Essen. Bühnen der Region setzen zum Beginn der Spielzeit auf Kassenknüller. „Zauberflöte“ und „Traviata“ sollen wieder mehr Publikum locken.
Altgediente Zuschauer wissen es: Nie ist die Hoffnung auf allergrößte Bühnenkunst so groß wie – vor der Öffnung des Vorhangs. In der letzten Saison haben sich nicht alle Opernhäuser mit Ruhm bekleckert. Umso auffälliger, dass mit Essen und Dortmund zwei große Institutionen mit dem in die Spielzeit gehen, was der Kinomarkt Blockbuster nennt, Ältere würden das schöne Wort vom Kassenknüller wählen.
„Die Zauberflöte“: mehr populäre Oper geht kaum. Die Geschichte ist trotz philosophischer Grundierung ein warmherziges Märchen für alle, nach wie vor in den Rankings des Deutschen Bühnenvereins ganz weit oben in der Publikumsgunst. Und es regnet („Der Vogelfänger bin ich ja...“, „In diesen heil’gen Hallen“) Ohrwürmer. Umso gespannter darf man sein, ob die Mozart-Rechnung für das Essener Aalto-Theater aufgeht, es ist höchste Zeit. Längst ist Intendantin Fahrholz auch in den eigenen Reihen nicht mehr unumstritten, ein Renner über Musical-Niveau hinaus muss her. Ob Regisseurin Magdalena Fuchsberger, die in Hagens Theater bei Verdi auch schon mal die Akt-Reihenfolge auf den Kopf stellte, das bewältigt? Wir wollen nicht ohne Hoffnung sein. Premiere ist am 14. September, 19h. Es gibt (auch das war am Essener Haus einst undenkbar gewesen) sogar noch Karten (17-80€): Tel. 0201-8122200.
Bühnenrivale Dortmund setzt zum Spielzeitauftakt kein geringeres Lockmittel zur Publikumsgewinnung ein. „La Traviata“ ist eine der unangefochtenen Meisterwerke Giuseppe Verdis. Freilich hat die letzte Inszenierung des Hauses die Latte extrem hoch gelegt: Tina Lanik leuchtete damals brutal und theatralisch packend den Abstieg eines Partygirls in einer wankelmütigen Spaßgesellschaft aus. Was wird der Regisseur Vincent Boussard in dem Kurtisanenschicksal lesen? Wir wissen noch nichts über sein Dortmunder Debüt, wohl aber, dass die Besetzung der Titelrolle zu schönsten Hoffnungen berechtigt. Intendant Heribert Germeshausen hat sie seiner Gemahlin Anna Sohn übertragen, die in der letzten Spielzeit als Puccinis „La Bohème“ das Publikum zu Tränen rührte. Premiere: 15. 9, 18h, auch hier sind noch Karten in allen Kategorien zu haben (21-74€), Telefon 0231-5027222
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Wir würden es nicht wagen, Gelsenkirchens Eröffnungsinszenierung auf der großen Bühne größenwahnsinnig zu nennen. aber natürlich weiß auch Intendant Michael Schulz, dass an der Kasse seines Musiktheaters im Revier (MiR) sich keine Schlange bis zum Hans-Sachs-Haus bilden wird, wenn die zeitgenössische Oper der finnischen Komponistin Kaija Saariaho die Saison einläutet. Deren deutschsprachige Erstaufführung „Innocence“ kreist um die langen Schatten eines Amoklaufs. Das MiR verspricht ab 28.9. „Große Oper im Kinoformat!“ Bei Kinoformat fällt uns allerdings eher die erste Premiere im Kleinen Haus ein. Kennen Sie noch das „Feed me!“ von Audrey? Das war die menschenverschlingende Pflanze, die in einer herrlichen Kino-Klamotte vor fast 40 Jahren aus einem abgewirtschafteten Blumenladen eine florierende Mordsgaudi im Musical-Gewand machte. „Der kleine Horrorladen“ (Premiere 14.9, Restkarten) wird von jenem Carsten Kirchmeier inszeniert, dem im Haus letzte Spielzeit mit „Hello, Dolly!“ der Magnet der Saison gelang.
Und Duisburg? Muss sich gedulden. Die Premiere „Nabucco“ kommt zunächst beim Partner der Theater-Ehe heraus: Verdis Gefangenenchor erklingt ab 15.9. vorerst in Düsseldorfs Rheinoper.