Essen. In der Essener Lichtburg gab der Star-Schauspieler ein Gastspiel mit den Gedichten aus der „Hauspostille“ des Meisterlyrikers.

Essen Brechts „Hauspostille“ aus den späten 20er-Jahren ist seine wildeste Gedichtsammlung. Kaum etwas vom Dichter der Lehrstücke und des Verfremdungseffekts würde also besser passen zu einem der wenigen Originalgenies unserer Bühnenwelt wie Lars Eidinger. So steht er nun seit gut zwei Jahren ein ums andere Mal auf den Bühnen dieser Republik mit der „Hauspostille“ in der Hand vor einfarbigem Giftgrün und muss, mindestens am Anfang, gar nicht hineinschauen, denn der Anfang ist gesungen. Das war auch am Mittwochabend in der gut gefüllten Essener Lichtburg so.

Lars Eidinger wird kongenial begleitet von Hans Jörn Brandenburg

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Und auch wenn Brecht in seinen Versen mit Widerhaken nicht sparte, so werden sie doch mit Lars Eidinger stimmig und gewinnen im Rhythmus an Farbe. Nein, anders als sein schwarzer Anzug ist Brecht keineswegs eine Nummer zu groß Eidinger. Er bringt Leben in den Klassiker, den Alabama-Song, den Mackie Messer und die „Kindsmörderin Marie Farrar“. Es ist nicht nur Brechts Hinwendung zu den Außenseitern, auch seine Sprache macht seine Gedichte modern – wenn Lars Eidinger sie spricht, hört man sie auch gegenwärtig.

Lesung Lars Eidinger
Lars Eidinger wurde in der Lichtburg Essen nicht nur am Klavier von Hans Jörn Brandenburg. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Was nicht zuletzt das Verdienst des Multi-Instrumentalisten Hans Jörn Brandenburg, der selbst die Orchester-Musik von Weill mit sparsamen Mitteln, aber vielen diversen Instrumenten ins Heute holt. Seine „Hauspostille“ solle „nicht sinnlos hineingefressen werden“, schrieb Brecht im Vorwort, und an diesem Abend war sie trotz der spartanischen Bühne überaus sinnlich dargereicht – und doch ein Brocken, an dem man noch eine Weile zu kauen hat. „Es empfiehlt sich“, so Brecht weiter, „nicht zuviel davon auf einmal zu lesen.“ Aber hören kann man gar nicht genug davon. red

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Weitere Termine: Schauspielhaus Bochum, 21. Dezember, 16 und 19:30 Uhr; Konzerthaus Dortmund, 26. Januar, 18 Uhr.