihr Lieblingsmitglied während großer Live-Auftritte in Nahaufnahme beobachten. „So können die Stars mit den Fans interagieren, es gibt quasi keine Grenzen.“
Idol Groups bieten Fans rundum gute Unterhaltung: Mit „Survival Shows“, Livestreams und Fancams
Selbstverständlich stecke dahinter auch eine Marketingstrategie, räumt Nielbock-Yoon ein. Idole sehe man nicht nur auf der Bühne, sondern auch in südkoreanischen Drama-Serien, Live-Streams und Shows, in denen sich die Bandmitglieder vermeintlich persönlicher zeigen. Immer häufiger werden K-Pop-Bands bereits vor der Kamera gegründet: Potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten für Idol Groups treten in „Survival Shows“ gegeneinander an – wer „überlebt“, ist Teil der Band.
RUB-Dozentin Nielbock-Yoon bekommt den K-Pop-Hype beruflich zu spüren: Die Fachrichtung Koreanistik innerhalb der Ostasienwissenschaften werde seit Jahren beliebter. Inzwischen unterrichtet die Sprachlektorin auch an der Universität Duisburg-Essen. Bei vielen erwachse aus dem Interesse an südkoreanischer Musik auch eines an Sprache und Kultur des Landes.
Auch interessant
Südkorea selbst bezeichnet K-Pop als Herzstück von „Hallyu“, der südkoreanischen Welle, die hiesige Kultur in die Welt tragen soll. Laut der staatlichen Organisation „Korea Foundation“ haben popkulturelle Exportschlager wie K-Pop, K-Drama und K-Beauty – also südkoreanische Hautpflege – im vergangenen Jahr 224 Millionen Fans weltweit erreicht, 260.000 davon in Deutschland.
K-Pop als Spiegel der südkoreanischen Gesellschaft
Da kommt es wenig überraschend, dass K-Pop-Stars und der Umgang mit ihnen wie ein Spiegel der südkoreanischen Gesellschaft sind: Verhalten sie sich anders als von ihnen erwartet – wenn sie etwa trotz Dating-Verbot daten –, geht die Öffentlichkeit der Sprachlektorin Nielbock-Yoon zufolge häufig hart mit ihnen ins Gericht: „Von Personen in der Öffentlichkeit wird in Korea ein vorbildliches Image erwartet.“